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40 «Gesellschaft und radioaktive Abfälle» Standortauswahl: (Transport)sicherheit und geringe Bevölkerungsdichte gehen vor In der Umfrage zeigt sich, dass sicherheitsrelevante Kriterien wie die Transportsicherheit für die Bevölkerung wichtiger sind als regionalökonomische oder politische Kriterien bei der Standortauswahl. Bei Alternativen mit vergleichbaren geologischen Bedingungen würde ein Lager dort bevorzugt, wo am wenigsten Menschen betroffen sind. Weil vermutet wurde,dass für viele Leute das Sicherheitsargument für die Auswahl eines Lagerstandortes wichtig ist,wurde explizit nach dem bevorzugten Standort bei vergleichbar hohem Sicherheitsgrad gefragt (Abbildung 2.15). Die Resultate sind deutlich: Die Variante, das Lager dort zu bauen, «wohin der Transport von radioaktiven Abfällen am einfachsten und sichersten ist» erhält klar die grösste Zustimmung der Befragten (Mittelwert CH 4.1). Die weiteren Antwortmöglichkeiten, bei denen die Standortauswahl nach regionalökonomischen («wirtschaftlich schwächstes Umfeld», Mittelwert 2.9), nach ökologischen («bisher von anderen übermässigen Um- weltbelastungen verschont», Mittelwert 2.6) oder nach politischen («am wenigsten politischer Widerstand», Mittelwert 2.4) erfolgt, werden durchwegs schlechter beurteilt. In dieser Frage sind sich GegnerInnen und Befürwortende eines Lagers ziemlich einig. Die Unterschiede sind gering, tendenziell bewerten die Befürwortenden alle Argumente aber etwas positiver als die GegnerInnen. Bei der Auswahl eines Standortes für ein geologisches Tiefenlager können, unter der Annahme günstiger geologischer Voraussetzungen, verschiedene Kriterien zur Anwendung gebracht werden. Es wurde ge- Bei vergleichbaren Optionen: Der Standort, wohin der Transport am einfachsten und sichersten ist, wird bevorzugt «... der das wirtschaftlich schwächste Umland hat» [*] «... der bisher von anderen übermässigen Umweltbelastungen verschont geblieben ist» [*] «... wohin der Transport von radioaktiven Abfällen am einfachsten und sichersten ist» [*] Neutral gegenüber Lager (N=573–580) Lager ablehnend (N=1381–1391) Lager befürwortend (N=364–367) «... wo am wenigsten politischer Widerstand zu erwarten ist» [*] 1 stimme 2 3 4 5 stimme gar nicht zu stark zu «Angenommen, es würden mehrere Standorte den gleich hohen Sicherheitsgrad erfüllen, wie würden Sie entscheiden? Den Standort wählen, ...» Abbildung 2.15
Präsentation der Antworten zu den einzelnen Fragen 41 Standort dort wo am wenigsten Menschen wohnen deutlich bevorzugt – wenig Unterschiede zwischen den Parteien «...ein Lager in jener Region zu liegen käme, in der am meisten Strom verbraucht wird» [*] «...jene Regionen von einem Lager verschont werden, die bereits Kernkraftwerke beherbergen» [n.s.] «...mehrere Lager erstellt würden, verteilt über alle in Frage kommenden Gebiete» [*] Links (N=718–723) Mitte (N=292–293) Rechts (N=706–711) «...ein Lager dort gebaut würde, wo am wenigsten Menschen wohnen» [n.s.] 1 2 3 4 5 stimme stimme gar nicht zu stark zu Bei alternativen Regionen mit vergleichbarer Geologie. «Unter diesen Umständen fände ich es gerecht, wenn...» Abbildung 2.16 fragt, welche Argumente die Befragten als gerecht empfinden (Abbildung 2.16). Die Argumente, ein Lager in jener Region zu bauen, «in der am meisten Strom verbraucht wird» (Mittelwert CH 2.7), diejenigen Regionen zu verschonen, «die bereits Kernkraftwerke oder andere grosse Infrastrukturanlagen beherbergen» (Mittelwert CH 2.9) sowie der Vorschlag, mehrere Lager zu erstellen,«verteilt über alle in Frage kommenden Gebiete» (Mittelwert CH 2.8), werden gesamthaft gesehen eher abgelehnt. Die höchste Zustimmung erfährt die Aussage, das Lager sei dort zu bauen, «wo am wenigsten Menschen wohnen» (Mittelwert CH 3.7). Dieses Ergebnis kann wiederum im Zusammenhang mit der Debatte um die Sicherheit eines geologischen Tiefenlagers gesehen werden (Risikowahrnehmung). Durch die Auswahl eines dünn besiedelten Gebiets reduziert sich – jedenfalls in der Zeitoptik der Befragten – auch die Anzahl von einem potenziellen Unfallereignis betroffener Menschen. Zwischen den Wählerinnen und Wählern verschiedener Parteien zeigen sich bei diesen Fragen kaum Unterschiede. Auch die Unterschiede zwischen den Sprachregionen und den Geschlechtern sind vergleichsweise klein. «Das Problem der bereits vorhandenen radioaktiven Abfälle muss gelöst werden. Ich habe aber kein Verständnis für einen weiteren Ausbau der Kernenergie, solange nicht eine bedeutende Förderung von erneuerbaren Energien stattfindet.» Frau, 1966, Kt. Aargau, SP, Gegnerin Lager und Nutzung Kernenergie. FB Nr. 615
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