Fördert Fernsehen Medienkompetenz? - KOBRA - Universität Kassel
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Das Fernsehprogrammangebot an orientierenden Elementen<br />
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4.2 Flächen- und senderinterne Verweise überbrücken<br />
Fernsehsender setzen Programmansagen, Programmtafeln und Programmtrailer ein, um<br />
Zuschauern einen Überblick über das aktuelle und künftige Programmangebot zu geben. Die<br />
Zuschauer zu umwerben, sie für das Programm eines Senders zu interessieren und an den<br />
Sender und sein Angebot zu binden ist dabei die Absicht der Programmmacher. Dabei geben<br />
sie Informationen über Inhalt und Ausstrahlungszeitpunkt von Sendungen. Bezugspunkte,<br />
nach denen Zuschauer ihre Programmwahl treffen können, sind hier, wie auch in bspw. einer<br />
Fernsehzeitung, der Tag, die Uhrzeit, die Sendungsnamen und der Inhalt der beworbenen<br />
Sendung. Trailer übernehmen auf diese Art eine Brückenfunktionen, indem sie auf noch<br />
kommendes Programm hinweisen und den Zuschauern die Möglichkeit zur Programmplanung<br />
kurzfristig, mittelfristig oder langfristig ermöglichen. Auch wenn Kinder noch nicht in der Lage<br />
sind zu lesen und sich in Fernsehzeitungen oder dem Videotext über das Programm zu informieren,<br />
so können sie doch die Orientierungsangebote wahrnehmen, die das <strong>Fernsehen</strong><br />
selbst bietet. Trailer98 und Logos ermöglichen den Kindern genau wie den erwachsenen Zuschauern,<br />
sich im Programmangebot zu orientieren, es zu ordnen, zu bewerten und im Programm<br />
dementsprechend zu manövrieren.<br />
Trailer sind Wegweiser, die durch das Programmangebot eines Senders führen, Logos die<br />
Wegmarken, die den Zuschauern eine exakte Standortangabe im Sender- und Programmangebot<br />
geben. Beide Elemente sind Angebote, die Kinder nutzen können, um sich in der Fernsehlandschaft<br />
zurecht zu finden. Sie verweisen auf zeitliche und inhaltliche Strukturen und<br />
Angebote innerhalb des Fernsehangebotes und ermöglichen den Zuschauern, sich in ihm zu<br />
orientieren, es zu strukturieren, im Vergleich zu anderen Angeboten zu bewerten und daraufhin<br />
zu manövrieren.<br />
Trailer als Orientierungsangebote 99<br />
Die Fernsehrezeption und -nutzung der Kinder hat sich im Laufe der vergangenen Jahre stark<br />
verändert. Die Fülle der Kanäle und Sendungen, die sich Kinder per Fernbedienung auf den<br />
Bildschirm holen können, unterstützt eine individuelle Zusammenstellung des täglichen Fernsehprogramms,<br />
ist aber nicht immer einfach zu durchschauen.<br />
Als eine Ordnungsmöglichkeit, zwar mehr als Programmwerbung gedacht, haben die Sender<br />
vermehrt Trailer entwickelt, die Zuschauern die Möglichkeit offerieren, ihren Fernsehtag im<br />
Voraus zu organisieren.<br />
98 Bei meinen Untersuchungen unterscheide ich nicht zwischen den verschiedenen Spielarten (Trailer, Teaser<br />
oder Appetizer) von Programmverbindungen, da sie alle den Zweck der Programmwerbung verfolgen.<br />
99 Dass bereits Kinder die als Werbung gedachten Trailer als Informationslieferanten für solche Bereiche akzeptieren,<br />
für die sie sich interessieren, beschreiben Meister/ Sander: „Gerade wenn Kinder Konsum gegenüber<br />
aufgeschlossen sind und/ oder ein spezifisches Interesse wie Sport oder Musik haben, fühlen sie sich durch<br />
die Werbung informiert und schätzen Werbung dann in hohem Maße. Wenn sich Kinder informiert fühlen,<br />
beispielsweise von Trailern für spätere Filme oder bei Werbung für Musik usw., haben sie nicht den Eindruck,<br />
umworben zu sein, sondern hilfreiches Neues zu erfahren, um sich besser orientieren zu können.“ (Meister,<br />
Dorothee M., Sander, Uwe: Kindliche Medien- und Werbekompetenz als Thema der Medienforschung. In:<br />
Bachmair, Ben, de Witt, Claudia, Diepold, Peter (Hrsg.): Jahrbuch Medienpädagogik 3. Opladen (Leske und<br />
Budrich) 2003, S. 185-200. S.196.<br />
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