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4 «Gesellschaft und radioaktive Abfälle»
Zentrale Fragestellungen
der Umfrage
Das Zusammenspiel von
Vertrauen, Risiko- und
Chancenwahrnehmung,
Emotionen, aber auch
Wissen und Gerechtigkeitsfragen
sowie die
diesbezüglichen Unterschiede
zwischen Bevölkerungsgruppen
waren
die zentralen Fragen, die
mit der Studie beantwortet
werden sollten.
Grundlage bilden zwei
postalische Befragungen
im Kanton Nidwalden
(532 ausgefüllte Fragebogen)
bzw. in allen Sprachregionen
der Schweiz
(2'428 ausgefüllte Fragebogen).
Bevor wir mit der Präsentation unserer eigenen
Resultate beginnen, legen wir kurz
dar, auf welchem Hintergrund die Studie
durchgeführt wurde. In der Literatur wird
ein breites Spektrum von Aspekten beschrieben,
die bedeutsam sind in der Diskussion
um die Standortsuche zur Lagerung
radioaktiver Abfälle oder zu anderen grosstechnischen
Anlagen bzw. neuen Technologien.
Eine besondere Bedeutung wird dabei
der Wahrnehmung von Risiken und Chancen,
dem Vertrauen, den empfundenen
Emotionen, dem Wissen sowie der Prozessfairness
beigemessen (vgl. auch Kapitel
«Methodik der Studie») 2 .
Den wahrgenommenen Risiken wird in
der Literatur meist die bedeutendste Rolle
im Zusammenhang mit der Akzeptanz oder
Ablehnung neuer Technologien bzw. von
Standorten für umstrittene Infrastrukturanlagen
zugeschrieben. Analog beeinflusst
der wahrgenommene Nutzen die Akzeptanz
positiv. Das Vertrauen wird als entscheidende
erklärende Grösse betrachtet:
Vertrauen wirkt sich positiv auf den wahrgenommenen
Nutzen aus, hingegen vermindert
es die wahrgenommen Risiken. Urteile
und Entscheidungen basieren auch auf
dem, was man fühlt (Emotionen), und nicht
nur auf dem, was man denkt. Falls etwas als
«gut» empfunden wird, werden entsprechende
Risiken eher tief bzw. der Nutzen
hoch eingeschätzt und umgekehrt. Ob das
vorhandene Wissen einen Einfluss auf die
Risikowahrnehmung hat, ist in der Literatur
umstritten. Ein weiterer, aber eher selten
untersuchter Aspekt ist die Gerechtigkeit.
Gerade im Fall einer Standortsuche wird oft
betont,dass diese «gerecht» zu sein habe.Es
wird dabei zwischen Verfahrens- und Verteilungsgerechtigkeit
unterschieden.
2
Parallel zur Erstellung des vorliegenden Bandes publizierte das Bundesamt für Energie eine Studie
zur Einstellung gegenüber radioaktiver Abfälle in der Schweiz (vgl. http://www.bfe.admin.ch
/energie/00588/00589/00644/index.html?lang=de&msg-id=21636). Trotz einiger methodischer
Unterschiede zeigen sich in einem ersten Vergleich der Resultate keine Widersprüche. Mit
der hier vorliegenden Studie sind aber detailliertere Einblicke in die unterschiedlichen Wahrnehmungsmuster
der Schweizer Bevölkerung möglich.