Ich breitete meine Arme weit aus und zischelte zurück, dann verschwand ich durch dieEmpfangshalle, wobei ich über ein Ledersofa sprang und mich an einer Topfpflanzevorbeischlängelte, die Vampirin immer hinter mir her. Einen Fluchtplan durchs Treppenhaus insFitnessstudio im Untergeschoss hatte ich vorher schon ausgetüftelt, und dort schüttelte ich sie ab.Den Journalisten sah ich an diesem Wochenende nicht mehr, aber ich erzählte die Story einigenanderen LARPern weiter, die sie weiter ausschmückten und keine Gelegenheit ausließen, siewiederum weiterzutragen.Das italienische Magazin hatte eine Mitarbeiterin, die ihre Magisterarbeit über technikfeindlicheAmish-Gemeinschaften im ländlichen Pennsylvania geschrieben hatte, und sie fand uns unglaublichinteressant. Auf der Grundlage der Notizen und Interview-Aufzeichnungen ihres Chefs aus SanFrancisco schrieb sie eine faszinierende, herzzerreißende Geschichte über diese merkwürdigenjugendlichen Kult-Angehörigen, die auf der Suche nach ihrem „Prinzen“ kreuz und quer durchAmerika reisten. Verdammt, die Leute drucken heutzutage wirklich alles.Aber die Sache war die, dass Geschichten wie diese aufgegriffen und weiterverbreitet werden. Zuerstwaren es italienische Blogger, dann ein paar amerikanische Blogger. Leute überall im Landberichteten über „Sichtungen“ von Angehörigen des Alten Volkes, wobei ich bis heute nicht weiß, obdas ausgedacht war oder ob andere dasselbe Spiel spielten.So arbeitete sich die Story durch die Medien-Nahrungskette bis hoch zur „New York Times“, dieleider einen ungesunden Appetit für Faktenrecherche hat. Der Reporter, den sie auf die Sacheansetzten, führte sie schließlich auf das Monaco Hotel zurück, wo man ihn an die LARP-Organisatoren verwies, die ihm dann lachend die ganze Geschichte erzählten.Nun ja – ab da war LARPing sehr viel weniger cool. Wir wurden bekannt als die größten Schummlerder Nation, als durchgeknallte pathologische Lügner. Die Presseleute, die wir unbeabsichtigt dazugebracht hatten, die Story des Alten Volkes zu covern, waren nun erpicht drauf, sich selbst wieder inbesseres Licht zu rücken, indem sie berichteten, wie unfassbar merkwürdig wir LARPer doch waren;und an diesem Punkt ließ Charles jeden in der Schule wissen, dass Darryl und ich die größten LARP-Weicheier der Stadt seien.Das war kein gutes Jahr. Ein paar aus der Gang störten sich nicht dran, wir aber schon. Die Hänseleiwar gnadenlos. Und Charles immer vornweg. Ich fand Plastik-Gebisse in meiner Tasche; Kids, diemir in der Aula begegneten, machten „bleh, bleh“ wie ein Comic-Vampir oder sprachen in meinerGegenwart mit aufgesetztem transsylvanischem Akzent.Wenig später stiegen wir auf ARG um. In mancherlei Hinsicht war das noch lustiger, und vor allemwar es sehr viel weniger abseitig. Aber manchmal vermisste ich doch meinen Umhang und dieseWochenenden im Hotel.-----Das Gegenteil von esprit d‘escalier ist, wenn alle Peinlichkeiten deines Lebens zurückkommen unddich verfolgen, auch wenn sie schon längst verjährt sind. Ich erinnerte mich an jede einzelneDummheit, die ich je gesagt oder getan hatte, und zwar bis ins kleinste Detail. Und jedes Mal, wennich mich niedergeschlagen fühlte, fing ich ganz von selbst an, mich an ähnliche Situationen zuerinnern – eine Hitparade von Erniedrigungen paradierte eine nach der anderen an meinem innerenAuge vorbei.Während ich versuchte, mich auf Masha und meinen drohenden Untergang zu konzentrieren,verfolgte mich der Vorfall mit dem Alten Volk penetrant. Es war damals ein ganz ähnliches krankesGefühl der Verlorenheit gewesen, als immer mehr Medien die Story aufgriffen und das Risiko stieg,dass jemand herausfand, dass ich es war, der dem blöden italienischen Herausgeber, diesem Typ inseinen Designerjeans mit den schiefen Nähten, dem gestärkten Hemd ohne Kragen und der riesigenmetallgefassten Brille, die Geschichte angedreht hatte.Es gibt eine Alternative dazu, dich in deinen Fehlern zu suhlen. Du kannst aus ihnen lernen.160
Jedenfalls ist das eine gute Theorie. Vielleicht besteht ja auch der Grund dafür, dass deinUnterbewusstsein all diese elenden Gespenster reanimiert, darin, dass sie irgendeinen Abschlussfinden müssen, bevor sie in Frieden im Erniedrigungsjenseits ruhen können. Mein Unterbewusstseintraktierte mich mit Gespenstern in der Hoffnung, dass ich etwas tun würde, damit sie in Friedenwürden ruhen können.Auf dem ganzen Weg heim wälzte ich diese Erinnerung und den Gedanken, wie ich mit „Masha“umgehen sollte für den Fall, dass sie mir eine Falle stellte. Ich musste irgendeine Rückversicherunghaben.Und als ich mein Haus erreichte – und die melancholischen Umarmungen von Mom und Dad, die dortauf mich warteten –, da hatte ich sie.-----Der Trick bestand darin, das Ganze so zu timen, dass es schnell genug passierte, um dem DHS keineVorbereitungszeit zu geben, aber mit genug Vorlauf, dass das Xnet Zeit haben würde, massenhaft zuerscheinen.Der Trick bestand darin, es so zu arrangieren, dass zu viele von uns auf einem Haufen waren, um unsalle festzunehmen, und es dennoch irgendwo zu machen, wo es von der Presse und den Erwachsenenzur Kenntnis genommen wurde, damit das DHS uns nicht wieder einfach begasen konnte.Der Trick bestand darin, dass es etwas so Medientaugliches sein musste wie die Levitation desPentagon. Der Trick bestand darin, den Anlass für eine richtig fette Massenkundgebung zuinszenieren, so wie damals die 3000 Berkeley-Studenten, die sich weigerten, einen der Ihren in einemPolizeiauto abtransportieren zu lassen.Und der Trick bestand darin, die Presse vor Ort sein zu lassen, bereit zu berichten, was die Polizei tat,ebenso wie 1968 in Chicago.Es musste ein wirklich guter Trick sein.Am folgenden Tag verschwand ich mit Hilfe meiner üblichen Techniken eine Stunde früher aus derSchule; es war mir egal, ob das womöglich irgendeinen neuartigen DHS-Checker auslöste, der zueiner Benachrichtigung meiner Eltern führen würde.So oder so: Ob ich Ärger in der Schule bekam, würde nach dem morgigen Tag das kleinste Problemmeiner Eltern sein.Ich traf mich mit Ange bei ihr. Sie hatte noch früher aus der Schule verschwinden müssen, aber siehatte ihre Regel vorgeschoben und sich benommen, als würde sie gleich umkippen, und dann hattensie sie heimgeschickt.Wir fingen an, die Sache im Xnet zu verbreiten. Wir sandten E-Mails an vertrauenswürdige Freundeund Instant Messages an unsere Buddy-Listen. Wir zogen über die Planken und durch die Straßen vonClockwork Plunder und erzählten es unseren Teamgefährten. Jedem genug Information zukommen zulassen, dass er auch sicher erschien, ohne das DHS in unsere Karten schauen zu lassen, war knifflig,aber ich war mir sicher, die richtige Balance gefunden zu haben:> MORGEN VAMPMOB> Wenn du ein Grufti bist, dann putz dich raus. Wenn du kein Grufti bist, dann finde einen und leihdir seine Klamotten. Vampir ist angesagt.> Das Spiel beginnt Punkt acht. PUNKT ACHT. Seid da und seid bereit, euch in Teams einteilen zulassen. Das Spiel dauert 30 Minuten, ihr habt also genug Zeit, noch rechtzeitig in die Schule zukommen.> Die Location erfahrt ihr morgen früh. Mailt eure öffentlichen Schlüssel anm1k3y@<strong>littlebrother</strong>.pirateparty.org.se, und ruft für das Update um sieben Uhr eure Mails ab. Wenneuch das zu früh ist, dann bleibt die ganze Nacht wach. So machen wir es jedenfalls.161
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Cory DoctorowLittle BrotherDeutsch
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Bona, Heimatort Petaluma) ist ne ga
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werden konnten. Man musste bloß hi
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Aber es gibt ne Menge Leute, die ir
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Kapitel 2Dieses Kapitel ist Amazon.
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sind, die auf seinen Befehl warten.
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Die physische Komponente des heutig
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Kapitel 3Dieses Kapitel ist Borderl
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des Telefonnetzes. Solche Sachen h
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Das Licht im Raum war so grell, das
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Desinfektionslösung, auf der in kl
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Wenn du mit den Bullen sprichst, oh
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Wärter brüllten uns zu, wir sollt
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Die Wahrheit lautet: Ich hatte alle
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Dann zurück in die Zelle; aber sie
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„Warten Sie!“, schrie ich. „B
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Kapitel 5Dieses Kapitel ist Secret
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Gegend gabs schon seit Jahren keine
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Ich verstand den Wink und ging weit
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Ich fand mein Bild und sah, dass es
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Ich wälzte mich aus dem Bett. Inzw
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Hacker gehen durch solche Sperren g
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Meine Kinnlade klappte runter.„De
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Deshalb geben sich Rasierklingen-Fi
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Und tatsächlich ist ziemlich genau
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mit vollem Magen. Außerdem nahm ic
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„Also folgen Sie jedem, der mit e
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„Mom setzte ihren Teebecher ab.
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unnormal warst. Und ich konnte das
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Pigspleens Gründerin hatte die Ant
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Kapitel 8Dieses Kapitel ist Borders
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Sie lag zurückgelehnt in der Sonne
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hat. Damit meine ich, er liefert in
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man machte die Pseudo-Sicherheitsma
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(Klingen kreuzen, um auszufechten,
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dass sie mich abgefangen haben, ist
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Und die Überwachung in Großbritan
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Jetzt konnte ich wirklich nicht meh
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Das würde absolut klappen! Jolu, d
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Du willst ihnen eine Nachricht schi
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„Tja, was machen wir? Mann, ich w
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„Was?“, fragte ich, obgleich ic
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„Was ich heute Nacht von euch mö
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jemanden erkennt, dem man vertrauen
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Zuerst fand der Vorschlag keinen Zu
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Die planen einen Riesengig und habe
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Das gab den Startschuss für die Be
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Kapitel 12Dieses Kapitel ist Forbid
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Moment hätte ich schwören können
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Tabasco. Das ist verdammt höllensc
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„Traut keinem über 25!“Sie sch
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Und dann fiel der Nebel vom Himmel.
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Kapitel 13Dieses Kapitel ist Books-
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