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Fördert Fernsehen Medienkompetenz? - KOBRA - Universität Kassel

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Theoretischer Bezugsrahmen<br />

___________________________________________________________________________<br />

gen praktiziert haben 60 .<br />

Dekonstruktion als feste Methode einzusetzen, widerspräche ihrem Zweck. Sie soll ja gerade<br />

nicht als gleichmachendes Instrument genutzt werden, sondern auch in ihrer Anwendung<br />

offen bleiben.<br />

„Dekonstruktion soll nämlich gerade keine allgemeine Methode sein, sie ist vielmehr<br />

ein bewegliches, sich jeweiligen Kontexten anpassendes Lesen (Handeln), das auf<br />

diese Art eine Alternative zum totalisierenden Zugriff allgemeingültiger Methoden entwickeln<br />

will.“ 61<br />

Dekonstruktion als „Einstellung“ zu definieren würde ihr wohl am ehesten gerecht. Und doch<br />

finden sich Tendenzen in Derridas Aussagen, die eine bedingte Methodisierung des Begriffs<br />

der Dekonstruktion erlaubt:<br />

„Die Lektüre sollte in jedem Moment „so offen und differenziert wie möglich“ sein. Dafür<br />

könne er an dieser Stelle zwei Regeln formulieren.<br />

Die erste Regel bestehe darin, Achtung für den anderen zu haben, das hieße, die Achtung<br />

„seines Rechtes auf Differenz in seinem Verhältnis zu den anderen, aber auch in<br />

seinem Verhältnis zu sich“. Diese Achtung schließe ein, die „Achtung des Rechts auf<br />

Irrtum, ja auf Verwirrung“, „des Rechtes auf eine Geschichte, auf eine Verwandlung<br />

seiner selbst und seines Denkens, das sich nie zu Homogenem totalisieren oder reduzieren<br />

läßt“. Und es sei auch die „Achtung dessen, was in jedem Text heterogen bleibt<br />

und sich sogar, wie es hier der Fall ist, zum Thema dieser Heterogenität rechtfertigen<br />

kann, indem es uns hilft, sie zu verstehen.“.“ 62<br />

Was Derrida hier als Regel aufstellt, wird für eine Form von Medienrezeption und Medienproduktion<br />

relevant, die sich aus individuellen Perspektiven von Programmangebot und Nutzern<br />

generiert. Derrida fordert Empathie, die man anderen entgegenbringen und ihre kulturell geprägte<br />

Individualität und deren Ausprägungen akzeptieren soll. Aufgeschlossenheit für andere,<br />

die Anerkennung ihres Rechts, ihre Uneinheitlichkeit zu artikulieren und sie offen zu legen,<br />

um verstanden zu werden und Offenheit ihnen gegenüber ist Bedingung dafür.<br />

(b) Sich durch Eigeninterpretation durchschaubar machen als Hilfestellung beim Verstehen<br />

des „Anderen“<br />

An das Individuum stellen mögliche Handlungskonsequenzen, die aus Achtung von Differenz<br />

bei anderen oder anderem resultieren, sicherlich große Herausforderungen. Wo Menschen<br />

sich bisher im Spannungsverhältnis zwischen individuellen Bedürfnissen und gesellschaftlichen<br />

Anforderungen verorten und entfalten, könnte eine Komponente hinzukommen, die sich<br />

mit Empathie für das Andere umschreiben lässt, und mit der Menschen umzugehen lernen<br />

müssen. Wesentlich dabei dürfte sein, den anderen zu achten, zu akzeptieren, in seiner Individualität,<br />

seinem kulturellen Kontext. Möglicherweise geht es dabei auch darum, Grenzen im<br />

Verständnis füreinander auszuloten und neu zu definieren. Hier setzt Eigeninterpretation an,<br />

60 Seipold, Judith: Beobachtungen zur Dokugruppe „die rasenden Reporter“. In: Textor, Frauke: Schulmedientauschbörse<br />

- ein Projekt zur Nutzung des Internets in der Grundschule. Wissenschaftliche Hausarbeit zur<br />

Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Grundschulen. <strong>Kassel</strong> 2005.<br />

61 Engelmann, Peter (Hrsg.): Postmoderne und Dekonstruktion. Texte französischer Philosophen der Gegenwart.<br />

Stuttgart (Reclam) 1999, S.27.<br />

62 Engelmann, Peter (Hrsg.): a.a.O., S.28.<br />

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