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Scan (50 MB) - Deutscher Rat für Landespflege

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- bestimmte Bevölkerungsgruppen in ihrer Mobilität eingeschränkt<br />

sind und zentrale Einrichtungen gar nicht oder nur unter<br />

erheblichen Schwierigkeiten erreichen können und auf die<br />

Nutzung des Wohnumfeldes in besonderem Maße angewiesen<br />

sind,<br />

- die zur Nutzung notwendige Mobilität gesellschaftliche Kosten<br />

verursacht, wie zusätzlicher Energieverbrauch, Umweltschäden,<br />

Verkehrswegebau.<br />

Hinzu kam, daß Anfang der ?Der Jahre zunehmend ökologische<br />

Probleme bei der Anlage von Freizeitgelegenheiten eine Rolle<br />

spielten. Neben den hohen Besucherkonzentrationen an verschiedenen<br />

Standorten und neben der Zersiedlung der städtischen<br />

Randzonen hat vor allem der Verkehrswegebau die Lebensqualität<br />

durch Zerstörung der natürlichen Grundlagen eingeschränkt. Die<br />

Landes- und Regionalplanung hat sich programmatisch auf diese<br />

Entwicklung eingestellt. Man bemühte sich verstärkt um den engsten<br />

Lebenskreis, die Wohnung und das Wohnumfeld. Sie sollten in<br />

Zukunft vermehrt <strong>für</strong> Freizeitzwecke zur Verfügung stehen.<br />

Schwerpunkte dieser Politik lassen sich mit den Schlagworten<br />

„Wohnumfeld" und .Dezentralisierung" charakterisieren. Folgende<br />

Ziele wurden verfolgt:<br />

- Erhaltung und Sicherung natürlicher Landschaftsräume.<br />

- Erhaltung und Reorganisation vorhandener regionaler Erholungseinrichtungen.<br />

- Verbesserung der Freizeitbedingungen im Wohnumfeld mit<br />

den Schwerpunkten im Bereich<br />

• der Erhaltung und Verbesserung der milieuprägenden städtebaulichen<br />

Strukturen,<br />

• der Erschließung von Wohnstraßen zum sozialen Lebensraum,<br />

• der Verbesserung der Nutzung von wohnungsnahen Grünund<br />

Freiflächen,<br />

• der Verbesserung der Nutzungsmöglichkeiten von Freizeiteinrichtungen.<br />

Dieses Konzept wurde und wird nach wie vor in einer Vielzahl von<br />

Einzelprojekten und Maßnahmen realisiert:<br />

1. Erhaltung und Verbesserung der milieuprägenden städtebaulichen<br />

Strukturen durch:<br />

Fassadengestaltung<br />

Betonung stadtbildprägender Elemente<br />

2. Erschließung von Wohnstraßen zum sozialen Lebensraum<br />

- Verkehrsberuhigung und Neuordnung des ruhenden Verkehrs<br />

- Ermöglichung von Mischnutzungen<br />

- Aufheben von Verkehrsflächen<br />

- Gestaltung und Möblierung<br />

- Reduzierung von Unfallgefahren und Lärmbelästigungen<br />

3. Verbesserung der Nutzung im Blockinnenbereich<br />

- Schaffung kleinräumiger Spiel- und Kommunikationsbereiche<br />

- Grünflächenentwicklung<br />

- Anlage von Fuß- und Radwegeverbindungen<br />

4. Verbesserung der Nutzung von wohnungsnahen Grün- und<br />

Freiflächen<br />

- Verbesserung der Attraktivität vorhandener Grün- und Parkflächen<br />

Gestaltung von Abstandsgrün, Brachflächen und Industriebrachen<br />

- Öffnung unzugänglicher Freiflächen<br />

- Anlage und Öffnung von Kleingartenanlagen<br />

- Anlage von Fuß- und Radwegeverbindungen<br />

5. Verbesserung der Nutzungsmöglichkeiten von Freizeiteinrichtungen<br />

- Bereitstellung nicht genutzter Räume<br />

- Verbesserung der Organisationsstruktur und Programme<br />

vorhandener Einrichtungen<br />

- Verbesserung der Informationen über Freizeitangebote.<br />

3 Landschaftsbezogene Erholung durch Individualisierung<br />

In den letzten 30 Jahren ist ein grundlegender gesellschaftlicher<br />

Wandel festzustellen, der Politik und Planung vor völlig neue Aufgaben<br />

stellt. Die neue gesellschaftliche Realität wird mit unterschiedlichen<br />

Begriffen, wie „Postmoderne", „Postindustrialismus",<br />

„Postmaterialismus" usw. gekennzeichnet.<br />

Hinsichtlich der sozialen Folgen läßt sich dieser Wandel am ehesten<br />

mit dem Begriff „Individualisierung" charakterisieren. Die Ursachen<br />

<strong>für</strong> diese Entwicklung liegen in<br />

- einer höheren Beteiligung an qualifizierten Bildungsangeboten,<br />

- einer Veränderung der Familienstrukturen, die sich in kleineren<br />

Haushaltsgrößen und einem höheren Anteil insbesondere verheirateter<br />

Frauen, die erwerbstätig sind, ausdrückt,<br />

- einem größeren Anteil frei verfügbaren Einkommens, weil der<br />

durch die lebensnotwendigen Ausgaben gebundene Anteil des<br />

Haushaltseinkommens gesunken ist. 4 l<br />

Diese Entwicklung ist wiederum verantwortlich <strong>für</strong><br />

eine Differenzierung von Lebensformen<br />

eine gestiegene Wahlfreiheit der Individuen und Haushalte bei<br />

der Organisation ihres Alltages<br />

eine reduzierte soziale Kontrolle und die abnehmende Verbindlichkeit<br />

von Traditionen<br />

- eine gestiegene Selbstverantwortung und Entscheidungsnotwendigkeit<br />

- eine gestiegene Mobilität und Lebenserwartung<br />

- gestiegene materielle und immaterielle Ressourcen der Individuen<br />

und Haushalte. 5 l<br />

Die Individualisierung wird von einem Funktionsverlust der Institutionen<br />

wie Familie, soziale Gemeinschaft, Berufswelt und Kultur<br />

begleitet. 6 l<br />

Der Freizeitbereich ist ebenso wie andere gesellschaftliche Bereiche<br />

stark von dieser lndividualisierungstendenz betroffen. Die<br />

Freizeit wird zu einem Feld, auf dem sich die unterschiedlichsten<br />

Lebensstile darstellen. Beim Versuch der gegenseitigen Abgrenzung<br />

dienen insbesondere Sportarten, die sich durch Extreme<br />

kennzeichnen lassen. Dabei gilt das Motto: .Je individueller desto<br />

besser". Gerade den Freizeitmenschen ist nichts verhaßter als die<br />

Begriffe Massenmensch, Massentourismus, Pauschalurlaub usw. 7 ><br />

Die Expansion der Natursportarten ist abhängig von einem bestimmten<br />

Angebot geeigneter naturräumlicher Beschaffenheiten.<br />

Mobilität und Verkehrserschließung, aber auch die technische Verbesserung<br />

der Sportgeräte ermöglichen die Nutzung auch solcher<br />

Gebiete, die früher fü r Erholungsnutzende verschlossen waren.<br />

Beispiele gibt es aus dem Bereich des Wassersports, des Kletterns<br />

und sogar des Radfahrens, das mit der Variante Mountainbiking bis<br />

in alpine Regionen vordringt.<br />

Diese dritte Phase der Freizeitpolitik steht mit der vorgenannten<br />

Entwicklung erst am Anfang, so daß Lösungsstrategien nur skiz-<br />

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