Scan (50 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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nachgewiesen wurden, sind 26 - das entspricht 40 % der vorkommenden<br />
Tagfalterarten - gefährdet (Abb. 5). Besonders wertvoll<br />
<strong>für</strong> diese Insektengruppen sind die Moore, die Feuchtwiesen und<br />
die Haibtrockenrasen. Bei den Libellen sind 17 der 39 nachgewiesenen<br />
Arten sehr selten oder stehen in den Roten Listen, bei den<br />
Wasserkäfern sind es 7 von 81, bei den Köcherfliegen 17 von 52 und<br />
bei den Zuckmücken 11 von 163 Arten. Besonders wertvoll <strong>für</strong> die<br />
Wasserinsekten und Wassermollusken sind vor allem die kalten<br />
und nährstoffarmen Fließgewässer, die Quelltrichter sowie die<br />
Moore und Kleingewässer in den Streuwiesen. An Wassermollusken<br />
wurden 24 Wasserschnecken- und 11 Muschelarten nachgewiesen,<br />
von denen insgesamt 11 Arten als gefährdet oder hochgradig<br />
gefährdet gelten.<br />
Dieser Überblick macht die große ökologische Bedeutung des Naturschutzgebietes<br />
Osterseen deutlich und erklärt seine Schutzwürdigkeit.<br />
Im einzelnen sind es 4 Aspekte, die einen strengen<br />
Schutz rechtfertigen:<br />
- die Eiszerfa/lslandschaft mit ihren besonderen geologischen<br />
und geomorphologischen Erscheinungen<br />
- die seltenen Biotope, mit ihren räumlichen und ökologischen<br />
Verknüpfungen, sowie die zu ihrer Existenz nötigen ökologischen<br />
Bedingungen, wie Wasserhaushalt, Nährstoffhaushalt<br />
und in Teilbereichen die Bewirtschaftungsform (Abb. 6)<br />
- die große Zahl und Vielfalt der seltenen, geschützten und<br />
schutzbedürftigen Pflanzen- und Tierarten, insbesondere der<br />
Wasser- und Moorvögel<br />
- die durch die Verschiedenheit der Seen bedingten reichhaltigen<br />
Plankton- und Wasserpflanzengesellschaften.<br />
Auch die Möglichkeit zur wissenschaftlichen Forschung wird als<br />
Schutzzweck in der Verordnung vom 14. 5. 1981 hervorgehoben.<br />
Vor dem Hintergrund seiner großen Schutzwürdigkeit und Seltenheit<br />
stellt sich die Frage: Kann und soll ein Gebiet diesen Ranges<br />
auch Erholungsfunktionen übernehmen?<br />
Abb. 3: Mückenhändelwurz (Gymnademia conopea)<br />
(Foto: Ammer)<br />
3 Belastungen und Schäden<br />
tation im Naturschutzgebiet als schützenswert angesprochen werden.<br />
Tierwelt<br />
Wegen seiner Vielzahl von Biotopen auf engstem Raum weist das<br />
Naturschutzgebiet eine sehr artenreiche Tierwelt auf. In den letzten<br />
Jahren wurden Vögel, Reptilien, Amphibien, Tagfalter, Libellen,<br />
Wasserkäfer, Köcherfliegen, Zuckmücken und Wassermollusken<br />
systematisch untersucht. Dabei konnten 171 Vogelarten nachgewiesen<br />
werden. Davon sind 100 Arten Brutvögel, 9 weitere brüten<br />
wahrscheinlich dort, 6 Arten überwintern und 56 suchen das Gebiet<br />
beim Durchzug auf. Wegen dieser Artenfülle und dem hohen Anteil<br />
an Arten der Roten Liste (44 %) ist das Naturschutzgebiet ornithologisch<br />
besonders wertvoll. Bei den Reptilien ist besonders auf die<br />
zahlenmäßig starke Kreuzotterpopulation hinzuweisen. Dazu<br />
kommen noch die ebenfalls auf der Roten Liste stehende Ringelnatter,<br />
die Blindschleiche und die Berg- bzw. Zauneidechse. Obwohl<br />
8der19 in Bayern heimischen Amphibienarten an den Osterseen<br />
vorkommen und 4 Arten davon auf der Roten Liste stehen,<br />
sind die Osterseen kein optimales Gebiet <strong>für</strong> Amphibien. Die wenigen<br />
hochwertigen Amphibienbiotope sind gekennzeichnet durch<br />
die enge Vernetzung von sonnigen, kleinen und flachen Gewässern,<br />
dem Leichtbiotop mit geeigneten Sommerlebensräumen wie<br />
z.B. Streuwiesen (vgl. auch Abb. 4).<br />
18 Fischarten, darunter 5 Arten der Roten Liste, bewohnen die<br />
Osterseen. Von den 66 Tagfalterarten, die im Naturschutzgebiet<br />
3.1 Gesamtbelastung (Überblick)<br />
Aus 4 Bereichen entstehen Belastungen <strong>für</strong> das Naturschutzgebiet.<br />
Durch Siedlungen im Süden des Gebietes, die noch nicht an die<br />
Kanalisation und Kläranlage in lffeldorf angeschlossen sind, entstehen<br />
Gewässereutrophierungen im Bereich der südlichen Seenplatte.<br />
Von der zu intensiven oder fehlenden landwirtschaftlichen Nutzung<br />
sind die Halbtrockenrasen und die Streuwiesen betroffen.<br />
Durch Düngung und intensive Beweidung erfolgt eine Veränderung<br />
der Vegetation der Haibtrockenrasen in der Weise, daß die<br />
seltenen Arten verdrängt werden. Darüber hinaus trägt die landwirtschaftliche<br />
Nutzung zur Gewässereutrophierung bei. Umgekehrt<br />
führt der Verzicht auf die extensive landwirtschaftliche Nutzung<br />
von Streuwiesen und Halbtrockenrasen ebenfalls zur Veränderung<br />
dieser artenreichen Flächen: die Streuwiesen beginnen zu<br />
verschilfen und die Haibtrockenrasen verbuschen. Betroffen sind<br />
von dieser Entwicklung vor allem viele Orchideen, weitere Pflanzenarten<br />
der Roten Liste, Vögel, die auf den Blütenreichtum angewiesenen<br />
Insekten (z.B. Tagfalter) und die Bewohner der zahlreichen<br />
Kleingewässer in Streuwiesen (Wasserkäfer, Libeilenlarven<br />
u.a).<br />
Die Belastungen, die von einer forstwirtschaftlichen Nutzung ausgehen,<br />
sind zwar nur gering, sollen hier aber dennoch mit aufgeführt<br />
werden. Mit nur rund 15 % ist der Anteil der naturfernen Waldbestände,<br />
meist sind es gleichaltrige Fichtenreinbestände, im Naturschutzgebiet<br />
nicht sehr hoch. Diese wenig strukturierten Be-<br />
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