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Programm 2. Halbjahr 2010 - Wirtschafts- und ...

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VorwortSehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,liebe Teilnehmende,bis in die 70er Jahre konnte die relativeVollbeschäftigung den latentenWiderspruch zwischen Marktabhängigkeit<strong>und</strong> Bürgerrechtenüberdecken. Die Arbeitslosigkeitlag unter zwei Prozent, die „Fahrstühle“der sozialen Mobilität bewegtensich zwar für die unterschiedlichengesellschaftlichenKlassen <strong>und</strong> Schichten in unterschiedlicherGeschwindigkeit, aberallemal nach oben. Seitdem jedochwirken weitreichende Umbrüchein der Erwerbsarbeit <strong>und</strong> amArbeitsmarkt, Veränderungen inden sozialen Beziehungen <strong>und</strong> dieNeukonturierung <strong>und</strong> Schwächungder Regelungs- <strong>und</strong> Ausgleichskapazitätendes Sozialstaates in dieentgegengesetzte Richtung. Damitwurde das Problem von Zugehörigkeit<strong>und</strong> Teilhabe erneut <strong>und</strong> aufneue Weise auf die Tagesordnunggesetzt.“Dies schreibt der Soziologe <strong>und</strong>Senior Researcher am in Bonnansässigen Deutschen Institutfür Erwachsenenbildung MartinKronauer in dem Band: Inklusion<strong>und</strong> Weiterbildung (Bielefeld200, S. 34). Kronauer skizziertin kurzen Worten ein Faktum, dasdie Stadtgesellschaft – nicht nurdiese, aber diese besonders - inden nächsten Jahren vor eine niegekannte Herausforderung stellenwird: Die Sicherung der Teilhabemöglichst vieler Menschen anderArbeitsgesellschaft, an sozialen<strong>und</strong> gesellschaftlichen Nahbeziehungen<strong>und</strong> an Bürgerrechten –für all das steht der sozialwissenschaftliche<strong>und</strong> mittlerweile auchdie Erwachsenenbildung prägendeBegriff der „Inklusion“, des „Einschlusses“.Von Exklusion sind imUmkehrschluss all jene bedroht,die arbeitslos sind, vereinsamtoder sozial abgeschlossen leben<strong>und</strong> denen die Teilhabe anBürgerrechtenverloren zugehen drohen.Das alles klingt abstrakt, wird aberkonkret, wenn man esfür die Bildungspraxisanwendet.Die Volkshochschule versucht einenTeil ihrer Angebote „inkludierend“zugestalten. Wir diskutierenbeispielsweise im September mitdem Oberbürgermeister darüber,wie es möglich sein wird, künftigmöglichst viele Menschen an derStadtgesellschaft „teilhaben“ zulassen, auch diejenigen, die vonmateriellen, sprachlichen oder sozialenAusschlussrisiken bedrohtsind. Wir diskutieren mit ProfessorWilhelm Hankel, Volkswirt <strong>und</strong>„Euro-Kläger“, darüber, welcheMöglichkeiten der Einzelne in gesamtgesellschaftlichen„Großentscheidungsprozessen“,wie demim Mai 200 mit atemberaubenderGeschwindigkeit beschlossenenEuro-Hilfspaket hat. Wir sprechenmit dem Chefredakteur des General-Anzeigersüber die alte <strong>und</strong>neue Rolle der Tageszeitungen beigesellschaftlichen Gestaltungsprozessen<strong>und</strong> stellen die Frage, wendie Zeitungen erreichen <strong>und</strong> wer– aus welchen Gründen auch immer–ausgeschlossen ist <strong>und</strong> vielleichtdauerhaft ausgeschlossenbleibt. In unseren Demographie-Projekten gehen wir seit mehrerenSemestern der Frage nach, wieälteren Menschen gesellschaftliche<strong>und</strong> soziale Teilhabe gewährtwerden kann <strong>und</strong> zwar sowohl denen,die noch mobil sind, als auchdenjenigen, die bereits jetzt mitMobilitätseinschränkungen lebenmüssen. In unseren Integrationskursenmachen wir die Menschen,dieals Einwanderungswillige zu unskommen, mit der deutschen Sprache<strong>und</strong> mit den Strukturen desdeutschen Gesellschaftssystemsvertraut. Denn ohne Kenntnis derSprache des Aufnahmelandes ist„Exklusion“ vorprogrammiert. ImFachbereich Lebenslanges Lernensprechen wir Menschen an, die neunach Bonn gekommen sind <strong>und</strong>denen soziale Nahbeziehungenfehlen. Ohne diese ist auch derspannendste Arbeitsplatz auf Dauereine Belastung, denn hinter derviel zitierten <strong>und</strong> oft missbrauchtenFloskel der „work life balance“verbirgt sich nicht mehr <strong>und</strong> nichtweniger als das Anrecht des Menschenauf Arbeit <strong>und</strong> auf ein funktionierendessoziales Umfeld.Die Volkshochschule wird sich inihren <strong>Programm</strong>en künftig mehrdenn je der schwierigen <strong>und</strong> vielfältigenAufgabe der „Inklusion“widmen, einer Inklusion, die denMenschen nichtnur alsArbeitskraftim „employability“ Verständnis derEU wahrnimmt, sondern die auchdas individuelle, soziale, gesellschaftliche<strong>und</strong> politische Umfeldder Menschen als „Einschlussfaktor“definiert.Wir warten auf Ihre Anregungen.„Inklusion“ ist eine gemeinschaftlicheAufgabe unserer Stadtgesellschaft.Mit besten GrüßenIhreDr. Ingrid SchöllDirektorin der Volkshochschule Bonn

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