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Michael Geier, Reinhard Grebe Konflikte durch Erholung in Mittelgebirgen - Beispiel Lange Rhön/Bayern In den deutschen Mittelgebirgen haben sich naturnahe und extensiv genutzte Landschaften in größerer Ausdehnung und mit reicherer Ausstattung bis heute erhalten, als dies in der übrigen Bundesrepublik der Fall ist. Die natürlichen Voraussetzungen haben hier der menschlichen Siedlungstätigkeit und der landwirtschaftlichen Nutzung wesentlich engere Grenzen gesetzt als anderswo. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel einer vielfältigen Mittelgebirgslandschaft bietet heute noch die Lange Rhön. Landschaftscharakteristik Die Lange Rhön erhebt sich als ausgedehntes Basalt-Hochplateau von ca. 10 km Länge, einer Breite von ca. 3 km und einer Höhenlage von durchschnittlich 800 m ü. NN etwa 300 Meter über das umgebende Vorland. Die jahrhundertelange extensive landwirtschaftliche Nutzung hat zu einer vollständigen Entwaldung der Hochfläche bis ins 19. Jahrhundert geführt. Abgesehen von den umfangreichen Fichtenaufforstungen der NS-Zeit (ca. 400 ha) und verstreuten Laubmischbeständen (ca. 170 ha) findet man heute auf der Langen Rhön ein zusammenhängendes Grünlandgebiet von über 2000 ha Ausdehnung. Die enorme standörtliche Vielfalt der Hochfläche hinsichtlich Kleinklima, Wasserhaushalt, Bodeneigenschaften und Nährstoffangebot hat Im Zusammenwirken mit extensiver Mäh- oder Weidenutzung ein außerordentlich abwechslungsreiches Mosaik an montanen Grünlandgesellschaften hervorgebracht, das in dieser Ausdehnung in den deutschen Mittelgebirgen seinesgleichen sucht. Besonders hervorzuheben sind die ausgedehnten Borstgrasrasen unterschiedlicher Ausprägung, die anderswo längst der intensiveren Nutzung zum Opfer gefallen sind (vgl. BOHN, 1981 ). Von den 3 Rhönmooren (Schwarzes Moor, Großes Moor, Kleines Moor) auf bayrischer Seite mißt KAULE (1974) dem Schwarzen Moor auf Grund seiner moortypologischen Besonderheiten mitteleuropäische Bedeutung für den Moorschutz zu. Die landwirtschaftliche Nutzung hat die naturgegebene Vielfalt durch typische nutzungsbedingte Landschaftselemente wie Hecken, Lesesteinriegel und Einzelbäume (als Schattenspender, vgl. LOHMEYER und BOHN, 1974) bereichert. All diese Lebensraumeigenschaften spiegeln sich z.B. in einer überaus artenreichen Vogelwelt wider, die gerade bedrohte Wiesenbrüter wie das Braunkehlchen oder die Bekassine in individuenstarken Populationen enthält. Als besonders sensibler Anzeiger für eine reich strukturierte extensiv genutzte Kulturlandschaft kann das Birkhuhn gelten, das auf der Langen Rhön die einzige wahrscheinlich überlebensfähige Population außerhalb der Alpen in Mitteleuropa besitzt (vgl. DIETZEN, GLÄNZER, SCHRÖDER, 1981 ). Daneben fallen wiederum die drei Moore durch ihre hervorragende floristische und faunistische Ausstattung mit Glazialrelikten heraus. Sie wu rden bereits 1939 unter Naturschutz gestellt. Die wertbestimmenden Merkmale der Erholungslandschaft Lange Rhön lassen sich daraus in folgenden Hauptpunkten zusammenfassen: - Die Vielfalt einer intakten, alten Kulturlandschaft, gekennzeichnet durch • unverwechselbares Erscheinungsbild, • ästhetischen Reiz seiner Einzelelemente wie Blütenreichtum der Wiesen, Herbstfärbung der Hecken und Laubwälder, häufigen Rauhreif im Winter, Birkhuhnbalz als Naturschauspiel, • naturgeschichtliche Besonderheiten wie die 3 Moore. - Die fast uneingeschränkte Erlebbarkeit, bedingt durch • ausgezeichnete Erschließung durch Straßen, besonders die Hochrhönstraße, und Wanderwege, • mühelose Erreichbarkeit für Wanderer auf Grund der geringen Reliefenergie auf der Hochfläche, • weitreichende Aussicht von vielen Punkten, • Offenheit und Überblickbarkeit der Landschaft. - Die hervorragende Eignung für Ski-Landlauf, bedingt durch hohe Schneesicherheit und vorteilhaftes Relief. - Das Fehlen menschlicher Siedlungen (eine der größten zusammenhängenden Kulturlandschaften der Bundesrepublik ohne Besiedlung). 2 Entwicklung der Erholungsnutzung auf der Langen Rhön In der Vergangenheit Der Beginn der Erholungsnutzung auf der Langen Rhön läßt sich zurückverfolgen bis zu den Anfängen des Rhönclubs im vergangenen Jahrhundert und der Erfindung des Segelflugsports auf der benachbarten Wasserkuppe. Auf die Aktivitäten des Rhönclubs geht die Ausweisung des ursprünglichen Wanderwegenetzes auch auf der Langen Rhön zurück. Erst nach dem 2. Weltkrieg setzte ein immer stärker werdender Zustrom von Erholungsuchenden aus den umliegenden Städten und Landkreisen ein. Vor allem an den Wochenenden konzentrierten sich die Besuchermassen auf die besonderen Attraktionen Heidelsteingipfel und Schwarzes Moor. Als sekundärer Anziehungspunkt kam die innerdeutsche Grenze ab 1961 dazu. Die bevorzugten Tätigkeiten waren Wandern, Lagern (Picknicken), Sonnenbaden und Moorbaden (im Naturschutzgebiet Schwarzes Moor!). Das gesamte Gebiet wurde dazu kreuz und quer durchlaufen und sogar mit Pkw befahren, was auf den sanft geneigten Borstgrasrasen überhaupt keine Schwierigkeit bereitete, jedoch auch auf ganzer Fläche zu intensiven Störungen der Pflanzendecke und der Tierwelt führte. Im Schwarzen Moor war im weiten Umkreis der Hochmoorkolke die Vegetation zu nacktem Torfschlamm zerstampft (vgl. REINFELD, 1968). 3 Bisher eingeleitete Maßnahmen zur Lenkung des Besucherverkehrs Bereits Mitte der 70er Jahren wurden Maßnahmen zur Rettung des Schwarzen Moores unternommen. Um die Betretungsmöglichkeiten rigoros einzuschränken, errichtete der Naturpark Bayerische Rhön eine geschlossene Einzäunung um das Moor mit einem nur schmalen Zugang. Durch das Moor selbst wurde ein Bohlenpfad gelegt und mit Wegegebot versehen. Die Vorstellungen des zuständigen Forstamtes, einen Schotterweg aus Muschelkalk anzulegen, kamen glücklicherweise nicht zur Ausführung. Obwohl da- 699
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