Scan (50 MB) - Deutscher Rat für Landespflege
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Erwin Lauterwasser<br />
Erholung in waldreichen Landschaften<br />
Daten zum Schwarzwald<br />
Dem Thema wird am Beispiel des Schwarzwaldes nachgegangen,<br />
der zum überwiegenden Teil im Bereich der Forstdirektion Freiburg<br />
liegt. Die gesamte Waldfläche des Schwarzwaldes macht 425 000<br />
ha aus, davon sind 25 % Staatswald, 36 % Gemeindewald und 39 %<br />
Privatwald.<br />
Der Waldreichtum kommt im Bewaldungsprozent zum Ausdruck,<br />
der im Nordschwarzwald 56 % ausmacht und im Südschwarzwald<br />
nahezu <strong>50</strong> % erreicht.<br />
Kennzeichnend ist eine erhebliche Waldflächenzunahme, die von<br />
1860 bis 1960 im öffentlichen Wald der Forstdirektion Freiburg<br />
70 000 ha betrug. Selbst unter der restriktiven Linie, die mit der Einführung<br />
der Genehmigungspflicht von Aufforstungen durch das<br />
Landwirtschafts- und Landeskulturgesetz (LLG) festgelegt wurde,<br />
macht der Gewinn an Waldfläche 1975 bis heute weitere 8 000 ha<br />
aus.<br />
Unter diesem Eindruck sind starke Tendenzen gegen eine weitere<br />
Bewaldung aufgekommen, die in einem der größten kommunalen<br />
Wald besitze-in Todtnau -dazu führte, daß im Forsteinrichtungswerk<br />
festgelegt werden mußte, keine weitere Waldausdehnung zu<br />
planen - der Anteil von über 70 % sei hoch genug - und sogar die<br />
Rücknahme von durch Sukzession entstandenem Wald wurde gefordert!<br />
Auf den vorherrschenden Urgesteinsböden - im Osten auf Buntsandstein<br />
- gedeihen Wälder, die infolge der Wiederaufforstung<br />
des Schwarzwaldes zu 80 % aus Nadelhölzern, überwiegend Fichten,<br />
bestehen und nur 20 % Laubholz aufweisen. Der Waldbau ist<br />
stark auf die Wiedereinbringung des Laubholzes ausgerichtet.<br />
In den Hochlagen leidet das Gebiet erheblich unter der Walderkrankung:<br />
96 000 ha oder 25 % fallen in die Schadstufe 2, rund 9 <strong>50</strong>0<br />
ha oder 2,5 % in die Schadstufen 3 und 4. Die Schädigung hat sich<br />
als eine Erkrankung herausgeschält, die in großen Schadinseln mit<br />
der Höhenlage und ärmeren Grundgesteinen korrespondiert.<br />
Der Schwarzwald ist eines der meistbesuchten Fremdenverkehrsgebiete<br />
der Bundesrepublik. Knapp 30 Millionen Übernachtungen<br />
werden jährlich gezählt, davon 70 % im Sommer und nur 30 % im<br />
Winter. Daneben ist der Schwarzwald ein viel besuchtes Naherholungsgebiet<br />
<strong>für</strong> die Städte, die unmittelbar angrenzen, von Basel<br />
über Karlsruhe bis Stuttgart, und darüber hinaus <strong>für</strong> die Ballungsgebiete<br />
Mannheim bis Frankfurt.<br />
2 Entwicklung der Erholungsfunktion<br />
Einblick in die Vergangenheit ist notwendig und aufschlußreich. Als<br />
man mit der modernen Forstwirtschaft nach 1800 begann, war<br />
nach übler Devastation der Wiederaufbau und die Pflege des Waldes<br />
darauf ausgerichtet, die entstandene Holznot zu beseitigen.<br />
Die Produktionskraft der Böden sollte ausgenutzt und die Schutzfunktion<br />
der Wälder wieder hergestellt werden, was erwartungsgemäß<br />
allein mit der Verjüngung und Aufforstung erreicht wurde.<br />
Die frühen Forstgesetze, das badische galt immerhin von 1833 bis<br />
1975, dienten als strenge Polizeigesetze diesem Ziel.<br />
Mit bloßen Waldbesuchern hatte das Gesetz wenig im Sinn. Man<br />
sah in ihnen eher potentielle Frevler. Jedenfalls war selbst die Entnahme<br />
von Nebenprodukten wie Beeren oder Leseholz reglementiert.<br />
Der Geist spiegelt sich in dem Grundsatz des Gesetzes: „Kein<br />
Teil des Waldes darf öde gelassen werden; alle unnötigen Pfade,<br />
Wege und Tritten sollen eingehen und der Boden zu Wald angelegt<br />
werden."<br />
Kein Wunder, daß dies die Forstleute nicht beflügelte, den Wald <strong>für</strong><br />
Besucher zu öffnen. Hinzu kam das jagdliche Interesse. Dennoch<br />
waren es vor allem Förster, die die Bedeutung des Waldes als wesentlichen<br />
Faktor <strong>für</strong> den Fremdenverkehr und die Erholungsnutzung<br />
erkannten. Bereits 1895 warb in diesem Sinn der Schönau er<br />
Forstmeister DIESSLIN <strong>für</strong> die Erholung in der würzigen, reinen<br />
und sauerstoffreichen Luft des Tannenwaldes, um eine geschwächte<br />
Gesundheit, insbesondere ein geschwächtes Nervensystem<br />
wieder zu stärken, was jedoch ein Angebot ebener oder wenigstens<br />
nicht steiler Waldfußwege voraussetzte. In den 20er Jahren<br />
dieses Jahrhunderts betonte Viktor DIETERICH im Rahmen<br />
seiner Funktionenlehre auch die Bedeutung der Walderholung.<br />
Inzwischen schritt die Walderschließung durch intensiven Wegebau<br />
voran, der zwangsläufig die Öffnung des Waldes <strong>für</strong> die Bevölkerung<br />
nach sich zog. Wandervereine fanden mit der wachsenden<br />
Freizeit und den verbesserten sozialen Verhältnissen immer mehr<br />
Anhänger, und auch dabei engagierten sich Forstleute, die beim<br />
Waldbesucher den Blick <strong>für</strong> die Natur zu schärfen und ihn als Verbündeten<br />
zu deren Schutz zu gewinnen suchten. Nach dem 2.<br />
Weltkrieg partizipierte die Forstwirtschaft nur anfangs am Wirtschaftswunder.<br />
Die Kosten stiegen, die Holzpreise sanken. Besonders<br />
im öffentlichen Wald ließ das wirtschaftliche Interesse nach.<br />
Die anderen Waldfunktionen schoben sich in den Vordergrund. Der<br />
Slogan „Holz kann man importieren, die Wohlfahrtsfunktionen<br />
nicht" umschrieb den Sachverhalt.<br />
Den Wald als Erholungsfaktor entdeckten auch die Fremdenverkehrsgemeinden,<br />
die zusätzliche Attraktionen suchten. Der Boom<br />
der Ausstattung der Wälder mit Erholungseinrichtungen begann.<br />
1966 wurden zum ersten Mal in der sehr gründlichen Statistik der<br />
Landesforstverwaltung von Baden-Württemberg die Erholungseinrichtungen<br />
aufgezählt. Im Vordergrund standen die Waldparkplätze<br />
und die markierten Wanderwege sowie Schutzhütten und<br />
Schutzdächer. Etwa ab 1970 kamen zu den Sommereinrichtungen,<br />
die um Radwanderwege, Waldlehrpfade, Zeltplätze und Spielwiesen<br />
ergänzt wurden, Loipen und Skiabfahrten und damit der Wintersport<br />
dazu. Für den Planungszeitraum 1971 bis 1980 wurde ein<br />
mittelfristiges Programm <strong>für</strong> Erholungsmaßnahmen erarbeitet, das<br />
eine erhebliche Ausdehnung der Einrichtungen vorsah und beispielsweise<br />
bei Loipen, Waldlehrpfaden und Liegewiesen fast eine<br />
Verdoppelung plante.<br />
1979 liest sich der Bestand <strong>für</strong> die Forstdirektion Freiburg wie folgt:<br />
8995 km Wanderwege<br />
5408 km Rundwanderwege<br />
443 km Radwanderwege<br />
247 km Reitwege<br />
639 km Skiwanderwege<br />
824 km Loipen<br />
344 km Waldlehrpfade<br />
1275 Wanderparkplätze<br />
548 ha Skiabfahrten<br />
1302 Schutzhütten/-dächer<br />
56 Grillhütten.<br />
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