Fördert Fernsehen Medienkompetenz? - KOBRA - Universität Kassel
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Das Fernsehprogrammangebot zur Medien- und Genrekompetenz<br />
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3.3 Regeln brechen: Sendungen, die Gestaltungsbeispiele geben<br />
Neben den Angeboten, die im weiteren Sinne als explizite Lernangebote bezeichnet werden<br />
können und denen, die diskursiv angelegt sind, gibt es eine weitere Gruppe von Sendungen,<br />
in denen Elemente angelegt sind, die bei der Förderung von <strong>Medienkompetenz</strong> relevant sein<br />
könnten. Elemente, die dieser Gruppe zugeordnet werden können, bauen auf den Kompetenzen<br />
und Erfahrungen bzgl. Mediennutzung und Fernsehprogramm von Zuschauern auf. Sie<br />
spielen mit Intertextualität und gehen teilweise kreativ mit Medienzitaten um. In ihnen wird<br />
deutlich, wie massenmediale Angebote aufgegriffen und auch umgestaltet werden können: In<br />
einer Folge von Renaade sind Medienzitate unkritisch eingeflochten, indem unterschiedliche<br />
Gameshows aufgegriffen werden, bei Donald Duck ist der Umgang mit und der Nutzen von<br />
PCs Grundlage für eine Parodie, in Die Wochenshow macht man sich über Politiker lustig,<br />
Moderatoren kommentieren in eigenen Formaten Sendungsausschnitte und Stefan Raab<br />
gestaltet in TV Total eine Wetteransage zu einem Rap um.<br />
Im Vordergrund dieser dritten Kategorie stehen Angebote, die aus bereits vorhandenen Medieninhalten<br />
Neues schaffen. Die intertextuellen Bezüge zu anderen Sendungen und anderen<br />
Medien sind unverkennbar. Der kreative Aspekt des Neu-Schaffens (siehe 3.3.4) unter Rückgriff<br />
auf bereits Vorhandenes Bildet den Schwerpunkt. . Entsprechend werden die Unterkategorien<br />
3.1 – 3.3 nur ansatzweise und nicht in dem selben Umfang wie 3.4 diskutiert. Dieser<br />
Schwerpunkt hebt Kategorie 3 „Regeln brechen“ von Kategorie 1 „Regeln geben“ und 2 „Regeln<br />
anwenden“ ab und lässt Rückschlüsse darauf zu, dass Literalität im Umgang mit Medientexten<br />
sich nicht auf die Medieninhalte beschränken lässt, sondern von den Rezipienten<br />
verlangt, sich mit der Individualität einzelner Menschen auseinander zu setzen, sich auf sie<br />
einzulassen und sie begreifen zu wollen, um Programm zu verstehen (Stefan Raab und sein<br />
Maxi-Beaver-Rap stehen exemplarisch dafür).<br />
3.3.1 Medienzitate sind unkritisch in die Sendung eingeflochten<br />
Einige Sendungen bauen Medienzitate in die Handlung ein. Unkritisch sind diese Zitate oder<br />
auch intertextuellen Verweise, wenn sie als Teil der Sendung nicht kommentiert oder parodiert<br />
werden, sondern „wörtlich“ zitiert und gleichbedeutend eingesetzt sind. Solche Sendungen<br />
brechen keine Regeln, sondern sie gestalten mit Zitaten aus anderen Programmen neue oder<br />
andere Genres bzw. integrieren Elemente in andere Genre als die, aus denen die Zitate entnommen<br />
sind.<br />
Sendungen dieser Unterkategorie grenzen sich von den drei folgenden Unterkategorien durch<br />
den unkritischen Gebrauch von Medienzitaten ab. Mit unkritisch ist gemeint, dass die Sendungen<br />
die Medienzitate aus anderen Programmen nicht kommentieren, parodieren oder in<br />
einem anderen als dem beabsichtigten Sinn nutzen.<br />
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