Fördert Fernsehen Medienkompetenz? - KOBRA - Universität Kassel
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Das Fernsehprogrammangebot zur Medien- und Genrekompetenz<br />
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Fazit zu 3.1: Sendungen, die offensichtliche Instruktionen geben und Lernangebote<br />
machen, sprechen die Zuschauer als kompetente Mediennutzer an, die Medien in<br />
ihren Alltag integrieren.<br />
Dabei gibt es Sendungen, die im Sinn von Lernprogrammen Phänomene erklären, aber auch<br />
Sendungen, die Regeln im Umgang mit Medien aktiv erarbeiten und solche, die das Programmangebot<br />
auf eher unkritische Art für Zuschauer durchschaubar machen. Von den Rezipienten<br />
aus gedacht entspricht der Gedanke der Durchschaubarkeit eines Medien-Textes<br />
dem der Medien- und Genrekompetenz zuschauender Kinder.<br />
Das Bild von <strong>Medienkompetenz</strong>, das in den Programmangeboten der Kategorie „Regeln geben“<br />
angelegt ist, denkt Zuschauer als Ansprechpartner der Programmmacher. Zuschauer<br />
erscheinen dabei als kompetente Mediennutzer, die lernwillig und lernfähig sind und denen<br />
über Instruktion (Reläxx), Erläuterungen (Wie funktioniert eine CD? und Reläxx) und einfache<br />
(auch unreflektierte) Hinweise wie z.B. bei Programmtrailern Wissen über Medien und den<br />
Umgang mit ihnen nahegebracht werden kann. Medien werden dabei grundsätzlich als in den<br />
Alltag integriert begriffen und in ihrer alltäglichen Nutzung – vor allem zur Unterhaltung und<br />
Kommunikation – dargestellt.<br />
Besonders bei Wie funktioniert eine CD?, Reläxx und der ARD-Programmansage stehen Regeln<br />
im Vordergrund: Regeln im Sinne von physikalischen Gesetzmäßigkeiten, Regeln im<br />
Umgang mit dem Internet und Regeln, denen Programmstrukturen folgen. Dabei liegt der<br />
Fokus einmal auf physikalischem und technischem Hintergrundwissen bezüglich der Funktionsweise<br />
von Medien, einmal auf zwischenmenschlichen Beziehungen. Auch der sichere<br />
Umgang mit dem Internet und der Schutz der eigenen Privatsphäre spielt eine Rolle, genauso<br />
wie das Verhältnis von Programmanbietern und Programmnutzern.<br />
Wo setzt hier die Förderung von <strong>Medienkompetenz</strong> an? Ansatzpunkt ist sicherlich der Alltag<br />
der Nutzer und ihr Interesse an Mediennutzung. CD, Internet und <strong>Fernsehen</strong> werden in den<br />
Sendungen thematisiert. Angebote, die sich und andere Medien erklären, hinterfragen und<br />
durchschaubar machen, bieten Zuschauern Hintergrundwissen, um erfolgreich und sicher mit<br />
Medien umzugehen. Dabei sind Momente im Programmangebot angelegt, die möglichen<br />
Selbstschutzbedürfnissen der Kinder und Jugendlichen entgegenkommen, wenn es z.B. um<br />
den Schutz der Privatsphäre während des Chats im Internet geht. Das <strong>Fernsehen</strong> leistet auch<br />
einen Beitrag zu Medienkritik, wenn es sich durchschaubar macht. Dekonstruktion und Eigeninterpretation<br />
legen Strukturen und Absichten des Programmangebots offen. Damit spricht<br />
<strong>Fernsehen</strong> seine Zuschauer an und bietet ihnen Angriffspunkte. Zuschauern steht es offen,<br />
den Bildern, die <strong>Fernsehen</strong> von sich selbst und auch von seinen Zuschauern gibt, diskursiv<br />
gegenüberzutreten, sie zu akzeptieren oder abzulehnen, sich dem Programm zuzuwenden<br />
oder sich von ihm zu distanzieren.<br />
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