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Hintergrund der Studie 73
Die ETH-Professur für Umweltnatur- und Umweltsozialwissenschaften (UNS) führt
seit 1994 jährlich sogenannte «Fallstudien» durch. Diese sind Lehr-Forschungsprojekte,
die sich jeweils mit einem gesellschaftlich bedeutsamen Umweltthema auseinandersetzen.
Folgende Lernziele der Studierenden werden angestrebt: den Umgang mit
komplexen, gesellschaftlich relevanten Problemen im Umweltbereich lernen; ein Problem
aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Methoden betrachten;
in enger Zusammenarbeit mit der Gesellschaft oder der Praxis ein Thema/
Problem strukturiert und mit wissenschaftlichen Methoden angehen. Damit streben
wir einen Prozess wechselseitigen Lernens von Wissenschaft und Gesellschaft an.
ETH-UNS Fallstudien
2006 und 2008:
Lehr-Forschungsstudien
zum Thema radioaktive
Abfälle
Die Frage der Standortsuche zur Lagerung radioaktiver Abfälle ist eng mit den Lernzielen
dieser Lehrveranstaltung gekoppelt; sie ist ein ideales Fallbeispiel für die Lehrforschung.
Die Lehrveranstaltung Fallstudie 2006 «Entscheidungsprozesse Wellenberg»
ging der Frage nach, was aus dem zeitgenössischen Fall Wellenberg für künftige Entscheidungsprozesse
im Bereich radioaktiver Abfall oder für andere gesellschaftlich umstrittene,
grosse Infrastrukturprojekte gelernt werden kann. Das Thema wurde aus drei
unterschiedlichen inhaltlichen und methodischen Perspektiven angegangen: Medienanalyse,
Bewertung relevanter Aspekte eines Entscheidungsprozesses, Bevölkerungsbefragung.
An der Studie haben 26 Studierende, 12 Dozierende und über 80 Personen
von ausserhalb der Hochschule mitgearbeitet. Die Ergebnisse sind in einem so genannten
Fallstudienband öffentlich zugänglich (Abbildung 4.1).
Die ETH-UNS-Fallstudie 2008 (Dauer: Februar bis Oktober 2008) untersuchte die
Standortsuchprozesse für Lager von radioaktiven Abfällen in der Schweiz und Schweden.
Die Studie richtete ihr Augenmerk auf das Zusammenspiel von technischer Expertise
und Einbezug der Bevölkerung. An dieser Studie nahmen 16 Studierende aus sieben
Ländern, sechs Dozierende und mehrere Dutzend Personen von unterschiedlichen
internationalen Universitäten und von ausserhalb der Hochschulen teil. Erste Resultate
werden zu Beginn des nächsten Jahres (2009) publiziert.