Scan (50 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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werb (BML 1986), die Uferprogramme und -pläne verschiedener<br />
Bundesländer, Wintersportkonzepte u.a.m .. Eine synoptische<br />
Übersicht oder strukturierende Systematik, <strong>für</strong> welche typischen<br />
Konfliktsituationen welche Lösungsmodelle angebracht<br />
sind und welche Erfahrungen damit gemacht wurden,<br />
liegt jedoch nicht vor. Aufgrund bisheriger Erfahrung klar geworden<br />
ist aber, daß-soweit von einer naturschutzorientierten<br />
Sanierung nicht nur Interessen von Erholungsuchenden, sondern<br />
auch kommerziell touristische betroffen werden - Erfolge<br />
nur sehr schwer, in der Regel nur mit hohem Finanzmitteleinsatz<br />
zu erzielen sind. Sofern keine Freizeiteinrichtungen verlagert,<br />
sondern lediglich deren Nutzungsintensität auf ein landschaftsverträgliches<br />
Maß abgesenkt werden müssen, kann die<br />
Steuerung der Nachfrage per Öffentlichkeitsarbeit erfolgen. So<br />
ist beispielsweise <strong>für</strong> den Naturpark Hochtaunus ein ökologisch<br />
orientiertes Wintersportkonzept entwickelt worden, das die<br />
Nachfrageströme jeweils aus der aktuellen Lage heraus über<br />
Rundfunkdurchsagen leitet (HERPEL, Veröffentlichung in Vorbereitung).<br />
Steuerungsaufgabe<br />
Die Erholungsuchenden, Ausflügler, Sportler entscheiden letztlich,<br />
welche Einrichtungen sie wann, wo, wie oft und wie lange nutzen<br />
wollen. Sie tun dies unter dem Einfluß des Freizeitangebotes. Die<br />
Steuerungsaufgabe der Landschaftspflege umfaßt somit sowohl<br />
die Nachfragelenkung, indem sie die Erholungsuchenden auf geeignete<br />
Flächen zu lenken versucht, als auch die Angebotslenkung,<br />
indem die Anbieter beraten werden. In beiden Fällen handelt<br />
es sich regelmäßig um Empfehlungen im Rahmen der ökologisch<br />
orientierten ordnungspolitischen Aufgabe der Landschaftspflege.<br />
Die Landschaftspflege muß hier<strong>für</strong> insbesondere die folgenden<br />
Schritte vollziehen:<br />
- Trends erfassen. Ebenso wie bei den Grundlagendaten über<br />
Freizeiteinrichtungen bestehen große Lücken bei Informationen<br />
über Tendenzen der Freizeitnutzung der Landschaft. Der<br />
Naturtrend in Sport und Freizeit ist zwar als solcher erkennbar,<br />
j edoch nicht quantifizierbar hinsichtlich seiner Auswirkungen.<br />
Sind z.B. die gewaltigen Steigerungen im Verkauf von Mountain<br />
Bikes ( 1987unter100.000, 1988 mehr als 7<strong>50</strong>.000 Stück) bereits<br />
als Aufforderung an die Landschaftspflege zu werten, räumliche<br />
Ordnungskonzepte zu entwerfen? Inwieweit 'trägt' der<br />
Trend zu Erholung und Sport in der Wohnungs- und Stadtnähe<br />
und erfordert planerische Prävention, z.B. in Form lokal-peripherer<br />
Schwerpunktbildung? Um Trends zu erfassen, muß der<br />
Informationsaustausch zwischen Sport, Tourismus, Freizeitindustrie<br />
und Landschaftspflege intensiviert und möglichst institutionalisiert<br />
werden. Einzelne Maßnahmen wären z.B. Fremdenverkehrsentwicklungspläne<br />
und Sportbedarfspläne zu initiieren,<br />
Informationsgremien einzurichten, informelle Beteiligung<br />
bei formalen Verfahren der Landschaftsplanung u.a.m.<br />
- Qualitätsziele vorgeben und über Steuerungsbedarf entscheiden.<br />
Hinsichtlich der Vorgabe von Qualitätszielen herrscht noch<br />
weitverbreiteter Mangel. Ebenso bei Schutzzielen des Naturschutzes;<br />
insbesondere was Landschaftsschutzgebietsverordnungen<br />
anlangt wären klarere Angaben nötig, die auch, ohne<br />
daß die Gerichte bemüht werden müssen, abschätzen lassen,<br />
ob oder in welchem Umfang Freizeiteinrichtungen zugelassen<br />
werden können. Im Gegenzug sollten auch <strong>für</strong> Freizeiteinrichtungen<br />
soweit möglich qualitative Standards bestimmt werden,<br />
wie es z.B. mit der Definition . landschaftlicher" Golfplatz erfolgt<br />
Ist. Hierin eingeschlossen sollten Grenzwerte der Nutzungsintensität<br />
sein, um die üblichen wirtschaftlichen Konzentrationsund<br />
lntensivierungstendenzen von Freizeiteinrichtungen zu<br />
beschränken. Steuerungsbedarf ist aus der Diskrepanz zwischen<br />
Naturschutz- und Freizeitzielen abzuleiten.<br />
- Potentiale bestimmen. Erholungseignungsbewertungen wurden<br />
zeitweilig als Beihilfe <strong>für</strong> Eingriffsplanungen kritisiert. Inzwischen<br />
ist erkennbar geworden, daß es günstiger ist, Kommunen<br />
und sonstige potentielle Anbieter von Freizeiteinrichtungen<br />
vorab über geeignete Standorte zu beraten, als im nachhinein<br />
langwierige Auseinandersetzungen um Nachbesserungen am<br />
ungeeigneten Standort führen zu müssen.<br />
- Prinzipien der Steuerung entwickeln. Prinzipien können z.B.<br />
aus den o.g. Anforderungen des Arten- und Biotopschutzes sowie<br />
der Erholungsvorsorge und des Fremdenverkehrs an die<br />
Konzentrationsstrategie abgeleitet werden. Von den vielschichtigen<br />
Möglichkeiten stichwortartig genannt seien als Beispiele:<br />
Multifunktionalität und Konzentration von Einrichtungen des<br />
primären Bedarfs anstreben, Standortaufwertung im freizeitfunktionalen<br />
wie im ökologischen Sinn fördern, Angebotsentwicklung<br />
durch Potentialbestimmung lenken, Privilegieren und<br />
Delegieren. Letztgenanntes Beispiel beinhaltet, bestimmten<br />
Nutzern der Landschaft, sei es ein Flugsportverein, Golfclub<br />
oder Campingplatzhalter, mit Nutzungsrechten auch Pflegepflichten<br />
zu übertragen, um so die Koordinierung von Nutzungs-<br />
und Schutzzielen auf kooperative Weise zu bewerkstelligen.<br />
Selbstverständlich spielt die Erschließung eine besonders gewichtige<br />
Rolle innerhalb der Steuerungsprinzipien. Die Förderung<br />
des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs ist in diesem Zusammenhang<br />
schon eine tradierte Forderung; aber angesichts<br />
der im Freizeitverkehr vorherrschenden Ignoranz sich abzeichnender<br />
Katastrophen (Waldschäden und Klimaschock) muß die<br />
„Abkehr vom Motorisierungszwang in der Freizeit" zum Primat<br />
erhoben und durch geeignete Verteilungsmuster <strong>für</strong> Freizeiteinrichtungen<br />
umgesetzt werden.<br />
Realisierungsaufgabe<br />
Das vorhandene planerische Instrumentarium der Landschaftspflege<br />
reicht aus, um die Bildung räumlicher Schwerpunkte <strong>für</strong> Freizeiteinrichtungen<br />
und - bei übergeordneter Sichtweise - um Zonierungssysteme<br />
<strong>für</strong> Naturschutz und Freizeit und Erholung vorzubereiten.<br />
Unter anderem liegen vor<br />
Pläne zur Zonierung von Naturparken mit Kernzone <strong>für</strong> ruhige<br />
Erholung, Übergangszone <strong>für</strong> Spiel und Sport in der Natur und<br />
Randzone mit schwerpunktmäßiger Erschließung<br />
- das Konzept zur Zonierung der Erholungslandschaft mit Kulissenräumen,<br />
Naturerholungsgebieten und Tabugebieten<br />
(SCHEMEL 1987)<br />
- landesplanerische Zonierungen mit Entwicklungs-, Ordnungs-<br />
und Gestaltungsräumen<br />
- Klein räumige Zonierungskonzepte <strong>für</strong> bestimmte Landschaftsteile<br />
wie Gewässer oder Wälder.<br />
Sie könnten um die unter der 'Steuerungsaufgabe' angedeuteten<br />
Leitvorstellungen erweitert und zu einem umfassenden räumlichen<br />
Pianwerk aufbereitet werden. Allerdings sind die bisherigen<br />
Erfahrungen bei der Umsetzung von Zonierungskonzepten wenig<br />
ermutigend. Es bedarf großer Anstrengung, um die politische Basis<br />
so zu verstärken, daß Ruhe- und Tabuzonen als Gegenpole zu Einrichtungsschwerpunkten<br />
durchsetzbar werden. Ein wichtiger<br />
Schritt auf dem Weg zur Verwirklichung der Konzepte ist deshalb<br />
die Beseitigung von Hemmnissen bzw. die Förderung breiterer Akzeptanz:<br />
- Herausarbeitung und Bündelung konformer Interessen zwischen<br />
Landschaftspflege und<br />
• Tourismus. Beispiele wie und auf weichen lnteressensgebieten<br />
dies geschehen kann, zeigen der Forschungsauftrag<br />
des BMU: . Landschaftserhaltung durch Tourismus" und die<br />
ebenfalls von SCHEMEL <strong>für</strong> den ADAC (1988) bearbeitete<br />
Veröffentlichung: Tourismus und Landschaftserhaltung.<br />
• Sport. Bei Verbänden landschaftsorientierter 'Natursportarten'<br />
wächst die Einsicht, daß die Möglichkeit, seinem Sport<br />
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