Scan (50 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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Ulrich Ammer, Ulrike Pröbstl, Günter Weber<br />
Naturschutzgebiet Osterseen -<br />
Strategien zur Lösung des Zielkonfliktes zwischen Naturschutz und Erholung<br />
Einleitung<br />
Weitgehend unberührte und wenig veränderte Landschaftsteile<br />
üben auf die Erholungsuchenden besonders aus dem städtisch<br />
geprägten Siedlungsraum eine große Anziehungskraft aus. Die zunehmende<br />
Organisation des Urlaubs- und Erholungsverkehrs und<br />
die Lenkung der Besucherströme in eigens da<strong>für</strong> geschaffene<br />
Zentren wird häufig als Einengung der persönlichen Freiheit empfunden.<br />
Hinzu kommt ein steigendes Interesse der Bevölkerung an<br />
der „Natur", dem Beobachten von Tieren, dem Erlebnis von Ruhe<br />
und Einsamkeit (vgl. HARTMANN 1982, PRÖBSTL 1988).<br />
Auf der anderen Seite sind diese naturnahen Bereiche gerade in<br />
größerem Flächenzusammenhang - dies gilt besonders <strong>für</strong><br />
Feuchtgebiete - selten geworden. Nach Ansicht vieler Naturschützer<br />
erfordern die seltenen Tier- und Pflanzenarten dieser Gebiete<br />
ein völliges .Aussperren" des Erholungsuchenden zum<br />
Schutz der Natur.<br />
Am Beispiel des Naturschutzgebietes Osterseen soll der Zielkonflikt<br />
zwischen Naturschutz und Erholung dargestellt werden. Im<br />
Mittelpunkt steht die Frage, ob Kompromisse und Lösungsmöglichkeiten<br />
bei größtmöglichem Schutz der seltenen Tier- und Pflanzenarten<br />
erreicht werden können.<br />
2 Die ökologische Bedeutung der Osterseen<br />
Das Naturschutzgebiet Osterseen liegt südlich des Starnberger<br />
Sees zwischen den Ortschaften Seeshaupt und lffeldorf (Abb. 1 ).<br />
Es ist ein typisches Beispiel <strong>für</strong> eine Eiszerfallslandschaft aus der<br />
Würmeiszeit. Ein einzigartiger Formenkomplex, entstanden aus<br />
abgetrennten Toteisblöcken und fluvioglazialen Kiesen der<br />
Schmelzwasserströme beim Rückzug des Starnberger Gletschers,<br />
prägt diese Landschaft. Dabei sind die charakteristischen<br />
geomorphologischen Formen - wie Terrassenflächen, Kesselfelder,<br />
Kameshügel und Oser -, bis heute gut in der Landschaft ablesbar.<br />
Das Naturschutzgebiet wird geprägt durch insgesamt 19<br />
Seen. Diese weisen im Vergleich zu anderen Seen ähnlicher Größe<br />
nur eine geringe Eutrophierung und eine verhältnismäßig schwache<br />
Verlandung auf. Diese Besonderheit ist auf den starken Grundwasserzutritt<br />
zurückzuführen. Die ständige Zufuhr von kalkreichem<br />
und nährstoffarmem Wasser aus Grundwassertrichtern oder<br />
durch flächenhaften Austritt verlangsamt die Seealterung und ist<br />
die Hauptursache <strong>für</strong> die pflanzensoziologisch hohe Bedeutung.<br />
Die Osterseen gehören zu den wenigen erhaltenen kalkreichen oligotrophen<br />
Gewässern. Das gesamte Naturschutzgebiet (1086 ha)<br />
setzt sich neben den Seen aus ausgedehnten Röhrichten (125 ha),<br />
baumfreien Hochmooren (260 ha), kleinflächigen Halbtrockenra-<br />
Abb. 1: Das Naturschutzgebiet „Osterseen".<br />
Freigegeben durch Reg. u. Obb.: 6 S 300/308/86<br />
(Foto: Ammer)<br />
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