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Fördert Fernsehen Medienkompetenz? - KOBRA - Universität Kassel

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Das Fernsehprogrammangebot zur Medien- und Genrekompetenz<br />

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Wie sich herausstellt, nutzen die Kids das Internet nicht nur zur Unterhaltung oder zum Zeitvertreib,<br />

sondern auch, um sich zu informieren und zu kommunizieren. Ganz hoch im Kurs<br />

steht bei ihnen „Chatten“. Chatten bedeutet aber nicht, sinnlos auf die Tastatur einzuhacken,<br />

sondern zu kommunizieren, um neue Freunde zu gewinnen und alte wieder zufinden, wie die<br />

Kinder und Jugendlichen erklären. Chat- oder Email-Freundschaften ergänzen Brieffreundschaften.<br />

Web-User finden im Internet also ein Forum, um zwischenmenschliche, soziale Kontakte<br />

zu pflegen. Diesen für die Kinder doch wohl wichtigen Punkt nimmt Karsten auf und setzt<br />

mit Erläuterungen zu Chat-Regeln und zur Chat-Sprache einen deutlichen Schwerpunkt der<br />

Sendung. Mit Hilfe der Kinder und Jugendlichen stellt er Benimm-Regeln zusammen. Diese<br />

Regeln stecken einen eindeutigen Handlungs- und Orientierungsrahmen für den Aufenthalt in<br />

einem Chatroom ab. Dazu gehört der Tipp, nicht alles ernst zu nehmen, was Chat-Partner<br />

schreiben, und im Internet als Kommunikationsplattform keine persönlichen Daten preis zu<br />

geben. Zu bedenken sei, dass aufgrund der Anonymität, die Phantasienamen ermöglichen,<br />

auch die Hemmschwelle im Umgang miteinander sinken kann.<br />

Eindeutig definierte Symbole können ein Mittel sein, eigene Gefühle auszudrücken („Emoticons“).<br />

Sie verringern nicht nur den Schreibumfang und sind international verständlich, sondern<br />

machen verletzende Wörter oder lange Sätze überflüssig. Dieser Symbole zeigen auch,<br />

dass man beim Chatten kompetent ist und für Außenstehende sinnlos erscheinende Zeichenkombinationen<br />

definieren bzw. „lesen“ kann. So entsteht auch ein Zugehörigkeitsgefühl zur<br />

Chat-Gemeinde und gleichzeitig eine Abgrenzung zu Externen oder Nichtfachleuten. Mögliche<br />

negative Auswirkungen wie die, sich von der Umwelt abzukapseln, thematisieren weder die<br />

Experten-Kids noch Karsten. Vermutlich sehen sie im Internet eher eine offene Plattform als<br />

einen geschlossenen Raum und setzen Chatten gleich mit dem face-to-face-Gespräch oder<br />

einem Telefongespräch.<br />

Die Sendung Reläxx befasst sich mit den Kommunikationsmöglichkeiten, die das Internet<br />

bietet sowie den Kommunikationsregeln, die wie beim Gespräch oder Telefonat einzuhalten<br />

sind. Durch den Hinweis auf die technische Ausstattung, die zur Nutzung des Internets nötig<br />

ist, wird die technische Seite der Mediennutzung verbunden mit der individuellen Nutzung und<br />

Gestaltung. <strong>Medienkompetenz</strong> verbindet also technische und soziale Kompetenz ebenso, wie<br />

selbständig angeeignetes Wissen und Nutzung des Internets zur Unterhaltung. Somit schlägt<br />

Reläxx eine Brücke zwischen einem neuen Medium und dem Alltag, indem es z.B. neue Formen<br />

aufzeigt, Gefühle mittels einfacher Zeichen ("Emoticons") mitzuteilen.<br />

Fazit zu 3.1.1: Erklärende und hinterfragende Programmangebote thematisieren Medien und<br />

ihre Inhalte explizit, sprechen Mediennutzer direkt als solche an und geben ihnen Erklärungen<br />

zu Funktionsweisen, halten Tipps bereits, geben Regeln und führen Anwendungsbeispiele<br />

vor. Sendungen, die dieser Kategorie zugeordnet sind, haben die Tendenz, Instruktionen für<br />

den Umgang mit Medien zu geben. Das geschieht im Fall von Wie funktioniert eine CD? normativ,<br />

aber auch diskursiv (bei Reläxx). In beiden Sendungen sind Kinder die Adressaten,<br />

zum Teil als Experten im Umgang mit dem Internet auch aktive Gestalter der Sendung. Ihnen<br />

werden Kompetenzen im Umgang mit Medien zugesprochen, aber auch ihr Bedürfnis Medien<br />

zu nutzen als grundlegend vorausgesetzt. Mit der ARD-Programmansage macht <strong>Fernsehen</strong><br />

sich explizit durchschaubar und öffnet sich den Zuschauern. Funktionsweisen, Strukturen,<br />

Absichten werden verdeutlicht, die das Angebot beinhaltet. Damit gibt die ARD-<br />

Programmansage eine Vorschau auf die nächste Kategorie 1.2 „Regeln anwenden“, grenzt<br />

sich aber durch ihr reflektiertes und explizit artikuliertes Durchschaubarmachen von 1.2 ab.<br />

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