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littlebrother - Piratenpartei Insel Usedom

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Jolu stellte mich vor und verteilte Bier. Das Mädchen nahm keins, sondern holte einen kleinensilbernen Flachmann mit Wodka aus ihrer Handtasche und bot mir einen Schluck an. Ich nahm einen– warmer Wodka muss ein anerzogener Geschmack sein – und beglückwünschte sie zu demFläschchen, das mit einem wiederholten Motiv aus Parappa-the-Rapper-Charakteren geprägt war.„Ist japanisch“, sagte sie, während ich es mit einem LED-Schlüsselanhänger begutachtete. „Die habenjede Menge irren Trinkerbedarf mit Kinderspielzeug-Motiven. Total abgefahren.“Ich stellte mich vor und sie sich auch. „Ange“, sagte sie und nahm meine Hand in ihre beiden Hände– trocken, warm, mit kurzen Fingernägeln. Jolu stellte mich seinen Kumpels vor, die er schon seitdem Computercamp in der vierten Klasse kannte. Dann kamen noch mehr Leute – fünf, zehn, dannzwanzig. Jetzt wars eine richtig große Gruppe.Wir hatten den Leuten eingeschärft, bis Punkt halb zehn da zu sein, und warteten bis viertel vor, umzu sehen, wer alles kommen würde. Ungefähr drei Viertel waren Jolus Freunde. Ich hatte alle Leuteeingeladen, denen ich vertraute. Entweder war ich wählerischer als Jolu oder nicht so beliebt. Aber daer mir nun erzählt hatte, dass er aufhören wolle, nahm ich an, dass er weniger wählerisch war. Ich warecht stinkig auf ihn, aber versuchte es mir nicht anmerken zu lassen, indem ich mich draufkonzentrierte, mit ein paar anderen Leuten bekannt zu werden. Aber er war nicht blöd. Er wusste, waslos war. Ich konnte ihm ansehen, dass er ziemlich niedergeschlagen war. Gut.„Okay“, sagte ich und kletterte auf eine der Ruinen, „okay, hey, hallo?“ Ein paar Leute in der Näheschenkten mir ihre Beachtung, aber die weiter hinten schnatterten weiter. Ich hob meine Arme in dieHöhe wie ein Schiedsrichter, aber es war zu dunkel. Dann kam ich auf die Idee, meinen LED-Schlüsselanhänger anzuknipsen und immer abwechselnd einen der Sprecher und dann mich selbstanzublinken. Nach und nach wurde die Menge still.Ich begrüßte sie und dankte ihnen allen fürs Kommen, dann bat ich sie darum, näher ranzukommen,um ihnen erklären zu können, warum wir hier waren. Ich merkte, dass sie von der Geheimnistuereischon angesteckt waren, fasziniert und ein bisschen angewärmt vom Bier.„Also, es geht darum: Ihr benutzt alle das Xnet. Es ist kein Zufall, dass das Xnet so kurz, nachdemdas DHS die Stadt übernommen hat, entstanden ist. Die Leute, die das angeleiert haben, sind eineOrganisation, die sich persönliche Freiheit auf die Fahne geschrieben hat und die für uns einNetzwerk geschaffen haben, in dem wir sicher vor DHS-Schnüfflern und Vollstreckern sind.“ Joluund ich hatten uns das vorher so zurechtgelegt. Wir wollten uns nicht als die Leute hinter dem Ganzenoffenbaren, nicht gegenüber jedem. Das war viel zu riskant. Stattdessen hatten wir ausgetüftelt, dasswir bloß Leutnants in „M1k3y“s Armee seien und damit beauftragt, den örtlichen Widerstand zuorganisieren.„Das Xnet ist nicht rein“, sagte ich. „Es kann von der Gegenseite genauso einfach benutzt werden wievon uns. Wir wissen, dass es DHS-Spione gibt, die es gerade in diesem Moment benutzen. Sieverwenden Techniken sozialer Manipulation, um uns dazu zu bringen, unsere Identität offenzulegen,damit sie uns hochgehen lassen können. Wenn das Xnet erfolgreich bleiben soll, dann müssen wirMittel und Wege finden, wie wir sie davon abhalten können, uns auszuschnüffeln. Wir brauchen einNetzwerk innerhalb des Netzwerks.“Ich machte ne Pause und ließ das sacken. Jolu hatte gemeint, es sei vielleicht harter Stoff, zu erfahren,dass man gerade in eine revolutionäre Zelle eingeführt wird.„Ich bin heute nicht hier, um euch darum zu bitten, selbst aktiv zu werden. Ihr sollt nicht losgehen undSysteme jammen oder so was. Ihr seid hierher gebeten worden, weil wir wissen, dass ihr cool seid;dass ihr vertrauenswürdig seid. Und diese Vertrauenswürdigkeit ist es, von der ich möchte, dass ihr sieheute Nacht hier einbringt. Ein paar von euch sind wahrscheinlich schon vertraut mit dem Konzeptvom Netz des Vertrauens und mit Keysigning-Partys, aber für den Rest von euch will ich das nochmal kurz erklären ...“ Was ich dann auch tat.86

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