Fördert Fernsehen Medienkompetenz? - KOBRA - Universität Kassel
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1. Theoretischer Bezugsrahmen - <strong>Medienkompetenz</strong> im Spannungsfeld zwischen<br />
gesellschaftlichen Zielvorstellungen, subjektiven Bedürfnissen und<br />
der Notwendigkeit, kulturellen Differenzierungen emphatisches Verständnis<br />
entgegenzubringen<br />
Welches Konzept von <strong>Medienkompetenz</strong> liegt dieser Arbeit zugrunde?<br />
Dieter Baackes vier Dimensionen von <strong>Medienkompetenz</strong> erwiesen sich als Auswertungsraster<br />
für eine qualitative Fernsehprogrammanalyse, die nach dem Programmangebot zur Medienund<br />
Genrekompetenz fragt, als ungeeignet (siehe dazu auch Kapitel 2). So wurde es methodisch<br />
notwendig, sich bei Fragestellung und Analyse von einer möglichst eindeutigen Definition<br />
von <strong>Medienkompetenz</strong> als argumentativer Grundlage zu lösen. Im Vordergrund standen anfangs<br />
Begriffe wie Orientierung, ordnen, klären, manövrieren und sollten für eine eher vage Vorstellung<br />
von kompetentem Umgang mit Medien stehen, die die Idee individueller<br />
Handlungsfähigkeit in sich trägt, aber auch das Angebot des <strong>Fernsehen</strong>s zur Handlungsbefähigung<br />
durch den Rückgriff auf inhaltliche und formale Strukturvorgaben mitbedenkt.<br />
In der Endphase dieser Arbeit wurde die ursprüngliche Fragestellung16 letztlich auf die prägnante<br />
Frage „<strong>Fördert</strong> <strong>Fernsehen</strong> <strong>Medienkompetenz</strong>?“ reduziert. Deshalb, aber auch, um einen pädagogischen<br />
Relevanzrahmen dieser Untersuchung abzustecken, entschied sich die Autorin<br />
dafür, doch auf den Begriff der <strong>Medienkompetenz</strong> zurückzugreifen und mit einem Verständnis<br />
von <strong>Medienkompetenz</strong> zu arbeiten, das sich aus drei Teilbereichen generiert: (1.1) einem pädagogischen,<br />
(1.2) einem alltäglichen und (1.3) einem im Rahmen eines gesellschaftlichkulturellen<br />
Kontextes erwachsenen Verständnis von <strong>Medienkompetenz</strong>. Das Bild von <strong>Medienkompetenz</strong>,<br />
das dabei entstand, fundiert auf dem pädagogischen Konzept von <strong>Medienkompetenz</strong><br />
(Dieter Baackes Definition von <strong>Medienkompetenz</strong> und ihren vier Dimensionen), auf eigenen<br />
Beobachtungen alltäglicher Mediennutzung von Kindern (dem sechsjährigen Tim aus der Einleitung<br />
und Kindern einer dritten Grundschulklasse, Alltagsmedienkompetenz) und auf der Idee<br />
eines diskursiven, diskutierbaren, reglementierten und neu generierbaren Mediums <strong>Fernsehen</strong>,<br />
das mit den Mitteln der Dekonstruktion und des Sich-Durchschaubar-Machens seine Vorstellungen<br />
von <strong>Medienkompetenz</strong> darlegt und strukturellen und inhaltlichen Orientierungsbedürfnissen<br />
der Zuschauer nachkommt. Die Kategorie 1.3 entstand im Arbeitsprozess der Fernsehprogrammanalyse<br />
und stützt sich auf Vorstellungen von kompetentem Umgang mit Medien, die im<br />
Fernsehprogramm angelegt sind und den Zuschauern vom Programm selbst auch zugänglich<br />
gemacht werden. Um die über das Fernsehprogrammangebot zur Medien- und Genrekompetenz<br />
gebildeten Kategorien theoretisch zu untermauern und ihren potentiellen Nutzen für die<br />
zuschauenden Kinder herauszuarbeiten, bedarf es theoretischer Grundlagen, die sich im weiteren<br />
Sinne mit der Notwendigkeit von Orientierung – im medialen, persönlichen, gesellschaftlichen<br />
oder kulturellen Handlungs- und Gestaltungsrahmen – befassen.<br />
16 Die beiden Fragestellungen, die den Ausgangspunkt für diese Arbeit bildeten, sind:<br />
- „Welche Ordnungs- und Klärungsmöglichkeiten zum Leben und Aufwachsen in einer verflochtenen Medienwelt<br />
bieten die Programmangebote? Welche Manövrier- und Bewertungshinweise können Kinder finden?“<br />
- „Gibt es Angebote, die ihre eigenen Darstellungsformen oder die Darstellung anderer Programme durchschaubar<br />
machen (Medienpädagogik, Dekonstruktion des Medientextes) und die Entwicklung von Genre-<br />
und <strong>Medienkompetenz</strong> fördern? Gibt es Sender, die ihr Programmkonzept durchschaubar machen?“ Aus:<br />
Bachmair, Ben u.a.: Basistext zur „Jährlichen Bestandsaufnahme zum Kinderfernsehen - qualitative und<br />
quantitative Fernsehprogrammanalyse in der Sicht der Kinder“. <strong>Kassel</strong>, Februar 2002 (unveröffentlicht).