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Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung

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7 Handlungsempfehlungen<br />

<strong>und</strong> höhere primäre Kaiserschnittraten zu Beginn <strong>und</strong> Ende der Werkwoche weisen darauf hin,<br />

dass dem Argument der Planbarkeit in der Geburtshilfe tatsächlich eine besondere Bedeutung<br />

zukommt.<br />

Finanzielle Nachteile<br />

natürlicher Geburten<br />

mindern …<br />

Aus dem Kreis der Reviewerinnen <strong>und</strong> Reviewer wurde darauf hingewiesen, dass neben den<br />

forensischen auch die geschilderten betriebswirtschaftlichen Erwägungen zu den stärksten<br />

Antriebskräften der steigenden Kaiserschnittrate gehören. Insofern wäre es sinnvoll, nach Wegen<br />

zu suchen, die betriebswirtschaftlichen Nachteile der natürlichen Geburt abzumildern. Welche<br />

konkreten Ansätze diesbezüglich denkbar wären, die gleichzeitig mit der bestehenden Systematik<br />

der Vergütung von stationären Leistungen vereinbar sind, müsste in einer vertiefenden Untersuchung<br />

geprüft werden.<br />

… <strong>und</strong> dafür<br />

Einspareffekte nutzen<br />

Mit dem steigenden Anteil der <strong>Kaiserschnittgeburten</strong> erhöhen sich schrittweise auch die Kosten<br />

der stationären Geburtshilfe. In Abschnitt 2.3 wurde an Beispielrechnungen illustriert, welche<br />

Einspareffekte sich mittelfristig bei einem geringeren Kaiserschnittniveau (<strong>und</strong> stabiler Qualität<br />

der geburtshilflichen Versorgung) ergeben könnten. Wenn die Kaiserschnittrate in Deutschland<br />

(bezogen auf die 656.390 Geburten in den Gr<strong>und</strong>daten der Krankenhausstatistik) im Jahr 2010<br />

statt der tatsächlichen 31,9 % nur bei 25 % gelegen hätte <strong>–</strong> also einem Wert, der noch um das<br />

Jahr 2005 herum beobachtet wurde <strong>–</strong>, dann wären die Ausgaben der Krankenversicherer um<br />

ca. 52,5 Mio. Euro geringer ausgefallen. Der vorübergehende Einsatz eines Teiles dieser potenziell<br />

frei werdenden Mittel als Stimulus für eine Erhöhung des Anteils vaginaler Geburten stellt<br />

lediglich ein interessantes Gedankenspiel dar. Das derzeitige Vergütungssystem beinhaltet keine<br />

hier anwendbaren Elemente, mit denen erprobt werden könnte, ob die Veränderung monetärer<br />

Anreize auch zu einer Veränderung der Geburtsmodi führt. Eine konkrete Handlungsempfehlung<br />

lässt sich für diesen Zielbereich daher nicht ableiten.<br />

Klagen bei Schäden für Mutter <strong>und</strong>/oder Kind<br />

Kaiserschnitt bei<br />

Rechtsstreit sicherer<br />

Die Sorge vor möglichen Schadensersatzklagen wird von praktisch tätigen Geburtshelfern als eine<br />

sehr wesentliche Ursache für eine zunehmend defensive Geburtshilfe <strong>und</strong> die damit steigende<br />

Kaiserschnittrate angeführt. Die gerichtliche oder außergerichtliche Erfolgswahrscheinlichkeit für<br />

Ärztinnen/Ärzte <strong>und</strong> Kliniken läge nahezu regelhaft dann deutlich höher, wenn eine Geburt per<br />

Kaiserschnitt erfolgt ist. Der Verlust interner <strong>und</strong> externer Reputation, finanzielle Einbußen <strong>und</strong><br />

steigende Versicherungsprämien stellen eine nachvollziehbare Bedrohungskonstellation dar.<br />

Verbindliche Leitlinie<br />

erhöht Rechtssicherheit<br />

Eine defensive Vorgehensweise ist umso eher plausibel, wenn klare <strong>und</strong> verbindliche Leitlinien<br />

zur Indikationsstellung fehlen, an denen sich auch die Rechtsprechung im Zweifelsfall orientiert.<br />

Insofern wäre die bereits angesprochene Empfehlung zur <strong>Entwicklung</strong> einer S3-Leitlinie auch in<br />

Bezug auf die forensischen Aspekte eine sinnvolle Maßnahme.<br />

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