11.07.2015 Aufrufe

littlebrother - Piratenpartei Insel Usedom

littlebrother - Piratenpartei Insel Usedom

littlebrother - Piratenpartei Insel Usedom

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ange wollte das weiße Makeup mitbringen und hatte versprochen, mir Eyeliner und schwarzenNagellack zu machen. Warum auch nicht? Wann würde ich denn das nächste Mal Gelegenheit haben,mich auf diese Weise zu verkleiden?Ich traf Ange vor ihrem Haus. Sie hatte ebenfalls ihre Tasche umgehängt, trug Netzstrümpfe, eingekräuseltes Gothic-Lolitakleidchen, weiße Schminke im Gesicht, ausgefeiltes Kabuki-Augenmakeup, und an ihren Fingern und am Hals prangte Silberschmuck.„Du siehst TOLL aus!“, sagten wir wie aus einem Mund, dann lachten wir still und machten unsdurch die Straßen davon, Sprühdosen in unseren Taschen.-----Während ich das Civic Center betrachtete, überlegte ich, wie es wohl dort aussehen würde, wenn esvon 400 VampMobbern heimgesucht wurde. Ich erwartete sie ihn zehn Minuten außen vor der CityHall. Schon jetzt wimmelte es auf der großen Plaza von Pendlern, die fein säuberliche Bögen um diedort bettelnden Obdachlosen machten.Ich habe das Civic Center schon immer gehasst. Es ist eine Ansammlung von Hochzeitstorten-Bauwerken: Gerichtsgebäude, Museen und öffentliche Gebäude wie die City Hall. Die Bürgersteigesind breit, die Gebäude sind weiß. Irgendwie schaffen sie es, dass der Komplex auf Fotos für dieReiseführer von San Francisco wie das Epcot Center aussieht, futuristisch und streng.Aber aus der Nähe ist es schmuddelig und eklig. Auf allen Bänken schlafen Obdachlose. Das Viertelist spätestens abends um Sechs leer, Betrunkene und Junkies ausgenommen; denn da es dort nur eineeinzige Sorte Gebäude gibt, gibt es überhaupt keinen Grund, nach Sonnenuntergang nochrumzuhängen. Es ist eher ein Einkaufszentrum als ein Wohnviertel, aber die einzigen Geschäfte dortsind Kautionsvermittler und Spirituosenläden, also Angebote für die Familien der Ganoven, die hiervor Gericht stehen, und die Penner, die hier ihre nächtliche Wohnstätte haben.So richtig verstand ich das alles, als ich ein Interview mit einer erstaunlichen alten Stadtplanerin las,einer Frau namens Jane Jacobs, die mir als erste wirklich begreiflich machen konnte, warum es falschwar, die Städte mit Autobahnen zu zerteilen, alle Armen in Wohnungsprojekte zu stecken und strenggesetzlich zu regeln, wer was wann wo tun durfte.Jacobs erklärte, dass wirkliche Städte organisch sind und eine Menge Vielfalt aufweisen – Reich undArm, Weiß und Braun, Anglo und Mex, Einzelhandel und Wohnen und sogar Industrie. Solch einViertel wird von allen Arten von Menschen zu sämtlichen Tages- und Nachtstunden besucht, deshalbsiedeln sich dort Geschäfte an, die jeden denkbaren Bedarf decken, und du hast dort rund um die UhrLeute, die ganz von selbst über die Straßen wachen.Ihr kennt das sicherlich. Spaziert mal durch einen älteren Teil eurer Stadt, und ihr werdet merken, dasser voll mit den coolsten Geschäften ist, mit Typen in Anzügen oder edelschlampig, gehobenenRestaurants und schicken Cafés, vielleicht einem kleinen Kino, mit liebevoll gestrichenen Häusern.Sicher wirds da auch einen Starbucks geben, aber eben auch einen hübschen kleinen Obst- undGemüse-Markt und eine Floristin, die dreihundert Jahre alt zu sein scheint und sorgfältig an denBlumen in ihren Fenstern schnipselt. Das ist das Gegenteil von geplantem Raum wie etwa einemEinkaufszentrum. Es fühlt sich eher an wie ein verwilderter Garten oder ein Wald: als wäre esgewachsen.Man könnte nicht weiter davon entfernt sein als im Civic Center. Ich las dieses Interview mit Jacobs,in dem sie über das wundervolle alte Viertel sprach, das sie dafür abgerissen hatten. Es war genaudiese Sorte Viertel gewesen, diese Art Ort, die einfach geschah – ohne explizite Erlaubnis, ohne Sinnund Verstand.Jacobs erzählte, sie habe vorhergesagt, dass das Civic Center binnen weniger Jahre eines derschlimmsten Viertel der Stadt werden würde, eine Geisterstadt bei Nacht, ein Ort, an dem nur ein paarklapprige Läden für Säuferbedarf und schäbige Motels eine Existenzgrundlage finden würden. Sieerweckte im Interview nicht den Eindruck, als freue sie sich darüber, von der Realität bestätigt166

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!