ETH-UNS - ETH Zurich - Natural and Social Science Interface - ETH ...
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18 «Gesellschaft und radioaktive Abfälle»<br />
Lager äussern Personen, die positiv der<br />
Kernkraft gegenüber stehen und dies<br />
sind eher die Männer. Frauen hingegen<br />
äussern mehr negative Emotionen. Wer<br />
mehr negative Emotionen empfindet,<br />
nimmt auch mehr Risiken wahr und beurteilt<br />
ein Lager in der eigenen Region<br />
umso negativer. Die empfundene Fairness<br />
des Prozesses (Befragung in Nidwalden<br />
zum Wellenberg-Projekt) hatte<br />
ebenfalls einen Effekt auf diese Zusammenhänge<br />
und wirkte insbesondere<br />
über die geäusserten negativen Emotionen.<br />
• Faires Verfahren scheint zentrales Anliegen:<br />
Die Befragten ordnen den Verfahrenskriterien<br />
sehr hohe Werte zu, auf der<br />
Skala 1 («Gar nicht wichtig») bis 5 («sehr<br />
wichtig») im Mittel durchwegs 4.1 bis 4.5<br />
(vgl. S. 38). Konkret heisst das, dass ein<br />
Verfahren «transparent und nachvollziehbar»<br />
ist, sowie mehrere «alternative<br />
St<strong>and</strong>orte» zur Beurteilung einbezogen<br />
werden. Es bedeutet aber auch, dass die<br />
Bevölkerung «frühzeitig und umfassend<br />
informiert» wird, die Betroffenen sich aktiv<br />
am Entscheidungsprozess beteiligen<br />
können, oder dass auch «Mittel für alternative<br />
Gutachten zur Verfügung» stehen.<br />
Die Bedeutung eines fairen Verfahrens<br />
kann auch aus der Bewertung der Fragen<br />
zur Beziehung von Ergebnis und Verfahren<br />
herausgelesen werden: Die Aussage,<br />
dass «jedes Ergebnis» akzeptiert würde,<br />
«sofern dieses in einem fairen Verfahren<br />
erarbeitet worden ist» erzielt gegenüber<br />
jener Aussage, bei der das «Ergebnis» gegenüber<br />
dem Verfahren Vorrang hat<br />
(«Mir ist es egal, wie man zu einem Ergebnis<br />
kommt. Hauptsache, das Ergebnis<br />
ist gerecht») einen signifikant höheren<br />
Mittelwert (3.7 vs. 3.1).<br />
• Deutliche Geschlechterunterschiede: Die<br />
Frauen zeigen insgesamt ein von den<br />
Männern deutlich unterscheidbares<br />
Muster. Frauen machen sich mehr Sorgen,<br />
stehen der offiziellen Politik skeptischer<br />
und der Kernenergie deutlich kritischer<br />
gegenüber als Männer; sie nehmen<br />
die im Zusammenhang mit einem Lager<br />
vermuteten Risiken deutlich stärker<br />
wahr, sehen dagegen klar weniger Chancen.<br />
Männer berichten weniger negative<br />
Emotionen und haben mehr Vertrauen in<br />
Kernkraft befürwortende Institutionen.<br />
Aspekte eines fairen Prozesses erreichen<br />
bei Frauen noch höhere Werte als bei<br />
Männern. Einigkeit zeigt sich bei Sicher-