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littlebrother - Piratenpartei Insel Usedom

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Hacker gehen durch solche Sperren glatt durch. Die Ur-Xbox wurde von nem Jungen am MITgecrackt, der dann einen Bestseller drüber schrieb; dann war die 360 an der Reihe, und danach gingdie kurzlebige Xbox portable in die Knie (wir nannten sie „die Schleppbox“, weil sie drei Pfund wog).Die Universal sollte komplett kugelsicher sein. Die Highschool-Kids, die sie knackten, warenbrasilianische Linux-Hacker, die in einer Favela lebten, einer illegalen Armen-Siedlung.Unterschätze nie die Entschlossenheit eines Jungen mit viel Zeit und wenig Geld.Als die Brasilianer ihren Hack veröffentlichten, fuhren wir alle drauf ab. Bald gabs Dutzendealternativer Betriebssysteme für die Xbox Universal. Meine erste Wahl war ParanoidXbox, eineVariante von ParanoidLinux. Dieses Betriebssystem geht davon aus, dass der Benutzer von seinerRegierung unter Druck gesetzt wird (ursprünglich war es für chinesische und syrische Dissidentengedacht), und ist darauf ausgelegt, deine Kommunikation und deine Dokumente möglichst geheim zuhalten. Es setzt sogar Pseudokommunikation in Gang, um den Umstand zu verschleiern, dass du gradewas Geheimes machst. Während du zum Beispiel Buchstabe für Buchstabe eine politische Nachrichterhältst, tut ParanoidLinux so, als surfst du im Web und flirtest in Chats. Dabei ist jederfünfhundertste Buchstabe, der bei dir ankommt, Teil der eigentlichen Nachricht, eine Nadel in einemgigantischen Heuhaufen.Ich hatte mir ne ParanoidXbox-DVD gebrannt, als es frisch draußen war, aber irgendwie war ich niedazu gekommen, die Xbox in meinem Schrank auszupacken, einen Fernseher zum Anschließen zufinden und so weiter. Mein Zimmer ist auch so schon verstopft genug, ohne dass Microsoft-Crashwarewertvollen Raum beansprucht.Heute Nacht würde ich den Raum opfern. Es dauerte etwa zwanzig Minuten, bis alles lief. KeineGlotze zu haben war das kniffligste Problem, aber dann fiel mir ein, dass ich noch einen kleinen LCD-Projektor mit Standard-TV-Eingängen hatte. Ich schloss die Xbox an, warf das Bild an meineZimmertür und installierte ParanoidLinux.Jetzt war ich soweit, und ParanoidLinux suchte nach anderen Xbox Universals, mit denen es sprechenkonnte. Jede Xbox Universal hat WLAN für Mehrspieler-Modi eingebaut. Du kannst dich mit deinenNachbarn direkt drahtlos verbinden oder übers Internet, wenn du einen drahtlosen Zugang hast. Ichfand drei Nachbarn in Funkreichweite. Zwei davon hatten ihre Xbox Universal auch mit dem Internetverbunden. Das war für ParanoidXbox ideal: Es konnte einen Teil der Internet-Verbindungen derNachbarn für sich abzweigen und so über das Spielenetzwerk selbst online gehen. Den Nachbarnwürde das bisschen Datentransfer nicht auffallen: Sie hatten Flatrate-Internetverbindungen, undnachts um zwei surften sie selbst nicht viel.Das Beste an all dem war, dass ich wieder das Gefühl hatte, alles unter Kontrolle zu haben. MeineTechnik arbeitete für mich, diente mir, beschützte mich. Sie schnüffelte mir nicht hinterher. Dafürliebte ich Technik: Wenn du sie richtig benutzt, gibt sie dir Macht und Privatsphäre.Mein Gehirn lief jetzt auf vollen Touren. Es gab ne Menge Gründe, mit ParanoidXbox zu arbeiten –vor allem, dass jeder dafür Spiele schreiben konnte. MAME, der „Multiple Arcade-Maschinen-Emulator“, war schon portiert, so dass man praktisch jedes je geschriebene Spiel laufen lassen konnte,ganz bis zurück zu Pong – Spiele für den Apple ][+, für die Colecovision, für die NES, die Dreamcastund so weiter.Und noch besser waren all die coolen Multiplayer-Spiele, die speziell für ParanoidXbox geschriebenwaren – kostenlose Spiele von Hobbyprogrammierern, die jeder benutzen konnte. Alles in allemhattest du also ne Gratiskonsole mit lauter Gratisspielen, die dir Gratis-Internetzugang verschaffte.Und am besten war, soweit es mich betraf, dass ParanoidXbox wirklich paranoid war. Dein gesamterDatenverkehr wurde bis zur Unkenntlichkeit verquirlt. Man könnte es abhören, so viel man wollte,aber man würde nicht rauskriegen, wer da sprach, worüber sie sprachen oder mit wem. AnonymesWeb, Mail und Messaging. Genau das, was ich brauchte.Jetzt musste ich nur noch jeden, den ich kannte, dazu bringen, es auch zu benutzen.45

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