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Scan (50 MB) - Deutscher Rat für Landespflege

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tet daher auf eigene Hochrechnungen darüber, wieviel Fläche<br />

künftig noch benötigt wird.<br />

Werden in bestehenden, bislang eher extensiv genutzten Grünanlagen<br />

Möglichkeiten <strong>für</strong> intensivere Erholungsnutzung (z. B. Tennis,<br />

Sportanlagen) geplant, so gibt es nicht selten Konflikte mit dem<br />

Naturschutz. Aber auch die Anlage neuer Spiel- und Sportplätze in<br />

der Nachbarschaft von Wohngebieten ist schwierig geworden, da<br />

viele Anlieger die von dort ausgehenden Lärm-und anderen Emissionen<br />

nicht mehr hinnehmen wollen.<br />

Viele Städte sind dazu übergegangen, am Stadtrand frei werdende<br />

Flächen (z. B. Kiesabbaugebiete, landwirtschaftliche Flächen) <strong>für</strong><br />

die Einrichtung größerer Erholungsanlagen zu nutzen. Insbesondere<br />

neu geschaffene Wasserflächen sind sehr attraktiv <strong>für</strong> die<br />

stadtnahe Erholung, lassen sich doch dort Aktivitäten, wie Baden,<br />

Angeln, Bootfahren, Surfen, Radfahren am Uferrand, gut ausüben.<br />

An sonnigen, warmen Wochenenden im Sommer sind aber solche<br />

neu angelegten Gebiete häufig überlastet.<br />

Es kann nicht verwundern, wenn heute aufgrund der ungünstigen<br />

Lebensverhältnisse in den Städten, wie z. B. fehlender Naturnähe,<br />

verbunden mit Umweltbelastungen, wie z. B. Lärm und monotonen<br />

Bauweisen der Wohn- und Industriebauten, die Stadtbewohner<br />

wesentlich höher am Naherholungs-und am Urlaubsverkehr beteiligt<br />

sind als die ländliche Bevölkerung 8 1, denn viele Städte haben es<br />

versäumt, rechtzeitig eine gezielte Freizeitentwicklungsplanung<br />

auf der Grundlage fundierter Bedarfs- und Angebotsanalysen in<br />

die Wege zu leiten. Fehlende Lösungen in der Stadtplanung sind eine<br />

der Ursachen <strong>für</strong> die Probleme in der freien Landschaft.<br />

2. 1.2 Freizeit und Erholung in der Kulturlandschaft<br />

Freizeit und Erholung an Gewässern<br />

Vom Erlebnis der Landschaft als landschaftsästhetischem Element<br />

bis hin zur Badenutzung können am Gewässer eine Vielzahl<br />

von sportlichen Aktivitäten (Segeln, Surfen, Rudern, Angeln, Wildwasserfahren<br />

etc.) ausgeübt werden. Dies macht verständlich, warum<br />

die Ansprüche an und der Druck auf unsere Gewässer zugenommen<br />

haben. Die Folge sind Überlastungserscheinungen, die<br />

sich vor allem äußern<br />

a) in einem Mißverhältnis von Gewässergröße und Erholungsnachfrage;<br />

viele aquatische Ökosysteme sind zu klein, um die<br />

mit dem Erholungsverkehr verbundenen Belastungen (Eutrophierung,<br />

Trittschäden, Störung der Tierwelt, Zerstörung von<br />

Vegetationsbereichen) ausgleichen zu können; dies gilt <strong>für</strong><br />

stark frequentierte Badeseen ebenso wie <strong>für</strong> die Zunahme des<br />

Angelsports an stehenden oder fließenden Gewässern;<br />

b) in einer wachsenden Anzahl von Sportgeräten; kaum eine Freizeitaktivität<br />

hat in den vergangenen Jahren eine ähnliche Entwicklung<br />

erfahren wie das Windsurfen; hohe Dichten von Surfern<br />

und mangelndes Beherrschen des Sportgeräts führen immer<br />

wieder dazu, daß die empfindlichen Vegetationsbereiche<br />

(z. B. Röhrichte) befahren und damit zumindest gestört, wenn<br />

nicht auf Dauervernichtetwerden; ähnliches gilt <strong>für</strong> Segelboote,<br />

die immer größer und aufwendiger werden.<br />

Nach einer Untersuchung von VOSS und HATZFELD 9 l waren im<br />

Jahre 1982 allein in Nordrhein-Westfalen ca. 6 700 stehende Gewässer<br />

über 4 ha Größe, ca. 480 km Binnenwasserstraßen und ca.<br />

1 680 km ganzjährig befahrbare Kleinflüsse <strong>für</strong> den Wassersport<br />

verfügbar.<br />

aus. So entstanden schon früh zahlreiche Bade- und Kurorte an der<br />

Nord- und Ostseeküste; die Nordsee ist immer noch das beliebteste<br />

inländische Feriengebiet. Die in den letzten Jahrzehnten aufgebaute<br />

Fremdenverkehrs-Infrastruktur (Hotelkomplexe, Ferienwohnungen,<br />

Zweitwohnsitze, Campingplätze, Schwimmbäder, Bootshäfen<br />

usw.) ermöglichte ständig steigende Übernachtungszahlen,<br />

hat aber gleichzeitig große Probleme, z. B. im Bereich der Trinkwasserversorgung<br />

und der Abfallentsorgung, insbesondere <strong>für</strong> die<br />

Nordseeinseln gebracht. Die Dünen sind als eines der ökologisch<br />

empfindlichsten Systeme der Nordseeinseln durch touristische<br />

Nutzungen (z. B. Betreten, Lagern, Belastung durch Abfälle) außerordentlich<br />

gefährdet; ihre Sicherung erfordert heute viel Aufwand.<br />

Der hohe private Sportbootverkehr läßt sich nur schwer kontrollieren;<br />

bereits seit mehr als zwei Jahren wird versucht, eine Befahrensregelung<br />

(Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und<br />

Reaktorsicherheit, Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr) zu erarbeiten,<br />

um die im Nationalpark Wattenmeer vorgesehenen Schutzzonen<br />

<strong>für</strong> die Tier- und Pflanzenwelt durch Lenkungsmaßnahmen freihalten<br />

und mehr Kontrolle ausüben zu können. Die Arbeiten an dieser<br />

Regelung verlaufen nicht zuletzt wegen des Widerstandes der<br />

Sportverbände sehr schleppend. Um die Nord- und Ostseeküste<br />

attraktiv zu erhalten, können Steigerungen im Erholungsverkehr<br />

nicht weiter angestrebt werden; vielmehr gilt es, sorgfältig ausgearbeitete<br />

Lenkungsprogramme zu entwickeln, um die Reste von Natur<br />

und Landschaft in ihrer typischen Ausprägung zu erhalten.<br />

Freizeit und Erholung in waldreichen Mittelgebirgslandschaften<br />

Verglichen mit den Entwicklungen am Wasser erscheinen die Probleme,<br />

die sich aus Naherholung und Fremdenverkehr in den bewaldeten<br />

Mittelgebirgen ergeben, eher gering. Der hohe Erschließungsgrad<br />

insbesondere der öffentlichen Waldungen mit befestigten<br />

Forstwirtschaftswegen, die als Wanderwege sehr geschätzt<br />

sind, erlaubt einerseits eine relativ hohe Besucherdichte, andererseits<br />

werden hierdurch Besucherlenkung und -verteilung möglich.<br />

Die vordringlich der Naherholung dienenden Wälder im Einzugsbereich<br />

von Verdichtungsräumen sind stellenweise mit Schutzhütten,<br />

Rastplätzen, Spielplätzen, Liegewiesen, Wildschaugattern<br />

u.a.m. in den 60er und 70er Jahren - dem Zeitgeist entsprechend<br />

- zu großzügig ausgestattet worden; hohe Fehlinvestitionen sind<br />

jedoch schon wegen des beim Bau der Erholungseinrichtungen<br />

verwendeten Werkstoffes Holz und seiner kurzen Abschreibungsfrist<br />

nicht geschehen. Heute besteht die Möglichkeit, durch Überprüfung<br />

der Erholungskonzepte zu weitgegangene Erschließungen<br />

durch Rücknahme der Beschilderung oder Verzicht auf einen<br />

hohen Standard der Wegeunterhaltung zu berichtigen. Solche Korrekturen<br />

sind vor allem auch im Bereich des Skilanglaufs notwendig,<br />

wo die Loipen noch konsequenter an störanfälligen Biotopen<br />

und Schutzgebieten vorbeigeführt werden müssen.<br />

Gleichzeitig kann und muß die Information durch eine neue Generation<br />

von Lehrpfaden (und Führungen) verbessert werden. Anstelle<br />

der alten Waldlehrpfade muß das ganze Spektrum der Ressourcen-,<br />

Naturschutz- und Umweltproblematik vermittelt werden. Zu<br />

bedenken ist allerdings, daß die teuren Einrichtungen von Lehrpfaden<br />

oft der mutwilligen Zerstörung zum Opfer fallen und dann wirkungslos<br />

werden.<br />

Wichtig ist auch die Erkenntnis, daß die Jandschaftsbetonte Erholung<br />

weit mehr von ästhetischen und emotionalen Bezügen lebt als<br />

von künstlich gestalteten. Dem waldbaulichen Bemühen um einen<br />

vielgestaltigen und erlebnisreichen Wald kommt daher ganz besonderes<br />

Gewicht zu, und dies um so mehr, als häufig die landwirt-<br />

Freizeit und Erholung an der Nord- und Ostseeküste<br />

Die Meeresküsten, insbesondere die Inseln und das Watt des<br />

Nordseeküstenbereiches, üben schon seit der Mitte des vorigen<br />

Jahrhunderts eine große Anziehungskraft auf Erholungsuchende<br />

8) siehe hierzu auch: Der <strong>Rat</strong> von Sachverständigen <strong>für</strong> Umweltfragen<br />

(1988): Umweltgutachten 1987, Abschnitt 3.5 .Umwelt, Freizeit und<br />

Fremdenverkehr"<br />

9) VOSS, J., und HATZFELD, F. (1981 ): Wassersportanlagen in Nordrhein­<br />

Westfalen. Schr.-R. Landes- u. Stadtentwicklung des Landes Nordrhein-Westfalen.<br />

Inst. f. Landes- und Stadtentwicklung NW, Bd. 1.028<br />

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