Scan (50 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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Hans-Joachim Mader<br />
Belastung der Tierwelt durch Freizeit und Erholung<br />
Einleitung<br />
Das Bemühen des Menschen, sich von einem häufig sinnentleerten,<br />
ermüdenden Arbeitsprozeß zu erholen, ist verständlich und<br />
berechtigt. In dem Maße wie technische Hilfsmittel in die verschiedenen<br />
beruflichen Arbeitsgänge eingeführt werden, wird der<br />
Mensch von schwerer körperlicher Arbeit entlastet. Vielfach hat<br />
sich Arbeit zu einer vom Gehirn zu leistenden, einseitigen Steuerungs-<br />
und Routinearbeit entwickelt, die meist im Sitzen oder mit<br />
nur geringem Kraft- und Bewegungsaufwand abläuft und damit bei<br />
vielen Menschen das Bedürfnis nach körperlichem Einsatz, Bewegung<br />
und Abwechslung entstehen läßt.<br />
Weltweit, wenn auch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, verschiebt<br />
sich das Verhältnis von Arbeitszeit zu Freizeit zugunsten<br />
der Freizeit. FOURASTI~ (1966) prophezeite bereits Ende der 70er<br />
Jahre eine Gesellschaft, in der ein Mensch in seinem Leben durchschnittlich<br />
nur noch 40 000 Stunden(= 6 % der Lebenszeit) arbeitet.<br />
Wochenarbeitszeit und Anzahl der Urlaubstage sind regelmäßiger<br />
Gegenstand von Tarifauseinandersetzungen, wobei nur über<br />
Ausmaß und Geschwindigkeit der Arbeitsreduzierung gestritten<br />
wird, nicht aber über den Trend an sich.<br />
Freizeit und Erholung sind <strong>für</strong> viele Menschen die Bereiche mit bewußtem<br />
oder doch intensiverem Kontakt zur Natur. Dies ist weder<br />
verkehrt noch zu beklagen, sondern eher selbstverständlich und<br />
ganz normal. Allerdings haben vor allem ökonomische und technische<br />
Prozesse die Ausstattung und Qualität der natürlichen Ressourcen<br />
eingeschränkt, während die Zahl der Erholungsuchenden<br />
und die Intensität des dabei auftretenden Naturverbrauchs stetig<br />
wächst. Dies hat zu einer Vielzahl unterschiedlicher Konfliktbereiche<br />
geführt, die durch unzulässige Belastungen der Tier- und<br />
Pflanzenwelt oder auch ganz allgemein der natürlichen Ökosysteme<br />
gekennzeichnet sind. Von unzulässigen Belastungen kann jenseits<br />
jeder ökologischen oder Naturschutz-Argumentation geredet<br />
werden, wenn als Folge der Belastung Tier- und Pflanzenarten ver-<br />
schwinden, also auch als Element von Erholungsprozeß und Freizeitgestaltung<br />
entfallen. Ganz unbestritten hat der Mensch einen<br />
Anspruch auf Erholung und Gestaltung der Freizeit in der Natur. Es<br />
kann hier nur darum gehen, Fehlverhalten sowie quantitative und<br />
qualitative Fehlentwicklungen aufzuzeigen und Vorschläge <strong>für</strong> einen<br />
sorgsameren Naturkontakt auch im Bereich von Freizeit und<br />
Erholung zu machen.<br />
Die grundsätzliche Problemfrage .Freizeit und Erholung als Belastungsfaktoren<br />
in Natur und Landschaft" ist schon vielfach diskutiert<br />
worden. In zahlreichen Aufsätzen sind Teilaspekte des Themenkomplexes<br />
behandelt worden. Der kritische Teilbereich .Sport<br />
und Natur" war Gegenstand verschiedener Tagungen und Seminare<br />
(ANL 1983, Ev. Akademie Bad Boll 1984, Thomas Morus Akademie<br />
1984, ABN 1985, <strong>Deutscher</strong> Naturschutztag 1988). Über die<br />
Dichte der Fachliteratur gibt die Bibliographie ERZ et al. 1985, die<br />
nur als erste Literatursichtung verstanden werden will und den<br />
Jagdsport ausklammert, Auskunft.<br />
Das Thema ist kaum durch eine anklagende Sammlung von Fallbeispielen<br />
: Freizeitmensch contra Tier - weder in der Dokumentation<br />
von Extrembeispielen noch in dem vergeblichen Bemühen<br />
um weitestgehende Vollständigkeit - abzuhandeln. Vielmehr soll<br />
versucht werden, die unterschiedlichen Konfliktzonen systematisch<br />
zu ordnen und eine ökosystemar orientierte Wertung einzuführen,<br />
die auch als Argumentationshilfe <strong>für</strong> künftige Planungen<br />
und gesellschaftspolitische Steurerungsversuche dienen kann.<br />
2 Vor Ort<br />
Zu unterscheiden ist zunächst Erholung und Freizeitgestaltung,<br />
die sich im räumlichen Umfeld von Arbeiten und Wohnen abspielt,<br />
von dem immer mehr an Bedeutung gewinnenden Erholungs- und<br />
Freizeitsektor, der unter dem Stichwort Urlaub in der Regel mit großen<br />
Reisen verbunden ist.<br />
UNMITTELBARE BELASTUNGEN<br />
MITTELBARE BELASTUNGEN<br />
LANGFRISTIGE EFFEKTE<br />
--- Surfer<br />
Brutvögel<br />
Motocross<br />
Epigäische ----<br />
Parkplätze<br />
Lebensraumverlust<br />
Verkeh rswege<br />
Zerschne<br />
---<br />
Ferienparks<br />
Wochenendhaussied lu ngen<br />
im Schilf<br />
Fauna<br />
idung<br />
Strukturveränderung<br />
DIFFUSE / GLOBALE EFFEKTE<br />
Lärm, Abfall<br />
Unruhe<br />
Luft- und Gewässerverschmutzung<br />
--- Okosystembeeinträchtigung<br />
Abb. 1: Systematik der Belastungen durch Freizeit und Erholung mit Fallbeispielen<br />
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