Scan (50 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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schlucht am Rande des Schwarzwaldes, abseits von Autobahnen,<br />
empfiehlt sich das Gebiet <strong>für</strong> solche Maßnahmen. Dennoch zeigt<br />
sich bei eingehender Betrachtung, welch enge Grenzen solchen<br />
Maßnahmen in diesem Naturschutzgebiet gesetzt sind.<br />
Die 30 km lange Schlucht ist ein Naturphänomen. Sie vereinigt extreme<br />
Gegensätze; im Sommer beispielsweise das feuchtwarme<br />
Klima des Schluchtwaldes und die mediterranen Bedingungen<br />
steiler, trockener, sonnenzugewandter Felsen und Hänge. Am<br />
Schattenhang leben Organismen hochalpiner Regionen (LIEHL<br />
1971).<br />
Das Schutzgebiet ist 580 ha groß und soll auf ca. 900 ha erweitert<br />
werden. In den Nachkriegsjahren drohte der Schlucht der Bau eines<br />
Staudammes zur Energiegewinnung. Das Vorhaben konnte<br />
durch den Einsatz vieler Menschen verhindert werden. Die<br />
Schlucht wurde dadurch aus dem Dornröschenschlaf gerissen<br />
und weithin bekannt. Heute ist die Schluchtwanderung Bestandteil<br />
des Wanderprogrammes der Feriengäste, die im Umland untergekommen<br />
sind. Der Querweg über den Schwarzwaldkamm von Freiburg<br />
zum Bodensee führt durch die ganze Schlucht. Fachbücher<br />
und reich bebilderte Naturführer weisen auf den Reiz der Landschaft<br />
hin.<br />
Nach den Untersuchungen von HALL (1985) sind an Tagen mit<br />
Spitzenbesuch 4 <strong>50</strong>0 bis 5 000 Menschen unterwegs. Die von<br />
HALL erhobenen Besucherzahlen haben wir auf die Fläche übertragen.<br />
Es zeigt sich, daß große Teile der Schlucht Besucherdichten<br />
aufweisen, wie sie In großstadtnahen Erholungswäldern der<br />
hohen lntensitätsstufe vorkommen. Auf das ganze Schutzgebiet<br />
bezogen treten Besucherwerte auf, die dem Erholungswald von<br />
Freiburg gleichkommen (8,2 Besucher/ha an Tagen mit Spitzenbesuch).<br />
Unter den Schäden und Störungen durch den Besucherverkehr<br />
(AMMER 1983) sind vor allem zwei Auswirkungen bedeutsam. Vogelkundler<br />
weisen darauf hin, daß das Brutgeschäft seltener und<br />
gefährdeter Arten gestört wird. Es werden Wanderfalke, Gänsesäger,<br />
Eisvogel, Kolkrabe und Wasseramsel genannt. Die zweite Beeinträchtigung<br />
trifft die schützenswerte Vegetation. Immer wieder<br />
werden geschützte Pflanzen wie Märzenbecher gepflückt und mit<br />
nach Hause genommen. Eine Bedrohung der seltenen Arten ist<br />
aber nicht zu be<strong>für</strong>chten.<br />
Andere Schäden wie vegetationslose Flächen durch Trampelpfade<br />
oder Erosionserscheinungen sind nur gering verbreitet. Die steile<br />
Schlucht eignet sich im Gegensatz zum Feldberggebiet nur wenig<br />
zum freien Betreten außerhalb der Wege.<br />
Die Maßnahmen zum Schutz des Gebietes vor Einwirkungen der<br />
Besucher setzen am Gewässer an: Das Kanufahren soll eingeschränkt<br />
werden, und die Fischerei soll an bestimmten Bachabschnitten<br />
zusätzliche Auflagen erhalten. Die Besucherlenkung erfolgt<br />
in Absprache zwischen Naturschutz- und Forstverwaltung. In<br />
dert am meisten begangenen Abschnitten wird der Weg am Bach<br />
nur eiinseltig geführt. Zwei verhältnismäßig kleine Ruhezonen sind<br />
entstanden. Die Besucher werden um sie herum geführt. Ihnen<br />
werden steile Wege zugemutet (Abb. 7).<br />
Vom Ziel des Naturschutzgebietes ohne Besucher ist man weit entfernt.<br />
Es wäre aber auch einseitiger Naturschutz, wenn man die Besucher<br />
unter Mißachtung des Bekanntheitsgrades der Schlucht<br />
aussperren wollte. Es darf nicht übersehen werden, daß der Naturschutz<br />
selbst die Beliebtheit des Schutzgebietes gefördert hat und<br />
weiterhin durch reich bebilderte Naturführer aus seinen Reihen <strong>für</strong><br />
den Besuch der Schlucht wirbt. Aus einer kleinen Umfrage bei Be-<br />
®Löffingen<br />
< <strong>50</strong>0<br />
<strong>50</strong>0 - 1000<br />
1000 -1<strong>50</strong>0<br />
~1<strong>50</strong>0 Personen/ T311<br />
® Bonndorf<br />
0<br />
Abb. 7: Besucheraufkommen in einzelnen Abschnitten des Naturschutzgebietes Wutachschlucht (Schwarzwald) an Tagen mit Spitzenbesuch. Die Wegeführung<br />
im Naturschutzgebiet (gepunktete Linie) versucht die Belastungen durch Besucher zu lenken.<br />
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