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Fördert Fernsehen Medienkompetenz? - KOBRA - Universität Kassel

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Einleitung<br />

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ren 4 können. Hätte er jedoch am Wochenende des 29. und 30. März 2003 auf der ARD vormittags<br />

auf die Kinderprogrammfläche gewartet, wäre er mit keinerlei Alternativen, sondern<br />

viel mehr mit Ausfällen des Kinderprogramms und mit Sondersendungen zum Krieg im Irak<br />

konfrontiert gewesen. Auf eine sonst feste Kinderprogrammfläche konnten Tim genau wie<br />

andere Kinder sich an diesem Wochenende nicht verlassen. „Die Medienlandschaft (vor allem<br />

das <strong>Fernsehen</strong>) ließ den eigentlich unterhaltungsorientierten Jugendlichen keine Nischen des<br />

‚Entkommens’ mehr: Überall und andauernd wurde nur noch über den Anschlag berichtet“ 5 ,<br />

stellen Dorothee Meister u.a. bei ihrer Studie „zur Erforschung von <strong>Medienkompetenz</strong>“ fest,<br />

allerdings im Zusammenhang mit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York<br />

am 11. September 2001. Doch auch in den ersten Tagen des Irakkriegs 2003 war das Phänomen<br />

der ständigen Präsenz der Krisenbilder im <strong>Fernsehen</strong> zu beobachten. So ließ beispielsweise<br />

die ARD am Samstag, den 29. März 2003 und Sonntag, den 30. März 2003 Teile<br />

des Kinderprogramms ausfallen, um über den Krieg im Irak zu berichten, andere Teile des<br />

Kinderprogramms wurden mit Verspätung ausgestrahlt. Von knapp acht Stunden planmäßigen<br />

Kinderprogramms hat die ARD am Samstag, den 29.03.2005 nur knapp fünfeinhalb Stunden<br />

ausgestrahlt, am darauffolgenden Sonntag waren von angekündigten sechseinhalb<br />

Stunden lediglich viereinhalb Stunden Kinderprogramm zu sehen. Die an dem Wochenende<br />

freigemachten ca. viereinhalb Stunden haben die Programmverantwortlichen der ARD mit<br />

Informationen zum Krieg im Irak gefüllt. 6 Um den Kindern, die auf ihr Programm warten, bei so<br />

kurzfristigen Programmänderungen eine Hilfestellung zu geben, werden kleine Hinweise wichtig,<br />

damit die Zuschauer sich orientieren können. Einblendungen wie „Das folgende Programm<br />

entfällt“ oder „Die Sendung ... kommt erst um ...“ liefern den Kindern dann wichtige Informationen<br />

um kurzfristig ihren Fernsehtag neu zu gestalten und ihnen Sicherheit im Umgang mit<br />

dem Programm zu geben. 7<br />

Die Jugendlichen, mit denen sich Dorothee Meister im Rahmen einer Studie zur <strong>Medienkompetenz</strong>entwicklung<br />

von Jugendlichen befasste, haben beim Umgang mit Medien, speziell dem<br />

4 Dorothee Meister u.a. haben im Rahmen ihrer „Untersuchung zum Mediennutzungsverhalten 13-18jähriger und<br />

Entwicklung von <strong>Medienkompetenz</strong> im Jugendalter“ herausgearbeitet, dass Jugendliche das Bedürfnis hatten,<br />

sich von der Berichterstattung über die Ereignisse des 11. September 2001 abzuwenden und „in gewohnte<br />

Alltags- und Handlungsroutinen (Schauen von Spielfilmen und Video)“ zurück zu kehren. Dabei auf<br />

das Fernsehprogramm auszuweichen war nicht immer möglich. „Nachdem die Berichterstattung über die Ereignisse<br />

des 11. Septembers bei den Jugendlichen eine gewisse Übersättigung ausgelöst hatten, konnte der<br />

Rückzug in habitualisierte Fernsehgewohnheiten freilich nur zum Teil gelingen, was nicht zuletzt daran lag,<br />

dass „die ganzen Spielfilme, alle ausgefallen“ (Hervorhebung im Original) (Bw; Z. 218) sind. Insofern waren<br />

die Jugendlichen weiterhin der Dramatik der Ereignisse („diese Bilder andauernd“ (Dm; Z. 291-292)) ausgeliefert,<br />

was letztendlich dazu führte, dass sie diese Bilder „zum Schluss gar nicht mehr sehen“ (Dm; Z. 292-<br />

293) konnten.“ Aus: Meister, Dorothee M., Hagedorn, Jörg, Sander, Uwe: <strong>Medienkompetenz</strong> als theoretisches<br />

Konzept und Gegenstand empirischer Forschung. In: Bachmair, Ben, Diepold, Peter, de Witt, Claudia<br />

(Hrsg.): Jahrbuch Medienpädagogik 4. Wiesbaden (VS Verlag) 2005, S. 175.<br />

5 Meister, Dorothee M., Hagedorn, Jörg, Sander, Uwe: a.a.O., S. 185.<br />

6 Zur Veranschaulichung findet sich im Anhang eine Gegenüberstellung von angekündigtem und tatsächlich<br />

ausgestrahltem Programm der ARD-Kinderflächen am 29. und 30.03.2003.<br />

7 Als Programmvoraussetzungen für die Stärkung von <strong>Medienkompetenz</strong> bei Kindern führt Uwe Rosenbaum u.a.<br />

die „Verlässlichkeit in der Kontinuität des Angebotes“, die „Verlässlichkeit in der Auffindbarkeit von Kinderfernsehangeboten“,<br />

sowie als Institutionelle Voraussetzung die „Sicherung von Sendestrukturen“ an. Rosenbaum,<br />

Uwe: Einige Stichworte dazu, wie Fernsehsendungen für Kinder <strong>Medienkompetenz</strong> stärken können.<br />

In: Schell, Fred, Stolzenburg, Elke, Theunert, Helga (Hrsg.): <strong>Medienkompetenz</strong>. Grundlagen und pädagogisches<br />

Handeln. München (KoPäd) 1999, S. 94f.<br />

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