Fördert Fernsehen Medienkompetenz? - KOBRA - Universität Kassel
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Theoretischer Bezugsrahmen<br />
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im Umgang mit neuen Medien. „Mediennutzung“ als dritte Dimension gliedert sich in die<br />
Bereiche „rezeptiv-anwendend“ und „interaktiv-handelnd“. Medienrezeption steht hier neben<br />
der Fähigkeit, auch interaktiv und anbietend mit Medien, z.B. mit online-Banking, umzugehen.<br />
Die vierte Dimension, „Mediengestaltung“, bezieht sich auf „innovative“ Veränderungen<br />
und Entwicklungen im Medienbereich, aber auch auf einen „kreativen“ Umgang mit Medien,<br />
womit der Gedanke einer ästhetischen Rezeption und Produktion abgedeckt wird. 27<br />
Angelegt im Spannungsfeld zwischen Medienangebot und Mediennutzung basieren die vier<br />
Dimensionen von <strong>Medienkompetenz</strong> auf den damals aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
in der Informationsgesellschaft und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Anforderungen<br />
an die Menschen. Mit seiner Definition von <strong>Medienkompetenz</strong> kommt Baacke<br />
somit zum einen einem bildungspolitischen Bedürfnis nach; denn Industrie und Schule haben<br />
die Fähigkeit, im Berufsleben mit v.a. den neuen Medien umzugehen, als notwendig<br />
erkannt und ihre Ausbildung auf die Lehrpläne deutscher Schulen gebracht. Zum anderen<br />
gibt Baacke Pädagogen und Erziehern für die praktische Umsetzung der Förderung von<br />
<strong>Medienkompetenz</strong> nun eine Agenda in die Hand, die abgearbeitet werden kann.<br />
(c) <strong>Medienkompetenz</strong> als Besonderung von kommunikativer Kompetenz und Handlungskompetenz<br />
28<br />
Auch wenn es in der isolierten Darstellung der vier Dimensionen von <strong>Medienkompetenz</strong><br />
nicht explizit zum Ausdruck kommt, schließt Baacke mit der Ausdifferenzierung in vier Bereiche<br />
an sein Konzept der kommunikativen Kompetenz an. Obwohl diese Kategorisierung<br />
von <strong>Medienkompetenz</strong> reflexives Verhalten und soziale Handlungsfähigkeit der Mediennutzer<br />
impliziert, ist diese Auflistung von Teilkompetenzen jedoch leicht als Checkliste zu verstehen.<br />
Diese Reduzierung von <strong>Medienkompetenz</strong> auf einfache didaktische Zielsetzungen<br />
ohne Berücksichtigung ihres Ursprungs in der kommunikativen Kompetenz und den individuellen<br />
Bedürfnissen der Mediennutzer wird Baackes Definition von <strong>Medienkompetenz</strong> jedoch<br />
nicht gerecht. Vielmehr steht nach Baacke am Ende dieses „Katalogs“ die<br />
Handlungsbefähigung des Individuums, gedacht als autonomes und verantwortliches Subjekt<br />
in einer demokratischen Gesellschaft. Der Fokus liegt also auf der „Performanz-Ebene“<br />
und kommt, auch unter Berücksichtigung der damaligen Entwicklungen in der Pädagogik,<br />
einer Handlungsorientierung und explizit auch einer Handlungsbefähigung nach 29 .<br />
„‚<strong>Medienkompetenz</strong>’ meint also grundlegend nichts anderes als die Fähigkeit, in die<br />
Welt aktiv aneignender Weise auch alle Arten von Medien für das Kommunikations-<br />
und Handlungsrepertoire von Menschen einzusetzen.“ 30<br />
27 Baacke, Dieter: <strong>Medienkompetenz</strong> – Begrifflichkeit und sozialer Wandel. In: von Rein, Antje (Hrsg.): <strong>Medienkompetenz</strong><br />
als Schlüsselbegriff. Bad Heilbrunn (Klinkhardt) 1996, S. 120.<br />
28 Baacke, Dieter: „<strong>Medienkompetenz</strong>“: theoretisch erschließend und praktisch folgenreich. In: medien + erziehung<br />
(merz) 1/1999, S. 7-12.<br />
29 Baacke, Dieter: <strong>Medienkompetenz</strong> – Begrifflichkeit und sozialer Wandel. In: von Rein, Antje (Hrsg.): <strong>Medienkompetenz</strong><br />
als Schlüsselbegriff. Bad Heilbrunn (Klinkhardt) 1996, S.120.<br />
30 Baacke, Dieter: a.a.O., S.119.<br />
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