„In unserem Haus sind Sie stets willkommen, junger Mann“, sagte sie.„Und danke für Ange“, sagte ich dann noch und hasste es, wie platt das klang. Aber sie lächelte breitund umarmte mich kurz.„Sehr gern geschehen“, sagte sie.Während der ganzen Busfahrt heim dachte ich an die Pressekonferenz, an Ange, die sich nackt mitmir auf ihrem Bett wälzte, und an Anges Mutter, wie sie mich lächelnd nach draußen brachte.Meine Mom war wach geblieben, um auf mich zu warten. Sie fragte mich nach dem Film, und icherzählte ihr, was ich mir vorab aus der Besprechung im „Bay Guardian“ zurechtgelegt hatte.Beim Einschlafen dachte ich nochmals an die Pressekonferenz. Ich war wirklich stolz darauf, wie esgelaufen war. Es war sehr cool gewesen, wie all diese Superjournalisten im Spiel aufgetaucht waren,wie sie mir zuhörten und all den Leuten, die an dasselbe glaubten wie ich. Mit einem Lächeln auf denLippen schlief ich ein.Ich hätte es besser wissen müssen.XNET-ANFÜHRER: ICH KÖNNTE METALL IN EIN FLUGZEUG SCHMUGGELN-----DAS DHS REGIERT NICHT MIT MEINER ZUSTIMMUNGXNET-KIDS: USA RAUS AUS SAN FRANCISCOUnd das waren noch die guten Schlagzeilen. Jeder sandte mir Artikel zum Bloggen, aber das war dasLetzte, was ich jetzt tun wollte.Irgendwie hatte ich es vergeigt. Die Presse war zu meiner Pressekonferenz gekommen und hatte denEindruck gewonnen, dass wir Terroristen oder Terroristennachbildungen seien. Am schlimmsten wardie Reporterin von Fox News, die offensichtlich doch noch aufgetaucht war und die uns einenzehnminütigen Kommentar widmete, in dem sie über unseren „verbrecherischen Verrat“ sprach. IhrKommentar gipfelte in diesem Abschnitt, der in jedem Nachrichtenkanal, den ich fand, wiederholtwurde:„Sie sagen, sie haben keinen Namen. Ich habe einen für sie. Nennen wir diese verdorbenen KinderKal-Kaida. Sie erledigen die Arbeit der Terroristen an der Heimatfront. Wenn – nicht falls, sondernwenn – Kalifornien noch einmal angegriffen wird, dann werden diese Kröten ebenso viel Schulddaran haben wie das Haus Saud.“Führer der Antikriegsbewegung taten uns als Randerscheinung ab. Einer sagte sogar im Fernsehen, erglaube, dass wir eine Erfindung des DHS seien, um die Bewegung in Misskredit zu bringen.Das DHS hielt eine eigene Pressekonferenz ab, bei der angekündigt wurde, dieSicherheitsmaßnahmen in San Francisco zu verdoppeln. Sie zeigten einen RFID-Kloner unddemonstrierten den Einsatz, wobei sie so taten, als ginge es dabei um einen Autodiebstahl, undwarnten eindringlich vor jungen Menschen, die sich verdächtig verhielten, insbesondere, wenn manihre Hände nicht sehen könne.Sie meinten es ernst. Ich beendete meinen Kerouac-Aufsatz und fing einen Text über den Sommer derLiebe an, den Sommer 1967, als die Antikriegsbewegung und die Hippies in San Franciscozusammenkamen. Die Gründer von Ben and Jerry‘s, selbst alte Hippies, hatten ein Hippie-Museumim Haight gegründet, und es gab noch mehr Archive und Ausstellungen überall in der Stadt.Aber dorthin zu kommen war nicht einfach. Am Ende der Woche wurde ich bereits durchschnittlichvier Mal täglich gefilzt. Bullen checkten meinen Ausweis und fragten mich, was ich auf der Straße zutun hätte, wobei sie dem Brief von Chavez über meine Suspendierung immer besondereAufmerksamkeit schenkten.130
Ich hatte Glück. Niemand verhaftete mich. Aber die anderen im Xnet hatten nicht so viel Glück. JedenAbend verkündete das DHS neue Verhaftungen; „Rädelsführer“ und „Mitläufer“ des Xnet, Leute, vondenen ich noch nie gehört hatte, wurden im Fernsehen vorgeführt, zusammen mit ihren RFID-Sensoren und anderen Gerätschaften, die man bei ihnen gefunden hatte. Das DHS behauptete, dieseLeute würden „Namen nennen“ und das Xnet „bloßstellen“; man erwarte in Kürze weitereVerhaftungen. Der Name „M1k3y“ fiel häufig.Dad fand das alles toll. Er und ich sahen zusammen die Nachrichten, er mit diebischer Freude, ich iminneren Rückzug, insgeheim halb wahnsinnig werdend. „Du müsstest mal das Zeug sehen, das siegegen diese Kids einsetzen werden“, sagte Dad. „Ich habe es schon in Aktion gesehen. Wenn sie eineHandvoll dieser Kids haben, dann gehen sie ihre Buddy-Listen im Messenger und die Kurzwahlen inden Handys durch und suchen nach Namen, die immer wieder mal auftauchen, nach Mustern, und soerwischen sie immer mehr von ihnen. Sie werden das Xnet auseinanderdröseln wie einen altenPullover.“Ich sagte Anges Abendessen bei uns ab und verbrachte statt dessen noch mehr Zeit bei ihr. Angeskleine Schwester Tina fing an, mich den „Hausgast“ zu nennen, und sagte Sachen wie „Isst derHausgast heute mit mir zu Abend?“ Ich mochte Tina. Sie interessierte sich eigentlich nur fürsAusgehen, Feiern und Jungstreffen, aber sie war witzig und völlig vernarrt in Ange. Als wir einmalabends das Geschirr abräumten, trocknete sie ihre Hände ab und sagte beiläufig: „Weißt du, Marcus,du scheinst ja ein netter Typ zu sein. Meine Schwester ist total in dich verknallt, und ich mag dichauch ganz gern. Aber ich muss dir eins sagen: Wenn du ihr das Herz brichst, dann erwisch ich dichund stülp dir deinen eigenen Hodensack über den Kopf. Und das sieht nicht schön aus.“Ich versicherte ihr, eher würde ich mir selbst meine Hoden übern Kopf ziehen, als Anges Herz zubrechen, und sie nickte. „So lange das mal klar ist.“„Deine Schwester ist ein bisschen bekloppt“, sagte ich, als wir wieder auf Anges Bett lagen und Xnet-Blogs lasen. Viel was sonst machten wir nicht – rumgammeln und Xnet lesen.„Oh, hat sie die Sack-Nummer gebracht? Ich hasse es, wenn sie das macht. Weißt du, sie findet dasWort „Hodensack“ einfach klasse. Nimms nicht persönlich.“Ich küsste sie, und wir lasen weiter.„Hör mal“, sagte sie. „Die Polizei rechnet für dieses Wochenende mit vier- bis sechshundertVerhaftungen im Rahmen des, wie sie sagen, bislang größten abgestimmten Einsatzes gegen Xnet-Dissidenten.“Mir kam das Essen hoch.„Wir müssen das abbrechen“, sagte ich. „Weißt du, dass es sogar Leute gibt, die jetzt noch mehrjammen, bloß um zu zeigen, dass sie sich nicht einschüchtern lassen? Ist das nicht völlig bescheuert?“„Ich find, es ist mutig. Wir können es doch nicht zulassen, dass die uns einschüchtern bis zurUnterwerfung.“„Wie bitte? Nein, Ange, nein. Wir können nicht zulassen, dass Hunderte von Leuten im Knast enden.Du warst nicht da. Ich schon. Und es ist schlimmer, als du denkst: Es ist sogar schlimmer, als du es dirvorstellen kannst.“„Ach, ich habe eine ziemlich lebhafte Fantasie.“„Hör auf damit, ja? Sei doch mal einen Moment ernsthaft. Ich mach das nicht. Ich schicke keine Leuteins Gefängnis. Wenn ich das tue, dann bin ich genau der Typ, für den Van mich hält.“„Marcus, ich meine das ernst. Denkst du etwa, diese Jungs wissen nicht, dass sie möglicherweise insGefängnis kommen? Hey, die glauben an die Sache. Du glaubst doch auch dran. Du kannst ihnenruhig zugestehen, dass sie wissen, was sie da tun. Die brauchen dich nicht, um zu entscheiden,welches Risiko sie eingehen können und welches nicht.“131
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Cory DoctorowLittle BrotherDeutsch
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Bona, Heimatort Petaluma) ist ne ga
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werden konnten. Man musste bloß hi
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Aber es gibt ne Menge Leute, die ir
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Kapitel 2Dieses Kapitel ist Amazon.
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sind, die auf seinen Befehl warten.
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Die physische Komponente des heutig
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Kapitel 3Dieses Kapitel ist Borderl
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des Telefonnetzes. Solche Sachen h
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Das Licht im Raum war so grell, das
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Desinfektionslösung, auf der in kl
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Wenn du mit den Bullen sprichst, oh
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Wärter brüllten uns zu, wir sollt
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Die Wahrheit lautet: Ich hatte alle
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Dann zurück in die Zelle; aber sie
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„Warten Sie!“, schrie ich. „B
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Kapitel 5Dieses Kapitel ist Secret
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Gegend gabs schon seit Jahren keine
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Ich verstand den Wink und ging weit
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Ich fand mein Bild und sah, dass es
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Ich wälzte mich aus dem Bett. Inzw
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Hacker gehen durch solche Sperren g
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Meine Kinnlade klappte runter.„De
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Deshalb geben sich Rasierklingen-Fi
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Und tatsächlich ist ziemlich genau
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mit vollem Magen. Außerdem nahm ic
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„Also folgen Sie jedem, der mit e
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„Mom setzte ihren Teebecher ab.
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unnormal warst. Und ich konnte das
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Pigspleens Gründerin hatte die Ant
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Kapitel 8Dieses Kapitel ist Borders
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Sie lag zurückgelehnt in der Sonne
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hat. Damit meine ich, er liefert in
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man machte die Pseudo-Sicherheitsma
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(Klingen kreuzen, um auszufechten,
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dass sie mich abgefangen haben, ist
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Und die Überwachung in Großbritan
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Jetzt konnte ich wirklich nicht meh
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gemeldet, zu meiner Armee. Ich war
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Und da geschah es. Eine unglaublich
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Dieses Mal war es ein Eimer voll Wa
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Endlich eine Frage, die ich beantwo
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Alles, woran ich denken konnte, war
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„Er schläft“, sagte er. „Vor
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Der Gouverneur breitete die Arme au
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Risikokapitalgeber saßen, um eine
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Nachwort des ÜbersetzersIm 13. Kap