Aber wie zum Teufel konnte ich online gehen? Der WLAN-Finder meines Handys blinkte wiebescheuert – um mich rum alles drahtlos, aber ich hatte weder eine Xbox und einen Fernseher, nocheine ParanoidXbox-DVD, um davon zu booten. WLAN, WLAN überall ...Und da sah ich sie. Zwei Kids, etwa mein Alter, unterwegs in der Masse, oben auf der Treppe runterzur BART.Was meine Aufmerksamkeit erregte, war ihre Art, sich zu bewegen; etwas unbeholfen rempelten siedie Pendler und die Touristen an. Jeder hatte eine Hand in der Tasche, und sooft sich ihre Blicketragen, kicherten sie. Noch auffälliger hätten sie ihre Jammerei nicht betreiben können, aber dieMenge ignorierte sie. Wenn du da unten in diesem Viertel bist, rechnest du ständig damit,irgendwelche Obdachlosen und Spinner abwimmeln zu müssen, also nimmst du keinen Blickkontaktauf; du vermeidest es überhaupt tunlichst, dich umzuschauen.Ich näherte mich einem von ihnen. Er wirkte ziemlich jung, obwohl er vermutlich kaum jünger warals ich.„Hey“, sagte ich. „Hey, könnt ihr Jungs mal einen Moment herkommen?“ Er tat so, als hörte er michnicht. Er sah gradewegs durch mich durch, so wie du es mit einem Obdachlosen machen würdest.„Komm schon. Ich hab nicht viel Zeit.“ Ich griff ihn an der Schulter und zischte ihm ins Ohr: „DieBullen sind hinter mir her. Ich bin vom Xnet.“Jetzt sah er ängstlich aus, als wolle er jeden Moment weglaufen, und sein Freund kam auf uns zu. „Ichmeins ernst“, sagte ich. „Hört mir bloß mal zu.“Sein Freund erreichte uns. Er war größer und stämmig – wie Darryl. „Ey“, sagte er, „stimmt wasnicht?“Sein Freund flüsterte ihm was ins Ohr. Beide sahen so aus, als wollten sie dichtmachen.Ich zog mein Exemplar des „Bay Guardian“ unterm Arm hervor und wedelte ihnen damit vor derNase rum. „Schlagt einfach mal Seite 5 auf, ja?“Sie taten es. Sie betrachteten die Schlagzeile. Das Foto. Mich.„Ooh, Alter!“, sagte der erste. „Wir sind sooo unwürdig.“ Er grinste mich an wie völlig durchgeknallt,und der Stämmigere klopfte mir auf den Rücken.„Isnichwahr“, sagte er. „Du bist M...“Ich hielt ihm den Mund zu. „Kommt mal hier rüber, okay?“ Ich schleppte sie zu meiner Bank zurück.Dabei fielen mir alte, braune Flecken auf dem Bürgersteig darunter ins Auge. Darryls Blut? Ich bekamGänsehaut. Wir setzten uns hin.„Ich bin Marcus“, sagte ich. Es kostete mich einige Überwindung, diesen beiden, die mich schon alsM13y kannten, meinen Realnamen zu nennen. Ich gab damit meine Deckung auf, aber gut, der „BayGuardian“ hatte die Verbindung ja ohnehin schon hergestellt.„Nate“, sagte der Kleine. „Liam“, sagte der Große. „Alter, es ist sooo eine Ehre, dich zu treffen. Dubist echt unser Über-Held ...“„Sagt das nicht, bitte sagt das nicht. Und ihr zwo seid echt eine Leuchtreklame, die sagt, ‚Ich jamme,bitte verfrachtet meinen Arsch nach Gitmo-an-der-Bay. Ihr könntet echt nicht mehr auffälliger sein.“Liam machte ein Gesicht, als wolle er gleich losheulen.„Keine Sorge, sie haben euch ja nicht erwischt. Ich geb euch später ein paar Tips.“ Schon strahlte erwieder. Die beiden, das war eine merkwürdige Erkenntnis, schienen M1k3y wirklich zu vergöttern,und sie würden alles tun, was ich ihnen sagte. Sie grinsten beide wie grenzdebil. Ich fühlte michunwohl dabei, mir drehte das fast den Magen um.178
„Hört mal, ich muss jetzt sofort mal ins Xnet, aber ohne dafür nach Hause gehen zu müssen oder auchnur in die Nähe. Wohnt ihr beiden hier in der Gegend?“„Ich“, sagte Nate. „Oben in California Street. Is ne Ecke zu laufen – steile Hügel.“ Das war ich gradeerst den ganzen Weg runtergekommen. Irgendwo da oben war Masha. Trotzdem – es war besser alsalles, was ich erwarten durfte.„Gehn wir“, sagte ich.-----Nate lieh mir sein Baseball-Cap, und wir tauschten die Jacken. Um Schritterkennung musste ich michnicht kümmern, nicht bei diesen Schmerzen in meinem Knöchel – ich humpelte wie ein Komparse ineinem Cowboyfilm.Nate lebte in einem riesigen Apartment am oberen Ende von Nob Hill. Das Gebäude hatte einenPortier im roten Mantel mit Goldbrokat, der sich an die Mütze tippte, zu Nate „Mr. Nate“ sagte unduns alle willkommen hieß. Das Apartment war makellos und roch nach Möbelpolitur. Ich bemühtemich sehr, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich diese offenkundig mehrere Millionen Dollarteure Eigentumswohnung beeindruckte.„Mein Vater“, erklärte er. „Er war ein Investmentbanker. Massig Lebensversicherungen. Er istgestorben, als ich vierzehn war, und wir bekamen alles. Sie waren zwar seit Jahren geschieden, aberer hatte trotzdem meine Mutter als Begünstigte eingesetzt.“Aus dem wandhohen Fenster hatte man einen gigantischen Blick auf die andere Seite von Nob Hill,ganz bis runter nach Fisherman‘s Wharf, zum hässlichen Stumpf der Bay Bridge, der Masse vonKränen und Lastern. Durch den Nebel konnte ich gerade eben Treasure Island erkennen. Ganz bis dorthinunter zu schauen weckte in mir das verrückte Bedürfnis zu springen.Ich ging mit seiner Xbox über einen riesigen Plasma-Monitor im Wohnzimmer online. Er zeigte mir,wie viele offene WLANs von diesem hohen Standpunkt aus sichtbar waren – zwanzig, dreißig. Dashier war ein guter Platz für einen Xnetter.Mein M1k3y-Postfach war enorm voll. 20.000 neue Nachrichten, seit Ange und ich heute frühaufgebrochen waren. Viele waren von Journalisten, die weitere Interviews anfragten, aber das meistewar von den Xnettern, von Leuten, die die Guardian-Story gelesen hatten und mir mitteilen wollten,dass sie alles tun würden, um mir zu helfen, mich mit allem versorgen wollten, was ich brauchte.Das gab mir den Rest. Tränen liefen mir die Wangen runter.Nate und Liam wechselten Blicke. Ich versuchte aufzuhören, aber es hatte keinen Zweck. Jetzt warich am Schluchzen. Nate ging zu einem eichenen Bücherschrank und schwenkte eines seiner Regaleheraus, was den Blick auf schimmernde Reihen von Flaschen freigab. Er goss einen Schuss von etwasGoldbraunem in ein Glas und brachte es mir.„Seltener irischer Whiskey“, sagte er. „Moms Lieblingssorte.“ Er schmeckte wie Feuer und wie Gold.Ich nippte daran und versuchte mich nicht zu verschlucken. Eigentlich mochte ich keine hartenGetränke, aber das hier war was anderes. Ich holte ein paar Mal tief Luft.„Danke, Nate“, sagte ich. Er machte ein Gesicht, als hätte ich ihm gerade einen Orden angeheftet. Erwar ein guter Kerl.„Na gut“, sagte ich und schnappte mir die Tastatur. Die beiden Jungs sahen fasziniert zu, wie ich aufdem Monsterbildschirm meine Mails durchging.Wonach ich vor allem suchte, war eine Mail von Ange. Es war ja möglich, dass sie davongekommenwar. Das war immer möglich.Es war idiotisch, es auch nur zu hoffen. Es war nichts von ihr dabei. Dann fing ich an, die Mails soschnell wie möglich durchzugehen, indem ich nach Presseanfragen, Fan-Mails, Hass-Mails und Spamsortierte ...179
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Cory DoctorowLittle BrotherDeutsch
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Bona, Heimatort Petaluma) ist ne ga
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werden konnten. Man musste bloß hi
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Aber es gibt ne Menge Leute, die ir
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Kapitel 2Dieses Kapitel ist Amazon.
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sind, die auf seinen Befehl warten.
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Die physische Komponente des heutig
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Kapitel 3Dieses Kapitel ist Borderl
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des Telefonnetzes. Solche Sachen h
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Das Licht im Raum war so grell, das
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Desinfektionslösung, auf der in kl
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Wenn du mit den Bullen sprichst, oh
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Wärter brüllten uns zu, wir sollt
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Die Wahrheit lautet: Ich hatte alle
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Dann zurück in die Zelle; aber sie
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„Warten Sie!“, schrie ich. „B
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Kapitel 5Dieses Kapitel ist Secret
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Gegend gabs schon seit Jahren keine
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Ich verstand den Wink und ging weit
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Ich fand mein Bild und sah, dass es
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Ich wälzte mich aus dem Bett. Inzw
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Hacker gehen durch solche Sperren g
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Meine Kinnlade klappte runter.„De
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Deshalb geben sich Rasierklingen-Fi
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Und tatsächlich ist ziemlich genau
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mit vollem Magen. Außerdem nahm ic
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„Also folgen Sie jedem, der mit e
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„Mom setzte ihren Teebecher ab.
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unnormal warst. Und ich konnte das
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Pigspleens Gründerin hatte die Ant
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Kapitel 8Dieses Kapitel ist Borders
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Sie lag zurückgelehnt in der Sonne
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hat. Damit meine ich, er liefert in
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(Klingen kreuzen, um auszufechten,
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dass sie mich abgefangen haben, ist
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Und die Überwachung in Großbritan
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Jetzt konnte ich wirklich nicht meh
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jemanden erkennt, dem man vertrauen
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Die planen einen Riesengig und habe
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Das gab den Startschuss für die Be
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Kapitel 12Dieses Kapitel ist Forbid
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Moment hätte ich schwören können
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Tabasco. Das ist verdammt höllensc
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„Traut keinem über 25!“Sie sch
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Und dann fiel der Nebel vom Himmel.
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meinten wir, holt euch Amerika zur
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verliert eure Freiheit und eure Fre
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Kapitel 14Dieses Kapitel ist der un
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edroht ist. Wir sitzen jetzt im Ret
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ennen, brennen, brennen wie sagenha
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mit Schraubenziehern auseinananderg
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Angelegenheit, als gestern abend Na
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