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70 «Gesellschaft und radioaktive Abfälle» Das Wichtigste in Kürze In diesem Kapitel werden die Hintergründe der Studie skizziert. • Forschung zur Standortsuche für umweltrelevante Anlagen ist ein Schwerpunkt der Professur UNS, wobei die Beteiligung verschiedener Anspruchsgruppen, also auch der Bevölkerung, eines unserer Spezialgebiete ist. Ein grosses Forschungsprojekt zu unterschiedlichen Aspekten der Problematik bildet den Rahmen dieser Publikation. • Die Standortsuche zur Lagerung radioaktiver Abfälle ist international in vielen Ländern noch ungelöst. In der Schweiz scheiterte ein Lagerprojekt für schwachund mittelradioaktive Abfälle am Wellenberg im Jahr 2002 nach 1995 zum zweiten Mal. Mit dem anlaufenden neuen Verfahren des Sachplans «Geologische Tiefenlager» wird das Thema erneut an Bedeutung gewinnen. • Bei der Lagerung radioaktiver Abfälle wird zwischen schwachund mittelaktiven sowie hochaktiven Abfällen unter- schieden.Erstere sind vorwiegend kurzlebig mit kürzeren Halbwertszeiten, aber mit einem hohen Anteil organischer Bestandteile; letztere sind zwar von geringerem Volumen und mineralisiert, müssen aber über Hunderttausende Jahre von der Lebenswelt abgeschlossen werden. • Eine mehr als dreissig Jahre lange Geschichte seit der Gründung der Nagra führte schliesslich zum erfolgreichen Abschluss des Entsorgungsnachweises im Jahr 2006. Aktuell beginnt der neue Prozess der Standortsuche unter Federführung des Bundesamts für Energie. • Der Sachplan «Geologische Tiefenlager» des Bundes regelt das Auswahlverfahren zur Bestimmung eines Standorts. Das Verfahren ist in drei Etappen aufgeteilt und misst der frühzeitigen Information und Mitwirkung der Bevölkerung zentrale Bedeutung bei.
Hintergrund der Studie 71 Warum eine Studie der Professur UNS zur Standortwahl für die Lagerung radioaktiver Abfälle? Die ETH-Professur Umweltnatur- und Umweltsozialwissenschaften am Institut für Umweltentscheidungen beteiligt sich seit über zehn Jahren zum Thema «radioaktive Abfälle» an nationalen und internationalen Forschungsprojekten. So waren wir beispielsweise führend an den EU-Projekten zu Community Waste Management (CO- WAM und COWAM2, 2000–2006) beteiligt. Diese Projekte mit 14 Ländern hatten zum Ziel, Entscheidungsprozesse im radioaktiven Abfallbereich, insbesondere im Hinblick auf den Standortauswahlprozess,zu verbessern. Der Fokus lag bei der Integration lokaler und regionaler Perspektiven und unterschiedlichen Fragen der Beteiligung verschiedener Anspruchsgruppen wie auch der Bevölkerung bei der Standortwahl. Die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure, die dabei auftauchenden Probleme und die dazu notwendigen Methoden sind schon seit vielen Jahren ein zentrales Forschungsgebiet der Professur. Aktuell führen wir ein Kooperationsprojekt mit der Schweizer Nuklearbranche durch. Im Rahmen dieses Projektes werden Wege gesucht, wie Entscheidungsprozesse gestaltet sein müssen, damit sie nachvollziehbar und akzeptierbar sind. Ein wichtiges Element dieses Kooperationsprojektes ist eine Dissertation über Gerechtigkeitsfragen, die sich bei der langfristigen Lagerung radioaktiver Abfälle stellen. In diesem Kooperationsprojekt erhalten wir ein Sponsoring für verschiedene Projektarbeiten. Die Kooperation steht unter der Bedingung, dass keine Auftragsarbeit durchgeführt wird und die Forschungsfreiheit garantiert ist. Die Ergebnisse werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (parallel zur Veröffentlichung dieser Studie werden die Befragungsteilnehmer über die wichtigsten Ergebnisse dieser Befragung informiert). Die Kooperation erfolgt im Rahmen des wechselseitigen Lernens zwischen Hochschule und Gesellschaft im Umgang mit umstrit- Forschung zur Standortsuche für umweltrelevante Anlagen ist ein Schwerpunkt der Professur UNS, wobei die Beteiligung verschiedener Anspruchsgruppen, also auch der Bevölkerung, eines unserer Spezialgebiete ist. Ein grosses Forschungsprojekt zu unterschiedlichen Aspekten der Problematik rund um die Lagerung radioaktiver Abfälle bildet den Rahmen dieser Publikation. «Dieses Thema war eine gute Idee. Habe mich gefreut, dieses Formular auszufüllen.» Mann, 1982, Kt. Bern, SVP, Neutral gegenüber Lager und Kernenergie. FB Nr. 1’114
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Herausgeber: Michael Stauffacher Pi
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