12.01.2015 Aufrufe

Skript - Universität Paderborn

Skript - Universität Paderborn

Skript - Universität Paderborn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

96 5 Auflösbarkeit von Gleichungen durch Radikale<br />

Beweis. Sei K = L 0 ⊆ L 1 ⊆ . . . ⊆ L l eine Radikalerweiterung mit L ⊆ L l . Wenn<br />

L j = L j−1 (α j ), dann gilt L l = K(α 1 , . . . , α l ). Sei jetzt m j ∈ K[X] das Minimalpolynom<br />

von α j über K. Wir listen die Nullstellen der m j auf:<br />

m 1 : α 1 = α (1)<br />

1 , . . . , α(r 1)<br />

1 ❀ M 1<br />

.<br />

.<br />

m l : α l = α (1)<br />

l<br />

, . . . , α (r l)<br />

l<br />

❀ M l<br />

.<br />

Sei E der Zerfällungskörper von ∏ l<br />

j=1 m j, d.h. E = K ( {α (i)<br />

j | i, j} ) , wobei E j =<br />

K({α (i)<br />

j | i}) der Zerfällungskörper von m j ist. Für σ ∈ Gal(C/K) betrachte den<br />

Körperturm<br />

K ⊆ σ(L 1 ) ⊆ . . . ⊆ σ(L l ).<br />

σ(L l )/K ist eine Radikalerweiterung, also liefert Lemma 5.2.15, dass σ 1 (L l ) · . . . ·<br />

σ s (L l )/K eine Radikalerweiterung ist, wobei wir Gal(C/K) = {σ 1 , . . . , σ s } schreiben.<br />

Da α 1 , . . . , α l ∈ L l und Gal(E/K) transitiv auf den Mengen M j wirkt, finden<br />

wir σ 1 (L l ) · . . . · σ s (L l ) = E. Dabei ist zu beachten, dass nach Proposition 5.2.12 die<br />

Gruppe Gal(E j /K) transitiv auf M j wirkt. Dann sagt Satz 4.2.16, dass die Elemente<br />

von Gal(E j /K) sich zu Elementen von Gal(C/K) fortsetzen lassen. Zusammen findet<br />

man, dass E/K eine Radikalerweiterung ist, die L als Zwischenkörper enthält. ⊓⊔<br />

Definition 5.2.18. Sei G eine Gruppe und G ′ = [G, G] die Kommutatorgruppe<br />

von G. Wir setzen G (0) := G sowie G (1) := G ′ und dann induktiv G (i+1) := ( G (i)) ′<br />

für i ∈ N. Es gilt dann<br />

G ⊇ G (1) ⊇ G (2) ⊇ . . .<br />

und wir nennen G auflösbar, wenn es ein j ∈ N 0 mit G (j) = {1} gibt.<br />

Satz 5.2.19. Sei G eine Gruppe. Dann sind folgende Eigenschaften äquivalent:<br />

(1) G ist auflösbar.<br />

(2) Es gibt eine Kette G = G 0 ⊃ G 1 ⊃ . . . ⊃ G n = {1} von Untergruppen von G<br />

mit G j ✂ G j−1 und G j−1 /G j abelsch.<br />

(3) (Dieser Teil hat nur für endliche G Gültigkeit.) Es gibt eine Kette G = G 0 ⊃<br />

. . . ⊃ G l = {1} von Untergruppen von G mit G j ✂ G j−1 und |G j−1 /G j | prim.<br />

Beweis. ”<br />

(1)⇒(2)“: Wähle G j = G (j) .<br />

” (2)⇒(1)“: Wenn G j−1/G j abelsch ist, dann gilt G ′ j−1 ⊆ G j und dies liefert G (j) ⊆<br />

G j , also die Behauptung.<br />

” (3)⇒(2)“: Wenn |G j−1/G j | = p, dann gilt G j−1 /G j = Z/pZ, weil jedes von Eins<br />

verschiedene Element die Gruppe zyklisch erzeugt. Insbesondere ist die Gruppe<br />

abelsch.<br />

(2)⇒(3)“: Wir beweisen zunächst mit Induktion über die Ordnung, dass jede endliche<br />

abelsche Gruppe A eine Untergruppe mit Primzahlindex hat: Beachte dazu<br />

”<br />

zunächst, dass jedes Element g von G endliche Ordnung hat. Zerlegt man die<br />

Ordnung in ihre Primfaktoren und ersetzt g durch eine passende Potenz, so findet<br />

man ein Element mit Primzahlordnung p. Dieses Element erzeugt dann eine<br />

Untergruppe B, die isomorph zu Z/pZ ist und insbesondere p Elemente hat.<br />

Wenn B = G, ist die Behauptung bewiesen. Wenn nicht, dann findet man mit<br />

Induktion eine Untergruppe C ⊆ A, die B enthält, mit [A : C] = [A/B : C/B]<br />

prim.<br />

Jetzt beweisen wir (3) durch Induktion über |G|. Dazu genügt es einen Normalteiler<br />

H ✂ G mit G 1 ≤ H und [G : H] prim zu finden (dann wendet man<br />

Induktion auf H an). Aber dazu brauchen wir nur eine Untergruppe von G/G 1<br />

mit Primzahlindex zu finden, was wir oben schon erledigt haben.<br />

⊓⊔

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!