Ich erkenn den Kerl ganz sicher – du findest seine Bio in der Wikipedia. Das ist General ClaudeGeist. Er war Kommandeur der UN-Friedenstruppen in Haiti.Ich schlug die Bio nach. Es gab da ein Bild des Generals bei einer Pressekonferenz und Anmerkungenüber seine Rolle bei der kniffligen Haiti-Mission. Es war offensichtlich derselbe Typ.Ich aktualisierte meinen Blogeintrag.Theoretisch war dies die Chance für Ange und mich, ein bisschen rumzumachen, aber daraus wurdeschließlich doch nichts. Wir stöberten durch die Blogs im Xnet und suchten nach weiteren Berichtenüber Durchsuchungen und Übergriffe durch das DHS. Das war schon ein Routinejob, weil ichdasselbe bereits nach den Ausschreitungen im Park gemacht hatte. In meinem Blog führte ich eineneue Kategorie für diese Sachen ein, MissbrauchVonBefugnissen, und sortierte alles ein. Angeüberlegte sich immer noch mehr Suchbegriffe, die wir ausprobieren könnten, und als ihre Mutterheimkam, hatte meine neue Kategorie schon siebzig Einträge, allen voran der Angriff auf GeneralGeist vor City Hall.-----Den ganzen nächsten Tag über arbeitete ich daheim an meinem Beatnik-Aufsatz, las Kerouac undsurfte im Xnet. Eigentlich hatte ich Ange an der Schule treffen wollten, aber der Gedanke, womöglichwieder Van zu treffen, machte mich furchtbar nervös, also simste ich ihr eine Ausrede, dass ich nocham Aufsatz zu schreiben hätte.Derweil trudelten alle möglichen tollen Vorschläge für MissbrauchVonBefugnissen ein, Hunderte vonkleinen und großen, Bilder und Videos. Das Mem hatte begonnen, sich zu replizieren.Und es hörte nicht wieder auf. Am nächsten Morgen waren es nochmals mehr geworden. Jemandhatte ein neues Blog namens MissbrauchVonBefugnissen aufgesetzt, das Hunderte weiterer Vorfällesammelte. Der Stapel wuchs. Wir wetteiferten darum, die saftigsten Storys und die wildesten Bilderaufzutun.Mit meinen Eltern hatte ich vereinbart, dass ich jeden Morgen mit ihnen zusammen frühstückte undüber die Projekte redete, die ich gerade in Arbeit hatte. Es gefiel ihnen, dass ich Kerouac las. Es warfür sie beide eines ihrer Lieblingsbücher gewesen, und es stellte sich heraus, dass wir bereits einExemplar im Regal in ihrem Schlafzimmer hatten. Mein Dad brachte es runter, und ich blätterte esdurch. Da waren Abschnitte mit Kuli angestrichen, es gab Seiten mit Eselsohren und Notizen amRand. Mein Dad hatte dieses Buch offensichtlich sehr geliebt.Das erinnerte mich an bessere Zeiten, als mein Dad und ich uns noch fünf Minuten am Stückunterhalten konnten, ohne uns über Terrorismus in die Haare zu kriegen, und wir hatten zumFrühstück ein tolles Gespräch darüber, wie der Roman strukturiert war, und über all die irrenAbenteuer.Aber am nächsten Morgen hingen sie beim Frühstück wieder wie gebannt vorm Radio.„Missbrauch von Befugnissen – so heißt der neueste Trend in San Franciscos berüchtigtem Xnet, under hat bereits weltweites Aufsehen erregt. Die Bewegung, kurz MvB genannt, besteht aus ‚KleinenBrüdern‘, die ihrerseits die Anti-Terrorismus-Maßnahmen der Heimatschutzbehörde überwachen undihre Pannen und Exzesse dokumentieren. Initialzündung für MvB war ein populäres virales Video, daszeigt, wie General Claude Geist, ein pensionierter Drei-Sterne-General, von DHS-Mitarbeitern aufdem Bürgersteig vor City Hall umgerempelt wird. Geist hat den Vorfall nicht kommentiert, aber esgab zahlreiche wütende Reaktionen junger Zuschauer, die auch über ihre eigene Behandlungentrüstet sind.Besonders bemerkenswert ist das hohe Maß an Aufmerksamkeit, das dieser Bewegung weltweit zuteilwird. Bilder aus dem Geist-Video wurden bereits auf den Titelseiten von Zeitungen in Korea,Großbritannien, Deutschland, Ägypten und Japan veröffentlicht, und Rundfunkstationen überall aufder Welt zeigten den Clip in ihren Abendnachrichten. Ihren vorläufigen Höhepunkt erlebte die122
Angelegenheit, als gestern abend National News Evening der British Broadcasting Corporation eineSondersendung über den Umstand ausstrahlte, dass die Story bislang weder von einem US-Senderoder einer hiesigen Nachrichtenagentur aufgegriffen wurde. Kommentatoren auf der Website derBBC weisen zudem darauf hin, dass sich die Sondersendung auf den Seiten von BBC Americaebenfalls nicht finden lässt.“Es folgte eine Reihe von Interviews: britische Medienbeobachter, ein Bürschchen von derschwedischen <strong>Piratenpartei</strong> mit spöttischen Bemerkungen über Amerikas korrupte Presse, einehemaliger amerikanischer Nachrichtensprecher im Ruhestand in Tokio; dann strahlten sie einenkurzen Spot von Al-Dschassira aus, in dem es um die US-Presse im Vergleich zu den nationalenNachrichtenmedien in Syrien ging.Ich meinte die Blicke meiner Eltern auf mir zu spüren, meinte zu ahnen, dass sie wussten, was ich tat.Aber als ich mein Geschirr wegräumte, sah ich, dass sie einander anschauten.Dad hielt sich mit zitternden Händen am Kaffeebecher fest. Mom blickte zu ihm hin.„Die wollen uns schlechtreden“, sagte Dad schließlich. „Die wollen alle Bemühungen um unsereSicherheit sabotieren.“Ich öffnete den Mund, aber dann fing ich den Blick meiner Mutter und ihr Kopfschütteln auf. Alsoging ich in mein Zimmer, um weiter an dem Kerouac-Aufsatz zu arbeiten. Sobald ich zum zweitenMal die Haustür gehört hatte, warf ich meine Xbox an und ging online.> Hallo M1k3y. Mein Name ist Colin Brown, ich bin Produzent der Nachrichtensendung TheNational bei der Canadian Broadcasting Corporation. Wir machen eine Geschichte über das Xnetund haben bereits einen Reporter nach San Francisco geschickt, um von dort zu berichten. Wären Siean einem Interview interessiert, um über Ihre Gruppe und ihre Aktivitäten zu sprechen?Ich starrte den Monitor an. Oh Gott. Die wollten mich über „meine Gruppe“ interviewen?> Oh, nein, danke. Ich achte sehr auf meine Privatsphäre. Außerdem ist es gar nicht „meine“Gruppe. Aber danke, dass Sie eine Geschichte drüber machen!Eine Minute später kam die nächste E-Mail.> Wir können Sie unkenntlich machen und Ihnen Anonymität zusichern. Es ist Ihnen klar, dass dasDHS nur zu gern seinen eigenen Sprecher vorschicken wird. Ich bin aber interessiert an Ihrer Sichtder Dinge.Ich speicherte die E-Mail ab. Er hatte Recht, aber ich wäre bescheuert, das zu tun. Von meinemStandpunkt aus war er das DHS.Ich wandte mich wieder Kerouac zu, da kam die nächste E-Mail. Dieselbe Bitte von einer anderenNachrichtenagentur: KQED wollte mich treffen, um ein Radio-Interview aufzuzeichnen. Ein Senderin Brasilien. Die Australian Broadcasting Corporation. Deutsche Welle. Den ganzen Tag langtrudelten Presse-Anfragen ein. Und den ganzen Tag lang lehnte ich höflich ab.Viel Kerouac las ich an diesem Tag nicht.-----Du musst eine Pressekonferenz abhalten“, sagte Ange, als wir am selben Abend in dem Café bei ihrum die Ecke saßen. Ich war nicht mehr allzu scharf drauf, sie in der Schule abzuholen und womöglichwieder mit Van im selben Bus zu sitzen.„Hä? Bist du wahnsinnig?“„Mach es in Clockwork Plunder. Such dir einfach einen Handelsstützpunkt, wo kein PvP erlaubt ist,und leg eine Uhrzeit fest. Du kannst dich von hier einloggen.“PvP, Player-versus-Player, ist ein Kampf-Modus Spieler gegen Spieler. Einige Bereiche vonClockwork Plunder waren als neutrales Territorium definiert, und dort konnten wir theoretisch eine123
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Cory DoctorowLittle BrotherDeutsch
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Bona, Heimatort Petaluma) ist ne ga
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werden konnten. Man musste bloß hi
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Aber es gibt ne Menge Leute, die ir
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Kapitel 2Dieses Kapitel ist Amazon.
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sind, die auf seinen Befehl warten.
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Die physische Komponente des heutig
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Kapitel 3Dieses Kapitel ist Borderl
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des Telefonnetzes. Solche Sachen h
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Das Licht im Raum war so grell, das
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Wenn du mit den Bullen sprichst, oh
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Wärter brüllten uns zu, wir sollt
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Die Wahrheit lautet: Ich hatte alle
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Dann zurück in die Zelle; aber sie
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„Warten Sie!“, schrie ich. „B
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Gegend gabs schon seit Jahren keine
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Ich verstand den Wink und ging weit
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Ich fand mein Bild und sah, dass es
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Ich wälzte mich aus dem Bett. Inzw
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Hacker gehen durch solche Sperren g
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Meine Kinnlade klappte runter.„De
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Und tatsächlich ist ziemlich genau
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mit vollem Magen. Außerdem nahm ic
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„Also folgen Sie jedem, der mit e
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„Mom setzte ihren Teebecher ab.
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unnormal warst. Und ich konnte das
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Kapitel 8Dieses Kapitel ist Borders
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Sie lag zurückgelehnt in der Sonne
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hat. Damit meine ich, er liefert in
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man machte die Pseudo-Sicherheitsma
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Ich kam wieder auf die Beine. Alles
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Ich schluckte. Ich fühlte Knochen
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„Hört mal, ich muss jetzt sofort
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gemeldet, zu meiner Armee. Ich war
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waren ein Zeuge Jehovas und ein Sci
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Dieses Mal war es ein Eimer voll Wa
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Endlich eine Frage, die ich beantwo
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Alles, woran ich denken konnte, war
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„Er schläft“, sagte er. „Vor
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Der Gouverneur breitete die Arme au
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Risikokapitalgeber saßen, um eine
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Nachwort des ÜbersetzersIm 13. Kap