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Fördert Fernsehen Medienkompetenz? - KOBRA - Universität Kassel

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Theoretischer Bezugsrahmen<br />

___________________________________________________________________________<br />

die als Hilfestellung dient, um Unvertrautes und Unbekanntes durchschaubar und nachvollziehbar<br />

zu machen. Es scheint, als müssten in diesem Zusammenhang subjektive und individuelle<br />

Erlebnisweisen der Rezipienten in der Aneignung, ihre subjektiven<br />

Bedeutungszuweisungen, ihre „preferred reading patterns“, ihr Eigensinn und sicherlich noch<br />

viel mehr zusammen gebracht werden mit dem, was das Programmangebot bereitstellt.<br />

Fazit zu 1.3: Bedeutung von Dekonstruktion und Empathie für den Lernbegriff und „Soziale<br />

Empathie“ als Aspekt von <strong>Medienkompetenz</strong><br />

Das Konzept des Sich-Durchschaubar-Machens, dessen Umsetzung Pädagogen und Medienwissenschaftler<br />

von den Medien fordern, erhält vor dem Hintergrund von Derridas Konzept<br />

der Dekonstruktion also starke Relevanz für Individuum und Gesellschaft, aber auch für<br />

die Rolle des <strong>Fernsehen</strong>s im (inter-)kulturellen Vermittlungsprozess und in seinem Verhältnis<br />

zu seinem Publikum. Sich durchschaubar zu machen, über Entstehung und Entwicklung von<br />

Phänomenen zu reflektieren und zu kommunizieren, steht auch hinter dem in pädagogischen<br />

und curricularen Kontexten genutzten „genetischen Prinzip“, bei dem die „Ursprungssituation<br />

aufgesucht und durch Klärung der Zusammenhänge das Verständnis des Gewordenen aufgebaut“<br />

63 wird. Das genetische Prinzip „muss ein für die Kinder verständliches Fortschreiten in<br />

den Inhalten des Unterrichts und für die Herstellung von Zusammenhängen geben.“ 64 Auf<br />

diese Weise könnte mit Differenzerfahrungen umgegangen werden. Dass Differenzerfahrungen<br />

Lernchance in sich bergen, führt Christina Schachtner aus:<br />

„Die Differenzerfahrung wird durchweg als Lernchance wahrgenommen, sei es, weil<br />

die Differenz dazu drängt, die eigene Position zu schärfen oder über Verschiedenheiten<br />

hinweg konsensuelle Bereiche auszubilden. Konsensuelle Bereiche bezeichnen<br />

Schnittmengen von Erkenntnissen, Orientierungen, Einschätzungen, Kritik, Wünsche.“<br />

65<br />

In diesem Kontext sollten die durchschaubar machenden Momente in Fernsehprogramm gefördert<br />

und auch vermehrt eingesetzt werden, vor allem dort, wo Differenzen oder Unbekanntes<br />

zu Unsicherheiten im Umgang mit dem Programmangebot führen könnten, wie das<br />

Beispiels der japanischen Animés verdeutlicht. Demnach, und dafür plädiert auch Hans-Dieter<br />

Kübler, wäre eine Ausweitung des Begriffs der <strong>Medienkompetenz</strong> auch „auf soziale Empathie,<br />

die Kinder und Jugendliche jeweils mit Medien, vor ihnen und auch über sie hinaus entwickeln“<br />

66 , sinnvoll.<br />

63 Sandführ, Stefan: Genetische Erkenntnistheorie in der Informatik. Auf:<br />

http://ods.dokom.net/semdoi/Daten/FS%20Info%20-%20Genetische%20Erkenntnistheorie.htm. Zuletzt gesehen<br />

über den google-Cache von Judith Seipold am: 30.08.2005.<br />

64 Köhnlein, Walter: Einführende Bemerkungen zum Leben und Werk Martin Wagenscheins. In: Köhnlein, Walter<br />

(Hrsg.): Der Vorrang des Verstehens, Bad Heilbrunn (Julius Klinkhardt-Verlag) 1998, S. 9-17.<br />

65 Schachtner, Christina: Mediale Konstruktionen – Lernmedium Computer. In: Bachmair, Ben, Diepold, Peter,<br />

de Witt, Claudia (Hrsg.): Jahrbuch Medienpädagogik 3. Opladen (Leske+Budrich) 2003, S. 120.<br />

66 Kübler, Hans-Dieter: PISA auch für die Medienpädagogik? Warum empirische Studien zur <strong>Medienkompetenz</strong><br />

Not tun. In: Bachmair, Ben, Diepold, Peter, de Witt, Claudia (Hrsg.): Jahrbuch Medienpädagogik 3. Opladen<br />

(Leske+Budrich) 2003, S. 47.<br />

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