„Nein!“, sagte. Ich. Mein Gesicht glühte. Ich fühlte mich, als würde ich mich wie ein Lügner anhören,obwohl ich ja nun die Wahrheit sagte.Ange brachte uns beide abrupt zum Stehen und studierte meinen Gesichtsausdruck.„Oder doch?“„Nein! Ehrlich nicht! Nur Freunde. Darryl und sie – na ja, auch nicht wirklich, aber Darryl warziemlich in sie verknallt. Überhaupt kein Gedanke daran, ...“„Aber wenn Darryl nicht in sie verknallt gewesen wäre, wärst du, oder was?“„Nein, Ange. Nein. Bitte glaub mir doch einfach und lass das Thema. Vanessa und ich waren guteFreunde und sind es jetzt nicht mehr, und das macht mir zu schaffen; aber ich war nie hinter ihr her,okay?“Sie entspannte sich ein bisschen. „Okay, okay. Tut mir Leid. Ist bloß, dass ich mit ihr nichtklarkomme. Wir sind nie miteinander klargekommen in all den Jahren, die wir uns schon kennen.“Ach so, dachte ich. Das erklärte, weshalb Jolu Ange schon so lange kannte und ich sie trotzdem nochnie getroffen hatte. Sie hatte ihre Privatfehde mit Van, und deshalb hatte er sie nie mitgebracht.Wir umarmten uns ausgiebig und küssten uns, und eine Horde Mädels kam an uns vorbei und machte„huiuiuiui“; also rissen wir uns zusammen und gingen weiter zur Bushaltestelle. Vor uns lief jetzt Van,die an uns vorbeigekommen sein musste, während wir uns küssten. Ich fühlte mich wie ein kompletterIdiot.Natürlich war sie auch an der Bushaltestelle und dann im Bus, und wir sprachen kein Wortmiteinander, und ich versuchte die ganze Fahrt über ein Gespräch mit Ange zu führen, aber es warsehr verkrampft.Wir hatten geplant, irgendwo auf einen Kaffee anzuhalten und dann zu Ange weiterzugehen, um zu„lernen“, also um abwechselnd mit ihrer Xbox im Xnet zu lesen. Anges Mom kam an Dienstagenimmer spät nach Hause, weil sie da abends Yogakurs hatte und dann mit ihren Freundinnen essenging, und Anges Schwester war mit ihrem Freund auf der Piste, also würden wir ganz ungestört sein.Und ich hatte schmutzige Phantasien seit dem Moment, als wir uns für diesen Abend verabredethatten.Wir kamen bei ihr an, gingen direkt in ihr Zimmer und machten die Tür hinter uns zu. Ihr Zimmerhatte was von einem Bombenkrater, es wär übersät mit schichtenweise Klamotten, Notizbüchern undPC-Teilen, die sich wie Krähenfüße in die Socken bohren würden. Ihr Schreibtisch war nochschlimmer als der Fußboden, dort stapelten sich die Bücher und Comics; so setzten wir unsschließlich auf ihr Bett, wogegen ich nichts einzuwenden hatte.Die Verlegenheit seit dem Treffen mit Van hatte sich einigermaßen gelegt, und wir warfen ihre Xboxan. Sie war in ein Nest von Kabeln eingebettet, von denen einige zu einer WLAN-Antenne führten,die sie am Fenster befestigt hatte, um die Funknetze der Nachbarn anzapfen zu können. Andere Kabelführten zu alten Laptop-Monitoren, die sie zu Einzelbildschirmen umgebaut hatte, auf Standfüßenbalancierend und voll freiliegender Elektronik. Die Monitore standen auf beiden Nachttischen, eingeniales Arrangement, um im Bett Filme zu sehen oder zu chatten: Wenn sie die Bildschirme zumBett hin drehte, konnte sie sich auf die Seite drehen und hatte nach links oder rechts immer einseitenrichtiges Bild.Nebeneinander an den Nachttisch gelehnt auf ihrem Bett sitzend wussten wir beide, weshalb wirwirklich hier waren. Ich zitterte ein wenig, und die Wärme ihres Beins und ihrer Schulter an mirwaren nur zu gegenwärtig; aber ich musste mich zumindest mal ins Xnet einloggen, meine Mailslesen und so.Eine Mail kam von einem Jungen, der gern lustige Handy-Videos über das Amok laufende DHSverschickte. Das letzte hatte gezeigt, wie sie einen Kinderwagen zerlegten, weil einSprengstoffspürhund sich dafür interessiert hatte; sie hatten ihn mitten auf der Straße in der Marina120
mit Schraubenziehern auseinanandergenommen, und man konnte sehen, wie all die reichen Leute davorbeikamen, sich umdrehten und offensichtlich wunderten, wie bescheuert das war.Ich hatte zu dem Video verlinkt, und es war wie bescheuert runtergeladen worden. Er hatte es auf denSpiegelserver des „Internet Archive“ in Alexandria, Ägypten hochgeladen, wo sie so ziemlich allesakzeptierten, vorausgesetzt, es stand unter einer remix- und weitergabefähigen Creative-Commons-Lizenz. Das US-„Archive“ – im Presidio, nur ein paar Minuten von hier – war gezwungen worden, alldiese Videos im Namen der nationalen Sicherheit vom Netz zu nehmen, aber das „Archive“ inAlexandria hatte sich als eigenständige Organisation abgespalten und hostete jetzt alles, was geeignetwar, die Vereinigten Staaten zu verärgern.Dieser Junge – sein Nick war Kameraspie – hatte mir diesmal ein noch besseres Video geschickt. Eswar im Eingang zur City Hall im Civic Center aufgenommen, dieser riesigen Hochzeitstorte voneinem Haus, voll mit Statuen in kleinen Bogengängen, vergoldeten Blättern und Gedöns. Das DHShatte rund um das Gebäude eine Sicherheitszone eingerichtet, und Kameraspies Video zeigte eineAnsicht ihres Checkpoints, während sich ein Typ in Offiziersuniform näherte, seinen Ausweis zeigteund seine Aktentasche auf das Röntgenband stellte.Alles war okay, bis einer der DHS-Leute auf dem Röntgenbild etwas sah, das ihm nicht gefiel. Erstellte dem General Fragen, und der rollte mit den Augen und sagte etwas Unhörbares (das Video warvon der anderen Straßenseite aufgenommen, offenkundig mit einem getarnten Eigenbau-Zoom,deshalb war die Tonspur voll mit Geräuschen von vorbeieilenden Passanten und dem Straßenverkehr).Der General und die Leute vom DHS gerieten aneinander, und je länger sie diskutierten, desto mehrDHS-Typen scharten sich dazu. Schließlich schüttelte der General verärgert den Kopf, wies mit demFinger auf die Brust des einen DHSlers, schnappte sich die Aktentasche und ging davon. Die DHS-Typen riefen ihm nach, aber er wurde nicht langsamer. Seine Körpersprache sagte überdeutlich „ichbin äußerst verärgert“.Dann geschah es. Die DHS-Typen rannten dem General hinterher. Kameraspie hatte das Video hierverlangsamt, so dass man in extremer Zeitlupe, Bild für Bild, das Gesicht des Generals sehen konnte:Wie er sich halb umdrehte mit diesem Ausdruck im Gesicht, der besagte „Ihr werdet den Teufel tun,mich zu tackeln“, und wie der Ausdruck sich in Entsetzen verwandelte, als sich drei der riesigenDHS-Wachen auf ihn stürzten, ihn zur Seite stießen und dann um die Hüfte fassten, als wäre dies dasletzte Football-Tackling in seiner Karriere. Der General – schon etwas älter, mit stahlgrauem Haar,zerfurchtem und würdevollem Gesicht – ging zu Boden wie ein Sack Kartoffeln, schlug zweimal hartauf, sein Gesicht knallte auf den Bürgersteig, und Blut schoss aus seiner Nase.Das DHS verschnürte den General, fesselte ihn an Händen und Füßen. Der General brüllte jetzt, undwie er brüllte, sein Gesicht verfärbt von dem Blut, das ihm immer noch aus der Nase strömte. Beineflitzten durchs Bild. In der starken Tele-Einstellung sah man vorbeikommende Fußgänger zuschauen,wie man diesen Typ in Uniform fesselte, und seinem Gesicht war zu entnehmen, dass dies dasSchlimmste von allem war – dies war rituelle Erniedrigung, der Raub seiner Würde. Hier endete derClip.„Ach du mein süßer Buddha“, sagte ich, während der Schirm schwarz wurde und ich das Videonochmals startete. Ich stupste Ange an und zeigte ihr den Clip. Sie sagte kein Wort und betrachteteden Film mit offenem Mund.„Lad das ja hoch!“, sagte sie. „Los, hochladen hochladen hochladen hochladen hochladen!“ Ich ludihn hoch. Ich konnte kaum tippen vor Aufregung, als ich aufschrieb, was ich hier gesehen hatte; undich fügte eine Notiz an, ob wohl jemand den Offizier im Video identifizieren könne oder etwas überdie Sache wisse.Ich drückte auf „Veröffentlichen“.Dann sahen wir uns das Video noch einmal an. Und noch einmal.Mein E-Mail-Programm meldete sich.121
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Cory DoctorowLittle BrotherDeutsch
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Bona, Heimatort Petaluma) ist ne ga
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werden konnten. Man musste bloß hi
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Aber es gibt ne Menge Leute, die ir
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Kapitel 2Dieses Kapitel ist Amazon.
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sind, die auf seinen Befehl warten.
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Die physische Komponente des heutig
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Kapitel 3Dieses Kapitel ist Borderl
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des Telefonnetzes. Solche Sachen h
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Das Licht im Raum war so grell, das
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Desinfektionslösung, auf der in kl
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Wenn du mit den Bullen sprichst, oh
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Wärter brüllten uns zu, wir sollt
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Die Wahrheit lautet: Ich hatte alle
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„Warten Sie!“, schrie ich. „B
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Kapitel 5Dieses Kapitel ist Secret
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Gegend gabs schon seit Jahren keine
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Ich verstand den Wink und ging weit
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Ich fand mein Bild und sah, dass es
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Ich wälzte mich aus dem Bett. Inzw
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Hacker gehen durch solche Sperren g
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Meine Kinnlade klappte runter.„De
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Deshalb geben sich Rasierklingen-Fi
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Und tatsächlich ist ziemlich genau
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mit vollem Magen. Außerdem nahm ic
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„Also folgen Sie jedem, der mit e
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unnormal warst. Und ich konnte das
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Pigspleens Gründerin hatte die Ant
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Sie lag zurückgelehnt in der Sonne
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hat. Damit meine ich, er liefert in
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Ich kam wieder auf die Beine. Alles
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Ich schluckte. Ich fühlte Knochen
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Quarter aus meiner Tasche und polie
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„Hört mal, ich muss jetzt sofort
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gemeldet, zu meiner Armee. Ich war
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waren ein Zeuge Jehovas und ein Sci
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Und da geschah es. Eine unglaublich
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Dieses Mal war es ein Eimer voll Wa
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Endlich eine Frage, die ich beantwo
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„Er schläft“, sagte er. „Vor
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Risikokapitalgeber saßen, um eine
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Nachwort des ÜbersetzersIm 13. Kap