11.07.2015 Aufrufe

littlebrother - Piratenpartei Insel Usedom

littlebrother - Piratenpartei Insel Usedom

littlebrother - Piratenpartei Insel Usedom

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wärter brüllten uns zu, wir sollten leise sein, und das machte jeden von uns bloß noch lauter. Baldwaren wir alle am Heulen, brüllten uns die Seele aus dem Leib, brüllten, bis die Kehle schmerzte.Warum auch nicht? Was hatten wir noch zu verlieren?Als sie mich das nächste Mal zum Verhör holten, war ich verdreckt und müde, durstig und hungrig.Frau Strenger Haarschnitt gehörte auch zur neuen Fragerunde, dazu kamen drei große Typen, diemich rumschubsten wie ein Stück Fleisch. Einer war schwarz, die anderen beiden weiß, einer vonihnen könnte aber auch ein Hispanic gewesen sein. Alle trugen sie Waffen. Ich kam mir vor wie ineiner Mischung aus Benetton-Werbung und einer Runde Counter-Strike.Sie hatten mich aus der Zelle geholt und meine Handgelenke und Knöchel zusammengekettet.Während wir gingen, achtete ich auf meine Umgebung. Ich hörte Wasser draußen und dachte, dass wirvielleicht auf Alcatraz waren – immerhin war das ein Gefängnis, wenn es auch schon seit Jahrzehntenals Touristenmagnet diente: hierher kam man, um zu sehen, wo Al Capone und seine Gangster-Zeitgenossen ihre Zeit abgesessen hatten. Aber nach Alcatraz war ich mal auf einem Schulausfluggekommen. Das war alt und rostig, irgendwie mittelalterlich. Dies hier fühlte sich mehr nach ZweitemWeltkrieg an, nicht nach der Kolonialzeit.An den Zellentüren gabs Aufkleber mit aufgedruckten Barcodes, auch Nummern, aber sonst keinenHinweis darauf, wer oder was sich jeweils hinter der Tür befinden mochte.Der Befragungsraum war modern, mit Neonröhren, ergonomischen Stühlen (aber nicht für mich, ichkriegte einen Garten-Faltstuhl aus Plastik) und einen großen Konferenztisch aus Holz. Ein Spiegelbedeckte eine Wand, wie in den Polizei-Sendungen, und ich schätzte, der eine oder andere würdewohl von der anderen Seite zuschauen. Frau Strenger Haarschnitt und ihre Freunde versorgten sichmit Kaffee aus einer Kanne auf nem Beistelltisch (in dem Moment hätte ich ihr die Kehle mit denZähnen aufschlitzen können, nur um an ihren Kaffee zu kommen), und dann stellte sie einePlastiktasse mit Wasser vor mich – ohne meine Hände hinterm Rücken loszubinden, so dass ich nichtdrankam. Sehr komisch.„Hallo, Marcus“, sagte Frau Strenger Haarschnitt. „Wie stehts heute um deine Einstellung?“ Ich sagtekein Wort.„Weißt du, das hier ist nicht das Schlimmste“, fuhr sie fort. „Besser wirds ab jetzt nie mehr für dich.Selbst wenn du uns jetzt noch sagen solltest, was wir wissen wollen, und selbst wenn uns das davonüberzeugt, dass du bloß zur falschen Zeit am falschen Ort warst – jetzt haben wir dich auf dem Radar.Wohin du auch gehst, was immer du tust, wir werden dir dabei zuschauen. Du hast dich benommen,als habest du was zu verbergen. Und so was mögen wir gar nicht.“So kitschig es klingt: Alles, woran mein Gehirn denken konnte, war dieser Satz „wenn uns dasüberzeugt, dass du bloß zur falschen Zeit am falschen Ort warst“. Das war das Schlimmste, was mirjemals passiert war. Niemals zuvor hatte ich mich so erbärmlich und ängstlich gefühlt. Diese Wörter,„zur falschen Zeit am falschen Ort“, diese sechs Wörter, sie waren wie ein Rettungsring vor mir,während ich strampelte, um den Kopf über Wasser zu halten.„Hallo, Marcus?“ Sie schnipste mit den Fingern vor meiner Nase. „Hierher, Marcus.“ Ein kleinesLächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht, und ich hasste mich dafür, ihr meine Angst gezeigt zu haben.„Marcus, es kann noch viel schlimmer werden als jetzt. Dies ist längst nicht der übelste Ort, an denwir dich bringen können, ganz gewiss nicht.“ Sie griff unter den Tisch und holte eine Aktentaschehervor, die sie aufklappte. Heraus zog sie mein Handy, den RFID-Killer/Kloner, meinen WLAN-Finder und meine Speichersticks. Eins nach dem anderen legte sie auf den Tisch.„Hör zu, was wir von dir erwarten. Heute entsperrst du dein Telefon für uns. Damit verdienst du dirFrischluft- und Badeprivilegien. Du wirst duschen dürfen und im Innenhof ein paar Schritte gehen.Morgen bringen wir dich wieder her, und dann werden wir dich bitten, die Daten auf diesenSpeicherstiften zu dechiffrieren. Wenn du das machst, verdienst du dir ein Essen in der Messe. Nocheinen Tag später werden wir dich nach deinen E-Mail-Passworten fragen, und das wird dirBibliotheksprivilegien einbringen.“26

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!