Scan (50 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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Herbert Hamele<br />
Entwicklung des Tourismus<br />
So oder so<br />
Dene Urlauber is unser Landschaft wurscht: wenn ses aufgarbat<br />
ham, fahrns woanders hi! Uns Einheimische is unser Landschaft aa<br />
wurscht: wenn ma's aufgarbat ham, fahr ma in Urlaub!<br />
(Harald Grill, 1982)<br />
Wachstumsbranche Tourismus<br />
Weltweit ist seit den <strong>50</strong>er Jahren dieses Jahrhunderts der internationale<br />
Tourismus rapide angestiegen, wie die Zahlen der WTo·i<br />
von 19<strong>50</strong> bis 1985 eindrucksvoll belegen. Der grenzüberschreitende<br />
Tourismus zählte danach 19<strong>50</strong> etwa 40 Mio. Reisende, 1985 bereits<br />
330 Mio. Alleine in Europäische Länder sind dabei zwei Drittel<br />
(220 Mio.) aller Touristen gereist. (1)<br />
Möglich war dieser Boom, der sich nach Schätzungen verschiedener<br />
Institute weiter fortsetzen wird, vor allem durch die Zunahme<br />
der real verfügbaren Einkommen in den Industrieländern, durch die<br />
gestiegene Mobilität (Verkehrswege und -mittel, vor allem Zunahme<br />
der privaten PKW), durch die Zunahme der Freizeit und aber<br />
auch durch die zunehmende Verstädterung. So hat sich beispielsweise<br />
in der Bundesrepublik Deutschland das Einkommen zwischen<br />
19<strong>50</strong> und 1982 vervierfacht, die Motorisierung nahezu verfünfzigfacht<br />
(von 0,5 Mio. PKW auf 24 Mio.!), die Jahresarbeitszeit<br />
ist von 2 3<strong>50</strong> auf 1 900 Stunden gesunken, die Stadtbevölkerung<br />
hat gleichzeitig von 27 Mio. auf 46 Mio. Bundesbürger zugenommen<br />
- fast 60 % der Bevölkerung leben somit in Ballungszentren.<br />
Bei zunehmendem Alltagsstreß, bei sinkender Umweltqualität und<br />
gesellschaftlichem Druck („Jeder reisf') wird Tourismus in Form<br />
von Urlaubsreisen auch als befreiende Freizeit praktiziert. (2)<br />
Zu den Hauptmotiven der bundesdeutschen Urlaubsreisenden<br />
(mindestens 5 Tage Dauer), ob bei Inlands- oder Auslandsreise,<br />
zählen die Wünsche, . aus dem Alltag herauskommen", „reinere<br />
Luft, sauberes Wasser, aus der verschmutzten Umwelt herauskommen"<br />
und „Naturerleben" (3), indirekt auch eine Kritik der rund 60 %<br />
verreisenden Bundesbürger an unserer Umweltsituation zuhause.<br />
In den anderen Industrieländern dürften die Beweggründe <strong>für</strong> die<br />
alljährliche freiwillige .Völkerwanderung" ähnlich sein.<br />
hörige sind. Nicht zu den Touristen zählen etwa Einwanderer, Diplomaten,<br />
Flüchtlinge oder Nomaden. Unterschieden werden die Touristen<br />
nach dem Grund ihres Besuches: Urlaub, Geschäfte, Gesundheit,<br />
Studium, Kongresse, Verwandten- und Bekanntenbesuch,<br />
Religion, Sport u. a. m. (4) Touristen sind somit Besucher, die<br />
mindestens eine Nacht im Gastland verbringen, wobei hier z. B.<br />
noch zwischen kürzeren und längeren Reisen unterschieden werden<br />
kann.<br />
Zu den Ausflüglern zählen hauptsächlich Tagesbesucher. Unter<br />
Ausflug ist dabei das nicht mit Übernachtungen verbundene, vorübergehende<br />
Verlassen des Wohnumfeldes zu verstehen, das<br />
- nicht als Fahrt von oder zur Schule, zum Arbeitsplatz, zur Berufsausübung<br />
vorgenommen wird,<br />
- nicht als Einkaufsfahrt zur Deckung des täglichen Bedarfs dient<br />
und<br />
- nicht einer gewissen Routine oder Regelmäßigkeit unterliegt.<br />
(5)<br />
Erholungsverkehr wären demnach alle Fahrten, die als Ausflüge<br />
oder Urlaubsreisen mit Übernachtungen hauptsächlich zum<br />
Zwecke der Erholung durchgeführt werden.<br />
Zum Volumen der Ausflüge und Urlaubsreisen der<br />
bundesdeutschen Bevölkerung<br />
1986 haben über 54 Mio. Bundesbürger (89 % der Bevölkerung)<br />
rund 1,2 Mrd. Ausflüge gemacht! Jeder Ausflügler hat somit 22 mal<br />
sein Wohngebiet verlassen, um sich zu erholen, spazieren zu fahren,<br />
Verwandte oder Bekannte zu besuchen oder Sehenswürdigkeiten<br />
zu besichtigen. Die durchschnittliche Entfernung beträgt<br />
83,5 km, die zu 83 % mit dem PKW zurückgelegt wurden (s. Tabelle<br />
1 ). Insgesamt wurden somit 1986 nur <strong>für</strong> Tagesausflüge über 160<br />
Mrd. Personen-PKW-Kilometer zurückgelegt. (5) Die Großstadtbevölkerung<br />
unternimmt dabei deutlich mehr Ausflüge als die Bewohner<br />
von Ortschaften unter 100 000 Einwohnern.<br />
Hinter Öl- und PKW-Industrie stellt der internationale Tourismus<br />
mittlerweile die drittgrößte Exportindustrie weltweit dar.<br />
Tabelle 1:<br />
Ausflüge nach dem benutzten Hauptverkehrsmittel<br />
Tourismus -<br />
was ist das?<br />
Die Einordnung des Begriffes Tourismus ist laut Welttourismusorganisation<br />
(WTO) an zwei Grundvoraussetzungen gebunden:<br />
1. Der Besuch eines Ortes außerhalb des gewöhnlichen Aufenthaltsortes<br />
ist nur vorübergehend.<br />
2. Am Zielort ausgeübte Tätigkeiten werden nicht von dort aus<br />
entlohnt.<br />
Für den Internationalen Reiseverkehr werden die Besucher eines<br />
Gastlandes dabei in zwei Klassen eingeteilt: in Touristen und Ausflügler.<br />
Zu den Touristen zählen Übernachtungsgäste, die e ntweder<br />
gebietsfremd oder aber auch im Ausland ansässige Staatsange-<br />
Verkehrsmittel Anteil i. V. H.<br />
Pkw 83,4<br />
Bus 6,2<br />
Bahn 3,1<br />
Öffentlicher Nahverkehr 2,2<br />
Fahrrad 4,5<br />
Sonstiges 0,6<br />
Insgesamt 100,0<br />
Quelle: DIWF, 1987 (5)<br />
·i World Tourism Organization.<br />
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