ETH-UNS - ETH Zurich - Natural and Social Science Interface - ETH ...
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74 «Gesellschaft und radioaktive Abfälle»<br />
Das Thema ist aktuell<br />
Die St<strong>and</strong>ortsuche zur<br />
Lagerung radioaktiver<br />
Abfälle ist international<br />
in vielen Ländern noch<br />
ungelöst. In der Schweiz<br />
scheiterte ein Lagerprojekt<br />
für schwach- und<br />
mittelradioaktive Abfälle<br />
am Wellenberg im Jahr<br />
2002 nach 1995 zum<br />
zweiten Mal. Mit dem<br />
anlaufenden neuen<br />
Verfahren des Sachplans<br />
«Geologische Tiefenlager»<br />
wird das Thema<br />
erneut an Bedeutung<br />
gewinnen.<br />
Der Umgang mit radioaktiven Abfällen<br />
ist ein geologisches, technisches sowie ein<br />
gesellschaftlich umstrittenes, vielschichtiges<br />
Problem (Flüeler, 2002, 2006). Seit Jahrzehnten<br />
wird in unterschiedlichen Ländern<br />
darum gerungen, eine Lösung für das Problem<br />
der langfristig sicheren Lagerung radioaktiver<br />
Abfälle zu finden. In einigen Ländern<br />
gibt es bereits Langzeitlager für<br />
schwach- und mittelradioaktive Abfälle (z.B.<br />
Frankreich, Schweden oder Finnl<strong>and</strong>). Die<br />
Diskussion um Langzeitlager für hochradioaktive<br />
Abfälle und abgebrannte Brennelemente<br />
dagegen ist kontroverser; entsprechend<br />
ist weltweit bisher kein solches Lager<br />
für diese Abfallkategorien in Betrieb. Am<br />
weitesten fortgeschritten ist der Prozess in<br />
Finnl<strong>and</strong>, wo das Parlament 2001 einen<br />
St<strong>and</strong>ort bestimmte und grünes Licht für<br />
den Bau des Lagers in der Gemeinde Eurajoki<br />
gegeben hat.<br />
Seit ihrer Gründung 1972 arbeitet die Nationale<br />
Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver<br />
Abfälle (Nagra) am Problem. Verschiedene<br />
Gesteinsformationen wurden<br />
evaluiert. Aus ursprünglich 100 St<strong>and</strong>orten<br />
für schwach- und mittelradioaktive Abfälle<br />
wurden 1983 drei für weitere Untersuchungen<br />
ausgewählt (Oberbauenstock im Mergel<br />
im Kanton Uri, der kristalline Piz Pian<br />
Gr<strong>and</strong> im Kanton Graubünden und Bois de<br />
la Glaive im Anhydrit des Kantons Waadt).<br />
Auf Vorschlag aus der Nidwaldner Regierung<br />
kam 1985 der Wellenberg als weitere<br />
Mergel-Option hinzu, die fortan allein weiterverfolgt<br />
wurde. Zwischen 1985 und 2002<br />
entfachte sich in Nidwalden eine intensive<br />
Diskussion um ein Lagerprojekt für<br />
schwach- und mittelradioaktive Abfälle<br />
(SMA). Der Bund genehmigte 1988 den so<br />
genannten Entsorgungsnachweis für SMA<br />
(am St<strong>and</strong>ort Oberbauenstock); 1995 wurde<br />
ein Rahmenbewilligungsgesuch von der Bevölkerung<br />
im Kanton Nidwalden abgelehnt;<br />
eine zweite Abstimmung 2002 endete mit<br />
einem erneuten Nein, diesmal zu einem Gesuch<br />
um einen Sondierstollen. Das Projekt<br />
wurde daraufhin gestoppt.<br />
Im Jahr 2006 wurde auch der Entsorgungsnachweis<br />
für hochradioaktive Abfälle<br />
durch den Bund genehmigt. Vom Bund<br />
wurde daraufhin ein neues Verfahren gestartet,<br />
das zur Festlegung je eines St<strong>and</strong>orts<br />
geologischer Tiefenlager für kurzlebige<br />
schwach- und mittelaktive und für längerlebige<br />
mittel- und hochaktive Abfälle respektive<br />
abgebrannte Brennelemente führen<br />
soll (vgl. Sachplan «Geologische Tiefenlager»,<br />
BFE 2008).