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littlebrother - Piratenpartei Insel Usedom

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Wir liefen weiter Market Street hoch und kamen jetzt an den Strip-Lokalen vorbei, wo auch diePenner und Junkies ihre kleinen Lager aufgeschlagen hatten, die wie offene Klohäuschen stanken.Masha führte mich zu einer Nische im verschlossenen Eingang einer dieser Striptease-Höhlen. Siezog ihre Jacke aus und wendete sie – das Futter war ein gedämpftes Streifenmuster, und durch dieumgedrehten Nähte fiel die Jacke jetzt auch anders. Aus der Tasche zog sie eine Wollmütze hervor,die sie so über ihr Haar zog, dass es eine kecke seitliche Ausbuchtung ergab. Dann holte sie ein paarAbschmink-Tücher heraus und bearbeitete ihr Gesicht und die Fingernägel. Einen Moment später warsie eine andere Frau.„Kleidung wechseln“, sagte sie. „Jetzt du. Schuhe aus, Jacke aus, Mütze aus.“ Ich verstand, was siemeinte. Die Bullen würden ziemlich sorgfältig nach jedem Ausschau halten, der aussah, als könnte erbeim VampMob dabeigewesen sein. Die Mütze warf ich gleich weg – diese Sorte Caps hatte ich ehnie leiden können. Dann stopfte ich die Jacke in meine Tasche und holte ein Langarmshirt mit Rosa-Luxemburg-Aufdruck heraus, das ich über mein schwarzes T-Shirt zog. Ich ließ Masha mein Makeupund den Nagellack abwischen, und ruckzuck war ich sauber.„Schalt dein Handy aus“, sagte sie. „Irgendwelche RFIDs dabei?“ Ich hatte meinen Studentenausweis,meine Geldautomatenkarte und den Fast Pass. Alles wanderte in einen silbernen Beutel, den sie mirhinhielt und den ich als strahlendichten Faraday-Beutel erkannte. Aber als sies in ihre Tasche steckte,dämmerte mir, dass ich ihr gerade meine gesamte Identifikation anvertraut hatte. Wenn sie nun auf dergegnerischen Seite war?Allmählich wurde mir auch die Tragweite dessen bewusst, was gerade passiert war. Ich hatte mirausgemalt, dass Ange in diesem Moment bei mir sein würde. Mit Ange wären wir zwei gegen eine.Ange würde mir helfen, zu merken, ob irgendwas faul war. Ob Masha nicht die war, als die sie sichausgab.„Steck diese Kiesel in deine Schuhe, bevor du sie wieder anziehst.“„Nicht nötig. Ich hab mir den Fuß verstaucht. Kein Schritterkennungsprogramm wird mich jetzterkennen.“Sie nickte einmal, zwei Profis unter sich, und schleuderte ihre Tasche über. Ich schnappte mir meine,und weiter gings. Gesamtzeit für den Wechsel war weniger als eine Minute gewesen, und wir sahenaus und liefen wie zwei andere Menschen.Sie schaute auf die Uhr und schüttelte den Kopf. „Komm schon“, sagte sie, „wir müssen zu unseremTreffpunkt. Komm aber ja nicht auf die Idee, wegzurennen. Du hast jetzt die Wahl zwischen mir unddem Knast. Die werden ein paar Tage brauchen, um die Aufzeichnungen vom Mob zu analysieren,aber wenn sie damit durch sind, wandert jedes Gesicht in eine Datenbank. Unser Verschwinden wirdbemerkt werden. Wir sind jetzt beide gesuchte Kriminelle.“Am nächsten Block bogen wir von Market Street ab und liefen Richtung Tenderloin zurück. DieseEcke kannte ich. Hier war es, wo wir das offene WLAN gesucht hatten, an diesem Tag, als wirHarajuku Fun Madness spielten.„Wohin gehen wir?“, fragte ich.-----„Wir trampen. Halt die Klappe, ich muss mich konzentrieren.“ Wir hatten Tempo drauf, und Schweißfloss mir übers Gesicht, den Rücken runter, durch die Po-Ritze und über die Schenkel. Mein Fuß tatheftig weh, und die Straßen von San Francisco rauschten an mir vorbei, vielleicht zum letzten Mal fürimmer.Es machte die Sache auch nicht besser, dass wir ständig bergauf stampften, dorthin, wo das schäbigeTenderloin den Luxusimmobilien von Nob Hill weicht. Ich atmete in abgerissenen Japsern. Sie lotsteuns zumeist durch schmale Gässchen und benutzte die großen Straßen nur, um von einemSchleichpfad zum nächsten zu gelangen.171

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