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Skript - Universität Paderborn

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4.4 Irreduzibilitätskriterien 85<br />

4.4 Irreduzibilitätskriterien<br />

Beispiel 4.4.1. (i) Sei ϕ : Z → F p = Z/pZ der kanonische Homomorphismus und<br />

f = X 3 − 10X 2 + 1 ∈ Z[X]. Wende Proposition 4.2.10 mit Z und Z/3Z an. Das<br />

bedeutet, für p = 3 wertet man ϕ ∗ (f) = X 3 − X 2 + 1 ∈ F 3 [X] an allen drei<br />

Stellen aus (0 ↦→ 1, 1 ↦→ 1, 2 ↦→ 2) und stellt so fest, dass ϕ ∗ (f) keine Nullstelle<br />

hat (und daher wegen deg ( ϕ ∗ (f) ) = 3 irreduzibel sein muss).<br />

(ii) Für f = X 3 − 6X 2 + 5X + 25 ergibt die Reduktion modulo 3 wie in (i) das<br />

irreduzible Polynom X 3 + 2X + 1 ∈ F 3 [X] und damit die Irreduzibilität von f.<br />

Reduktion modulo 5 dagegen führt auf X 3 − X 2 = X 2 (X − 1) ∈ F 5 [X], was<br />

keine Rückschlüsse auf f erlaubt.<br />

⊓⊔<br />

Beispiel 4.4.2. Betrachte L = Q (√ 2, √ 3 ) und K = Q (√ 2 ) . Da √ 3 algebraisch<br />

über Q mit Minimalpolynom X 2 − 3 ist, ist √ 3 auch algebraisch über K. Das<br />

Minimalpolynom p von √ 3 über K muss X 2 − 3 ∈ K[X] teilen (vgl. Satz 4.2.9).<br />

Daher gilt deg ( p ) ≤ 2 und ( wegen L = K( √ 3) ) auch [L : K] ≤ 2. Da es keine<br />

a, b ∈ Q mit √ 3 = a + b √ 2 gibt, gilt √ 3 /∈ K und wir finden [L : K] = 2 und<br />

p = X 2 − 3. Das Element α = √ 2 + √ 3 ist algebraisch über Q, weil [L : Q] = [L :<br />

K][K : Q] = 2 · 2 = 4 < ∞ (vgl. Bemerkung 4.2.7). Mit α 2 = (√ 2 + √ 3 ) 2<br />

= 5 + 2<br />

√<br />

6<br />

sieht man α 2 − 5 = 2 √ 6 und α 4 − 10α 2 + 1 = 0. Wenn man zeigen kann, dass<br />

f = X 4 − 10X 2 + 1 über Q irreduzibel, d.h. das Minimalpolynom von α über Q ist,<br />

hat man L = Q (√ 2, √ 3 ) = Q (√ 2 + √ 3 ) = Q(α) bewiesen. In Lemma 4.4.4 werden<br />

wir zeigen, dass es genügt die Irreduzibilität von f über Z zu zeigen. Indem man<br />

die Koeffizienten modulo 5 nimmt, erkennt man wie in Beispiel 4.4.1, dass f keine<br />

ganzzahligen Nullstellen hat, sich also in Z[X] keine lineare Terme abspalten lassen.<br />

Wenn<br />

f = X 4 − 10X 2 + 1 = (X 2 + aX + b)(X 2 + a ′ X + b ′ )<br />

mit a, a ′ , b, b ′ ∈ Z, dann gilt a + a ′ = 0, b + aa ′ + b ′ = −10, ba ′ + ab ′ = 0 und bb ′ = 1.<br />

Es folgt a ′ = −a, b ′ = b = ±1. Wenn b = 1, findet man −a 2 = −12, was nicht<br />

möglich ist, und b = −1 führt auf −a 2 = −8, was ebenso unmöglich ist. Also ist f<br />

in der Tat irreduzibel über Z und die Körpererweiterung L/Q ist einfach. ⊓⊔<br />

Proposition 4.4.3. Sei f = a 0 + a 1 X + · · · + a n X n ∈ Z[X].<br />

(i) Wenn f ( r<br />

s<br />

)<br />

= 0 mit teilerfremden r, s ∈ Z, dann gilt r | a0 und s | a n .<br />

(ii) Wenn a n = 1, dann gilt s = ±1.<br />

Beweis. Da (ii) eine unmittelbare Konsequenz von (i) ist, reicht es, (i) zu beweisen.<br />

r<br />

Dazu setze 0 = a 0 + a 1 s + · · · + a n rn<br />

s<br />

und beachte<br />

n<br />

von s geteilt<br />

{ }} {<br />

0 = s n a 0 + s n−1 a 1 r + . . . + a n r<br />

} {{ n .<br />

}<br />

von r geteilt<br />

Dies liefert sowohl r | a 0 also auch s | a n .<br />

⊓⊔<br />

Lemma 4.4.4. Sei f ∈ Z[X] und f = gh mit g, h ∈ Q[X]. Dann gibt es Polynome<br />

˜g, ˜h ∈ Z[X] mit f = ˜g˜h und deg(g) = deg(˜g) sowie deg(h) = deg(˜h). Insbesondere<br />

ist f ∈ Z[X] irreduzibel über Z genau dann, wenn f irreduzibel über Q ist.

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