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96 «Gesellschaft und radioaktive Abfälle» • Insgesamt zeigen sich die negativen und positiven Emotionen sowie die wahrgenommenen Risiken am stärksten korreliert mit allen anderen Variablen. • Die zwei Abgeltungsfragen erscheinen insgesamt relativ wenig korreliert mit den anderen Fragen. Mittels einer Clusteranalyse kann die gesamte Korrelationstabelle so analysiert werden, dass Fragen, die sehr ähnlich beantwortet worden sind, gruppiert werden. Die Variablen lassen sich, von oben nach unten, in drei Gruppen aufteilen (Abbildung 5.5): • Wahrgenommene Chancen, positive Emotionen, Vertrauen in institutionelle Akteure sowie das Wissen. • Wahrgenommene Risiken, negative Emotionen, Vertrauen in NGOs/Zeitungen sowie kritische Argumente zur Abgeltung. • Die Bedeutung eines fairen Entscheidungsprozesses, Abgeltung (unbestritten) sowie geäusserte Sorgen. wahrgenommene Chancen 3 positive Emotionen 5 Vertrauen in institutionelle Akteure 6 Wissen 11 wahrgenommene Risiken 2 negative Emotionen 4 Vertrauen in NGOs/Zeitungen 7 Abgeltung, kritische Aspekte 10 Bedeutung fairer Entscheidungsprozess 8 Abgeltung, unbestritten 9 Sorgen 1 Abbildung 5.5 Die Clusteranalyse der zentralen Variablen ermöglicht eine Aufteilung der Variablen in drei Gruppen: 1. positive Aspekte (hier gehört das Wissen dazu), 2. negative Aspekte sowie 3. ein Cluster aus Bedeutung eines fairen Entscheidungsprozesses, Befürwortung einer Abgeltung sowie Bedeutung wahrgenommener Sorge (N = 2’179).
Methodik der Studie 97 Der Versuch eines Gesamtmodells Auf der Grundlage verschiedener Erklärungsmodelle stellen wir hier eine Gesamtbetrachtung der zentralen Variabeln unserer Studie an. In einer Arbeit zur Akzeptanz der Gentechnik zeigt Siegrist (2000), dass sich Vertrauen positiv auf den wahrgenommenen Nutzen auswirkt, hingegen negativ auf die wahrgenommen Risiken (vgl. Abbildung 5.6). Je mehr Nutzen jemand sieht, desto positiver steht die Person der Gentechnik gegenüber, je mehr Risiken desto negativer. Mit den vorliegenden Daten kann das Modell von Siegrist grundsätzlich bestätigt werden (Abbildung 5.7).Wer Vertrauen in institutionelle Akteure hat, nimmt mehr + Vertrauen in Institutionen – Abbildung 5.6 Erklärungsmodell nach Siegrist (2000, S. 197). In der empirischen Prüfung des Modells ergab sich ein weiterer Effekt vom wahrgenommenen Nutzen zum wahrgenommenen Risiko. Wahrgenommener Nutzen Wahrgenommenes Risiko Akzeptanz Biotechnologie + – 0.43 Vertrauen in Institutionen –0.46 Abbildung 5.7 Chancen Risiken 0.22 Akzeptanz Lager –0.61 Erklärungsmodell für die Akzeptanz eines Lagers radioaktiver Abfälle (N = 2’368) 13 analog zu Siegrist (2000). Chancen und dafür weniger Risiken wahr. Die wahrgenommenen Risiken korrelieren stark negativ mit der Akzeptanz eines Lagers (–0.61), die wahrgenommenen Chancen etwas weniger klar positiv (0.22). Insgesamt erklärt dieses Modell knapp 50% der Varianz der Akzeptanz eines Lagers. Wie wir in den vorangehenden Kapiteln gesehen haben, spielen neben den wahrgenommenen Risiken bzw. Chancen auch negative wie positive Emotionen eine wichtige Rolle. Dies entspricht den Ergebnissen anderer Studien zur Risikowahrnehmung, in denen dieses Phänomen als «affect heuristic» behandelt wird (vgl. Alhakami und Slovic, 1994; Finucane et al., 2000; Peters et al., 2004). Laut dieser Theorie basieren Urteile und Entscheidungen nicht nur darauf, was Um die unterschiedlichen Dimensionen des Themas zueinander in Beziehung zu setzen, wurden verschiedene statistische Erklärungsmodelle schrittweise aufgebaut. Zusätzlich zur bestehenden Literatur wurde insbesondere die Differenzierung in positive bzw. negative Emotionen sowie deren Verknüpfung mit dem Vertrauen aufgenommen. 13 Resultate einer multiplen Regressionsanalyse (Pfadanalyse gerechnet mit AMOS). Alle eingezeichneten Pfade sind signifikant. Modellfit: (comparative fit index CFI) 0.95.
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