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littlebrother - Piratenpartei Insel Usedom

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Vielleicht auch nicht.Die Zelle war unglaublich leer, so leer wie meine Seele. Ich stellte mir vor, dass die Wand gegenübermeiner Koje ein Monitor war, dass ich jetzt hacken konnte, dass ich die Zellentür öffnen konnte. Ichträumte von meiner Werkbank und den Projekten, die da auf mich warteten – die alten Dosen, die ichin eine Ghetto-Surroundsound-Anlage verwandeln würde, die Lenkdrachen-Kamera zurLuftbildfotografie, die ich grade baute, meinen Eigenbau-Laptop.Ich wollte hier raus. Ich wollte heim zu meinen Freunden, in die Schule, zu meinen Eltern; ich wolltemein Leben zurückhaben. Ich wollte gehen können, wohin ich wollte, nicht dazu verdonnert sein,immer nur im Kreis zu laufen.Als nächstes holten sie sich die Passworte für meine USB-Stifte. Da waren ein paar interessanteNachrichten drauf, die ich aus diversen Diskussionsforen runtergeladen hatte, einige Chat-Mitschriften, so Sachen, wo mir Leute mit ihrer Erfahrung ein bisschen bei den Sachen geholfenhatten, die ich halt so tat. Nichts dabei, was man nicht auch mit Google finden könnte, aber ich nahmnicht an, dass man mir das als mildernde Umstände anrechnen würde.An diesem Nachmittag bekam ich wieder Bewegung, und dieses Mal waren auch andere im Hof, alsich rauskam; vier Typen und zwei Frauen verschiedensten Alters und ethnischer Zugehörigkeit.Schätze mal, eine Menge Leute taten Dinge, um sich „Privilegien“ zu verdienen.Sie gaben mir ne halbe Stunde, und ich versuchte, mit dem am normalsten aussehenden Häftling insGespräch zu kommen: einem Schwarzen etwa meines Alters mit kurzem Afroschnitt. Aber als ichmich vorstellte und die Hand ausstreckte, drehte er bloß die Augen in Richtung der Kameras, die inden Hofecken angebracht waren, und lief weiter, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.Aber dann, kurz bevor sie meinen Namen ausrufen würden, um mich ins Gebäude zurückzubringen,öffnete sich die Tür, und heraus kam – Vanessa! Nie zuvor war ich so froh gewesen, ein vertrautesGesicht zu sehen. Sie sah übermüdet, aber nicht verletzt aus, und als sie mich sah, rief sie meinenNamen und rannte auf mich zu. Wir fielen einander um den Hals, und ich merkte, wie ich zitterte.Und sie zitterte ebenfalls.„Bist du okay?“, fragte sie und betrachtete mich auf Armlänge Abstand.„Ich bin okay“, entgegnete ich. „Sie sagten, sie würden mich rauslassen, wenn ich ihnen meinePasswörter gebe.“„Sie fragen mich dauernd über dich und Darryl aus.“ Über Lautsprecher plärrte uns eine Stimme an,mit Reden aufzuhören und weiterzulaufen, aber wir ignorierten sie.„Antworte ihnen“, sagte ich eilig. „Was auch immer sie fragen, gib ihnen Antwort. Vielleicht bringtsdich raus.“„Wie gehts Darryl und Jolu?“„Hab sie nicht mehr gesehen.“Die Tür schwang auf, und vier riesige Wärter stürmten raus. Zwei schnappten mich und zwei Vanessa.Sie zwangen mich zu Boden und drehten meinen Kopf von Vanessa weg, doch ich konnte hören, wieman mit ihr das gleiche machte. Plastikhandschnellen schnappten um meine Handgelenke zu, dannwurde ich auf die Füße gezerrt und in meine Zelle zurückgebracht.An diesem Abend gab es kein Essen. Am nächsten Morgen gab es kein Frühstück. Niemand kam undbrachte mich zum Befragungsraum, um weitere Geheimnisse aus mir rauszupressen. DiePlastikhandschellen bleiben dran, meine Schultern brannten, schmerzten, wurden taub, branntenwieder. In den Händen hatte ich überhaupt kein Gefühl mehr.Ich musste mal pinkeln. Aber ich konnte die Hose nicht aufmachen. Ich musste richtig, richtigdringend pissen.Ich machte mir in die Hose.29

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