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102 «Gesellschaft und radioaktive Abfälle» Das Gesamtmodell für den Kanton Nidwalden Analog wurde geprüft, wie das Erklärungsmodell für die Daten aus dem Kanton Nidwalden passt bzw. welche Unterschiede erkennbar werden. Die Untersuchung eines abgeschlossenen Falles erlaubt dabei auch die Untersuchung eines allfälligen Effekts der wahrgenommenen (Un-) Gerechtigkeit des Prozesses. Nachdem wir das zusammenfassende Modell nun schrittweise aufgebaut haben, wollen wir prüfen, ob sich im ehemals betroffenen Kanton Nidwalden die gleichen Zusammenhänge wie national zeigen. Wir greifen dazu auf den Datensatz einer fast parallel durchgeführten Umfrage zurück (vgl. Scholz et al., 2007). Als zu erklärende Grösse wird hier nicht mehr die Frage nach einem möglichen Lager verwendet,sondern die konkrete Frage nach Zustimmung bzw. Ablehnung des Projektes in den zwei Volksabstimmungen von 1995 sowie 2002. Wir wenden in einem ersten Schritt das exakt gleiche Modell an (Abbildung 5.13). Der Modellfit ist mit 0.89 deutlich tiefer, und insgesamt wird auch ein leicht geringerer Teil der Varianz erklärt (56% gegenüber 59%). Einzelne Zusammenhänge sind nicht mehr signifikant (positive Emotionen zu Zustimmung, Geschlecht zu negativen Emotionen sowie negative zu positiven Emotionen). Wir passen darum das Modell entsprechend an und fügen noch eine zusätzliche Beziehung ein: die direkte zwischen Einstellung zur Kernkraft und den wahrgenommen Risiken (Abbildung 5.14). 0.20 Positive Emotionen 0.19 0.19 0.09 –0.13 0.50 Chancen 0.22 0.29 Positive Einstellung KKW 0.53 Vertrauen in Institutionen Zustimmung Lagerprojekt Männer vs. Frauen –0.33 Risiken –0.50 –0.08 –0.50 Negative 0.53 Emotionen –0.17 Abbildung 5.13 Analoges Modell wie oben, auf den Kanton Nidwalden angew<strong>and</strong>t. (N = 532, Modellfit CFI 0.89).
Methodik der Studie 103 Das endgültige Modell für den Kanton Nidwalden (Abbildung 5.14) zeigt folgende Abweichungen vom oben präsentierten gesamtschweizerischen Modell: Der Einfluss der Emotionen wird deutlich verkleinert; so wirken negative Emotionen direkt auf die Zustimmung zum geplanten Lager mit –0.18 gegenüber –0.33 deutlich tiefer; die positiven Emotionen verlieren sogar ihren signifikanten Einfluss (in der Gesamtschweiz 0.31); und auch die Einflüsse auf das Vertrauen sowie wahrgenommene Chancen und Risiken werden deutlich kleiner. Dafür wird der Einfluss der wahrgenommenen Chancen bzw. Risiken auf die Zustimmung zum geplanten Lager klar verstärkt. Analog nimmt auch der Einfluss des Vertrauens auf die wahrgenommenen Chancen zu. Insgesamt noch deutlicher wird der Einfluss der Einstellung zur Kernkraft sowohl auf das Vertrauen wie auch neu direkt auf die Risikowahrnehmung. Die erklärte Varianz liegt bei diesem Modell bei 0.55. 0.26 Positive Emotionen 0.19 0.19 0.50 Chancen 0.25 0.29 Positive Einstellung KKW 0.53 Vertrauen in Institutionen Zustimmung Lagerprojekt Männer vs. Frauen –0.39 –0.15 Risiken –0.50 –0.50 Negative Emotionen 0.41 –0.18 Abbildung 5.14 Optimiertes Modell in der Anwendung auf Nidwalden (nichtsignifikante Pfade entfernt, zusätzlich direkter Effekt von Einstellung KKW zu wahrgenommenen Risiken eingefügt. (N = 532, Modellfit CFI 0.94).
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