26.10.2012 Aufrufe

Fördert Fernsehen Medienkompetenz? - KOBRA - Universität Kassel

Fördert Fernsehen Medienkompetenz? - KOBRA - Universität Kassel

Fördert Fernsehen Medienkompetenz? - KOBRA - Universität Kassel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das Fernsehprogrammangebot zur Medien- und Genrekompetenz<br />

___________________________________________________________________________<br />

Sendungsbeschreibung:<br />

Fiete soll im Unterricht ein Buch vorstellen. Er steht auf, hat aber statt eines Buches den Videofilm „Hard to Kill 2“<br />

dabei, über den er berichten möchte. Die Lehrerin ist erstaunt: „Fiete, Du solltest ein Buch vorstellen, und keinen<br />

Film.“ Fiete: „Es ist viel geiler als ein Buch.“ Nach einer kleineren Auseinandersetzung zwischen dem „harten“<br />

Actionfilm-Liebhaber Fiete und dem „Weichei“ Cem, der Astrid Lindgren bevorzugt, möchte die Lehrerin den<br />

Unterricht fortsetzen: „Würdet Ihr bitte mit Eurer Buchvorstellung weitermachen? Vorausgesetzt es handelt sich<br />

um ein Buch, das ihr vorstellen wollt und nicht vielleicht um ein Computerspiel oder um eine abwaschbare Tischdecke.“<br />

Die Szene wird durch einen Fahrraddiebstahl auf dem Schulhof unterbrochen, das Gespräch ist damit<br />

beendet.<br />

Für die Lehrerin gibt es nur eine Art von Text, nämlich den, den Bücher enthalten. Sie setzt<br />

Filme und Computerspiele, also alle nicht-Printmedien, sogar mit einer Plastiktischdecke<br />

gleich. Fiete ist da aber ganz anderer Meinung. Er ist in der Lage, auch Filmtexte oder in<br />

Computerspielen angelegte Texte zu lesen. Diese Kompetenz besitzt die Lehrerin offensichtlich<br />

nicht, was für Fiete unverständlich ist. Leider ist er nicht wirklich in der Lage, der Lehrerin<br />

seinen Standpunkt zu vermitteln. Er kann nur werten und emotional reagieren. Somit hat die<br />

Lehrerin die Definitionsmacht. Da sich eine Diskussion erübrigt, endet die Szene auch völlig<br />

außerhalb des Themas Medien mit einem Fahrraddiebstahl.<br />

Fiete „liest“ den Text nicht nur, er versucht auch, Handlungselemente aus seinem Lieblingsfilm<br />

und Handlungsmuster des Helden in sein eigenes Handeln einzuflechten. Also plant er,<br />

einigen Gangstern, die mit Koks dealen, eine Falle zu stellen. Sein Freund und Mitschüler<br />

Cem meint spöttisch: „Hard to Kill Teil zwei, was?“ und betitelt seinen Freund kurz darauf als<br />

„Fiete, der Terminator“. Cem ist klar, dass man nicht ohne weiteres und gefahrlos Charakterzüge<br />

oder Handlungsmuster seiner Actionhelden adaptieren darf, besonders dann nicht, wenn<br />

es sich um einen Film handelt, der mit Sicherheit nicht für Kinder ihres Alters gedacht ist. Das<br />

muss auch Fiete einsehen, nachdem er den Gangstern in die Falle gegangen ist. Fiete ist an<br />

die Grenze zwischen Realität und Fiktion gestoßen. Nach der Festnahme der Verbrecher und<br />

seiner Befreiung durch die Polizei zieht er das entsprechende Fazit: „Im Film sah das irgendwie<br />

immer cooler aus.“ Damit hat er begriffen, was seinem Freund Cem schon lange klar war,<br />

obwohl Cem Astrid Lindgrens Geschichten Action-Filmen vorzieht.<br />

62

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!