Ich machte den Mund ein paarmal auf und zu. „Van, ich bin nicht das Problem, die sind es. Ichverhafte schließlich keine Leute, steck sie in den Knast und lass sie verschwinden. DieHeimatschutzbehörde, die tut das. Und ich kämpfe dagegen, um sie aufzuhalten.“„Aber wie, wenn dus doch nur schlimmer machst?“„Vielleicht muss es ja erst schlimmer werden, bevor es besser wird, Van. Wars nicht das, was dumeintest? Wenn jetzt jeder rausgewunken würde …“„Das hab ich aber nicht gemeint. Ich hab nicht gemeint, dass du dafür sorgen sollst, dass sie jedenverhaften. Wenn du protestieren willst, dann geh doch zur Protestbewegung. Mach irgendwasPositives. Hast du denn überhaupt nichts von Darryl gelernt? Gar nichts?“„Du hast verdammt Recht“, sagte ich, schon halb aus der Fassung. „Ich hab gelernt, dass man denennicht trauen kann. Dass jeder ihnen hilft, der sie nicht bekämft. Und dass sie das Land in einen Knastverwandeln, wenn wir sie nur lassen. Und was hast du gelernt, Van? Immer nur ängstlich zu sein,stillzusitzen und den Mund zu halten und zu hoffen, dass dich keiner bemerkt? Glaubst du, das wirdnoch mal besser? Wenn wir nichts unternehmen, dann ist das das Beste, was wir noch zu erwartenhaben. Dann wirds in Zukunft immer nur noch schlimmer werden. Willst du Darryl helfen? Dann hilfmir, die zu stoppen!“Da war er wieder, mein Schwur. Nicht Darryl zu befreien, sondern das gesamte DHS in die Knie zuzwingen. Dass das Wahnsinn war, wusste ich selbst nur zu gut. Aber es war genau das, was ich zu tungedachte, da gabs gar kein Vertun.Van schubste mich mit beiden Händen grob von sich. Sie hatte mächtig Kraft vom Schulsport –Fechten, Lacrosse, Hockey, all diese Mädchenschul-Sportarten –, und ich landete mit dem Hintern aufdem grässlichen San Franciscoer Bürgersteig. Sie verschwand, und ich folgte ihr nicht.> Der entscheidende Aspekt bei Sicherheitssystemen ist nicht, wie sie arbeiten, sondern wie sieversagen.-----Das war die erste Zeile meines ersten Blog-Eintrags auf Open Revolt, meiner Xnet-Site. Ich schriebals M1k3y, und ich war bereit, in den Krieg zu ziehen.> Mag ja sein, all diese automatische Durchleuchtung ist wirklich dafür gedacht, Terroristen zufangen. Und es mag sogar sein, sie fangen damit früher oder später tatsächlich einen Terroristen.Das Problem ist bloß, es fängt uns alle auch, obwohl wir überhaupt nichts Falsches tun.> Je mehr Leute sie damit fangen, desto fragwürdiger wird das System. Wenn es zu viele Leute fängt,dann ist das sein Tod.> Ist die Sache klar?Dann kopierte ich meine Anleitung zum Bau eines RFID-Kloners rein, dazu ein paar Tips, wie mannah genug an Leute rankommt, um ihre Marker zu lesen und überschreiben zu können. Meineneigenen Kloner steckte ich in die Tasche meiner Original-Motocross-Jacke aus schwarzem Leder mitden verstärkten Taschen und ging dann zur Schule. Zwischen daheim und Chavez High schaffte iches, sechs Marker zu klonen.Sie wollten Krieg. Sie würden Krieg bekommen.-----Wenn du jemals auf die Schnapsidee kommen solltest, einen automatischen Terrordetektor zu bauen,dann solltest du erst mal eine bestimmte Mathematik-Lektion lernen. Sie heißt „Paradoxon vomFalsch-Positiven“, und sie ist ein Prachtstück.Nimm an, es gibt diese neue Krankheit, sagen wir, Super-AIDS. Nur einer von einer MillionMenschen bekommt Super-AIDS. Du entwickelst einen Test, der eine Genauigkeit von 99 Prozent66
hat. Damit meine ich, er liefert in 99 Prozent der Fälle das korrekte Ergebnis: „ja“, wenn der Probandinfiziert ist, und „nein“, wenn er gesund ist. Dann testest du damit eine Million Leute.Einer von einer Million Leuten hat Super-AIDS. Und einer von hundert Leuten, die du testest, wirdein „falsch-positives“ Ergebnis generieren – der Test wird ergeben, dass der Proband Super-AIDS hat,obwohl er es in Wahrheit nicht hat. Das nämlich bedeutet „99 Prozent genau“: ein Prozent falsch.Was ist ein Prozent von einer Million?1.000.000/100 = 10.000Einer von einer Million Menschen hat Super-AIDS. Wenn du wahllos eine Million Leute testest, wirstdu wahrscheinlich einen echten Fall von Super-AIDS ausfindig machen. Aber dein Test wird nichtgenau eine Person als Träger von Super-AIDS identifizieren. Sondern zehntausend Leute.Dein zu 99 Prozent genauer Test arbeitet also mit einer Ungenauigkeit von 99,99 Prozent.Das ist das Paradoxon vom Falsch-Positiven. Wenn du etwas wirklich Seltenes finden willst, dannmuss die Genauigkeit deines Tests zu der Seltenheit dessen passen, was du suchst. Wenn du auf eineneinzelnen Pixel auf deinem Bildschirm zeigen willst, dann ist ein spitzer Bleistift ein guter Zeiger: DieSpitze ist viel kleiner (viel genauer) als die Pixel. Aber die Bleistiftspitze taugt nichts, wenn du auf eineinzelnes Atom in deinem Bildschirm zeigen willst. Dafür brauchst du einen Zeiger – einen Test –,der an der Spitze nur ein Atom groß oder kleiner ist.Das ist das Paradoxon vom Falsch-Positiven, und mit Terrorismus hängt es wie folgt zusammen:Terroristen sind wirklich selten. In einer 20-Millionen-Stadt wie New York gibt es vielleicht einenoder zwei Terroristen. Vielleicht zehn, allerhöchstens. 10/20.000.000 = 0.00005 Prozent. Einzwanzigtausendstel Prozent.Das ist wirklich verdammt selten. Und jetzt denk dir eine Software, die alle Bankdaten, Mautdaten,Nahverkehrs-Daten oder Telefondaten der Stadt durchgrasen kann und mit 99-prozentigerGenauigkeit Terroristen erwischt.In einer Masse von 20 Millionen Leuten wird ein 99 Prozent genauer Test zweihunderttausendMenschen als Terroristen identifizieren. Aber nur zehn davon sind wirklich Terroristen. Um zehnSchurken zu schnappen, muss man also zweihunderttausend Unschuldige rauspicken und unter dieLupe nehmen.Jetzt kommts: Terrorismus-Tests sind nicht mal annähernd 99 Prozent genau. Eher so was wie 60Prozent. Manchmal sogar nur 40 Prozent genau.Und all das bedeutete, dass die Heimatschutzbehörde zum Scheitern verdammt war. Sie versuchte,unglaublich seltene Ereignisse – eine Person ist ein Terrorist – mit unpräzisen Systemen zu erkennen.Kein Wunder, dass wir es schafften, so ein Chaos zu verbreiten.-----Eines Dienstagmorgens, eine Woche nach Beginn der Operation Falsch-Positiv, kam ich pfeifend ausder Haustür. Ich hörte neue Musik, die ich in der Nacht zuvor aus dem Xnet geladen hatte – eineMenge Leute schickten M1k3y kleine digitale Geschenke, um sich dafür zu bedanken, dass er ihnenwieder Hoffnung gab.Ich bog auf die 23. Straße ein und nahm vorsichtig die paar schmalen Steinstufen in der Flanke desHügels. Auf dem Weg runter kam ich an Herrn Dackel vorbei. Herrn Dackels richtigen Namen kenneich nicht, aber ich sehe ihn fast täglich, wenn er seine drei schnaufenden Dackel die Treppe hoch zudem kleinen Park führt. Es ist praktisch unmöglich, sich auf der Treppe an dieser Meutevorbeizuquetschen, und so verheddere ich mich regelmäßig in einer Leine, werde in einen Vorgartenabgedrängt oder bleibe an der Stoßstange eines der am Straßenrand parkenden Autos hängen.Herr Dackel ist offensichtlich sehr wichtig, denn er hat eine schicke Uhr und trägt immer eineneleganten Anzug. Ich war davon ausgegangen, dass er im Finanzdistrikt arbeitete.67
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Cory DoctorowLittle BrotherDeutsch
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Bona, Heimatort Petaluma) ist ne ga
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werden konnten. Man musste bloß hi
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Aber es gibt ne Menge Leute, die ir
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Kapitel 2Dieses Kapitel ist Amazon.
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sind, die auf seinen Befehl warten.
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Die physische Komponente des heutig
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ennen, brennen, brennen wie sagenha
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Angelegenheit, als gestern abend Na
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Gegen elf Uhr hatte ich genug. Auß
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Ich hatte Glück. Niemand verhaftet
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Darryl erzählte mir, dass sie ihm
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lebten. Es war neblig um Twin Peaks
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Mom nickte. „Du wirst gleich vers
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„Nun, das wirft ein anderes Licht
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Werbemails zu missbrauchen, und des
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Hier kommt ein Hack, an den du noch
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Ich brauch dich, um selbst rauszuko
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geheimen Gegenspieler hatte, einen
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gingen nach der Schule direkt zu de
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Jedenfalls ist das eine gute Theori
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„Jetzt gehen wir zu dir und kümm
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Kapitel 19Dieses Kapitel ist dem MI
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worden zu sein; viel eher klang es,
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Um mich herum fielen Hunderte Vampi
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Wir liefen weiter Market Street hoc
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Ich kam wieder auf die Beine. Alles
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Ich schluckte. Ich fühlte Knochen
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„Hört mal, ich muss jetzt sofort
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gemeldet, zu meiner Armee. Ich war
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Alles, woran ich denken konnte, war
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„Er schläft“, sagte er. „Vor
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Der Gouverneur breitete die Arme au
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Risikokapitalgeber saßen, um eine
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Nachwort des ÜbersetzersIm 13. Kap