Wir saßen da im Dunkeln, hörten den drei Jungs zu, wie sie den Laster mit Kartons beluden, allesverrödelten und dabei ächzten vor Anstrengung. Ich versuchte zu schlafen, aber es ging nicht. Mashahatte das Problem nicht. Sie schnarchte.Immer noch schien Licht durch den engen, zugestellten Korridor, der uns mit der frischen Luftdraußen verband. Ich starrte es an durch die Finsternis und dachte an Ange.Meine Ange. Ihr Haar, das über ihre Schultern strich, wenn sie den Kopf schüttelte vor Lachen überetwas, das ich getan hatte. Ihr Gesicht, wie ich es zum letzten Mal sah, als sie beim VampMob in derMenge untertauchte. All diese Menschen beim VampMob, wie die Menschen im Park, wie sie sich aufdem Boden krümmten, während das DHS mit Knüppeln einmarschierte. Die Verschwundenen.Darryl. Festgesetzt auf Treasure Island, seine Seite genäht, aus der Zelle geholt für endloseBefragungen über die Terroristen.Darryls Vater, ruiniert, betrunken, unrasiert. Gewaschen und in seiner Uniform, „für die Fotos“.Weinend wie ein kleiner Junge.Mein eigener Vater und die Veränderungen, die durch mein Verschwinden auf Treasure Island in ihmvorgegangen waren. Er war ebenso gebrochen gewesen wie Darryls Vater, nur eben auf seine Art. Undsein Gesicht, als ich ihm erzählte, wo ich gewesen war.Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich nicht weglaufen konnte.Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich bleiben musste – und kämpfen.Mashas Atem war tief und gleichmäßig, aber als ich unendlich langsam in ihrer Tasche nach demTelefon griff, da schnüffelte sie ein bisschen und verlagerte ihre Position. Ich erstarrte und wagteganze zwei Minuten lang nicht einmal zu atmen – ein-und-zwan-zig-, zwei-und-zwan-zig, ...-----Ganz langsam beruhigte sich ihr Atem wieder. Millimeter für Millimeter schob ich das Handy etwasweiter aus ihrer Jackentasche heraus, meine Finger und der ganze Arm zitternd von der Anstrengung,sich so langsam bewegen zu müssen.Dann hatte ich es, ein kleines schokoriegelförmiges Dingens.Ich drehte mich zum Licht hin, als mich blitzartig eine Erinnerung überfiel: Charles, wie er seinHandy hielt, es auf uns richtete, uns verhöhnte. Das war eins in Riegelform gewesen, silbern, übersätmit den Logos von einem Dutzend Firmen, die den Gerätepreis über die Telefongesellschaftsubventioniert hatten. Es war die Sorte Handy, bei der man vor jedem Telefonat erst mal einenWerbespot anhören musste.Es war zu duster im Truck, um das Handy deutlich zu sehen, aber ich konnte es fühlen. Waren dasFirmenlogos an den Seiten? Ja? Ja. Ich hatte Masha gerade das Handy von Charles gestohlen.Langsam, langsam drehte ich mich wieder zurück, und langsam, langsam, LANGSAM griff ichwieder in ihre Tasche. Ihr Handy war größer und klobiger, mit einer besseren Kamera undwerweißwas sonst noch.Ich hatte das nun schon mal bewältigt – das machte es etwas leichter. Erneut legte ich esmillimeterweise frei, wobei ich zwei Mal pausierte, als sie schnaufte und zuckte.Ich hatte das Handy gerad aus ihrer Tasche befreit und war dabei, mich wegzubewegen, als ihre Handhervorschoss, schnell wie eine Schlange, und mein Handgelenk umklammerte, hart, mit knirschendenFingerspitzen auf den kleinen, dünnen Knochen unter meiner Hand.Ich schnappte nach Luft und starrte in Mashas weit offene Augen.„Du bist so ein Idiot“, sagte sie beiläufig, nahm mir das Handy weg und tippte mit der anderen Handdarauf herum. „Wie hättest du das überhaupt wieder entsperren wollen?“174
Ich schluckte. Ich fühlte Knochen in meinem Handgelenk aufeinander reiben. Ich biss mir auf dieLippe, um nicht laut loszuschreien.Mit ihrer anderen Hand tippte sie weiter. „Ist es das, mit dem du dich davonmachen wolltest?“ Siezeigte mir das Foto von uns allen, Darryl und Jolu, Van und mir. „Dieses Bild?“Ich sagte gar nichts. Mein Handgelenk fühlte sich an, als würde es gleich zerbersten.„Vielleicht sollte ichs einfach löschen, um dich nicht weiter in Versuchung zu führen.“ Ihre freie Handbewegte sich weiter. Ihr Telefon fragte sie, ob sie sicher sei, und sie musste draufschauen, um dierichtige Taste zu finden.Das war meine Chance. Ich hatte Charles‘ Handy immer noch in der anderen Hand, und ich hiebdamit so hart ich konnte auf die Hand ein, mit der sie mich umklammerte. Beim Ausholen schlug ichmir die Fingerknöchel an der Tischplatte über mir wund, aber ich traf ihre Hand so fest, dass dasTelefon zersplitterte; sie schrie auf, und ihre Hand wurde schlaff. Ich ließ nicht locker, griff nach ihreranderen Hand, nach ihrem jetzt entsperrten Telefon, über dessen OK-Taste immer noch ihr Daumendrohte. Ihre Finger verkrampften sich im Leeren, als ich ihr das Handy entriss.Auf Händen und Knien arbeitete ich mich den Korridor entlang, dem Licht entgegen. Zwei Mal spürteich, wie ihre Hände nach meinen Füßen und Knöcheln griffen, und ich musste ein paar der Kartons,die uns wie einen Pharao in seinem Grab eingemauert hatten, beiseite schubsen. Einige davon fielenhinter mir zu Boden, und ich hörte Masha wieder ächzen.Die Rolltür des Trucks war einen Spalt breit offen, und ich tauchte darunter durch. Die Trittleiter warentfernt worden, und ich fand mich über der Straße hängend wieder, rutschte mit dem Kopfzuvorderst hinab und schlug mit der Stirn dermaßen hart auf dem Asphalt auf, dass es in meinenOhren schepperte wie ein Gong. Indem ich mich am Stoßfänger festklammerte, mühte ich michwieder auf die Füße und zog verzweifelt den Griff nach unten, bis die Tür zuknallte. Innen schrieMasha auf – ich musste ihre Fingerkuppen erwischt haben. Ich dachte, ich müsse mich übergeben,aber ich tat es nicht.Stattdessen verriegelte ich den Truck.175
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Cory DoctorowLittle BrotherDeutsch
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Bona, Heimatort Petaluma) ist ne ga
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werden konnten. Man musste bloß hi
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Aber es gibt ne Menge Leute, die ir
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Kapitel 2Dieses Kapitel ist Amazon.
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sind, die auf seinen Befehl warten.
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Die physische Komponente des heutig
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Kapitel 3Dieses Kapitel ist Borderl
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des Telefonnetzes. Solche Sachen h
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Das Licht im Raum war so grell, das
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Desinfektionslösung, auf der in kl
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Wenn du mit den Bullen sprichst, oh
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Wärter brüllten uns zu, wir sollt
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Die Wahrheit lautet: Ich hatte alle
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Dann zurück in die Zelle; aber sie
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„Warten Sie!“, schrie ich. „B
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Kapitel 5Dieses Kapitel ist Secret
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Gegend gabs schon seit Jahren keine
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Ich verstand den Wink und ging weit
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Ich fand mein Bild und sah, dass es
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Ich wälzte mich aus dem Bett. Inzw
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Hacker gehen durch solche Sperren g
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Meine Kinnlade klappte runter.„De
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Deshalb geben sich Rasierklingen-Fi
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Und tatsächlich ist ziemlich genau
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mit vollem Magen. Außerdem nahm ic
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„Also folgen Sie jedem, der mit e
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„Mom setzte ihren Teebecher ab.
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unnormal warst. Und ich konnte das
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Pigspleens Gründerin hatte die Ant
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Kapitel 8Dieses Kapitel ist Borders
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Sie lag zurückgelehnt in der Sonne
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hat. Damit meine ich, er liefert in
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man machte die Pseudo-Sicherheitsma
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(Klingen kreuzen, um auszufechten,
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dass sie mich abgefangen haben, ist
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Und die Überwachung in Großbritan
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Jetzt konnte ich wirklich nicht meh
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Das würde absolut klappen! Jolu, d
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Du willst ihnen eine Nachricht schi
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„Tja, was machen wir? Mann, ich w
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„Was?“, fragte ich, obgleich ic
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„Was ich heute Nacht von euch mö
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jemanden erkennt, dem man vertrauen
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Zuerst fand der Vorschlag keinen Zu
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Die planen einen Riesengig und habe
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Das gab den Startschuss für die Be
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Kapitel 12Dieses Kapitel ist Forbid
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Moment hätte ich schwören können
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Tabasco. Das ist verdammt höllensc
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„Traut keinem über 25!“Sie sch
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Und dann fiel der Nebel vom Himmel.
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„Heilige Scheiße!“ Das war wir
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meinten wir, holt euch Amerika zur
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verliert eure Freiheit und eure Fre
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Kapitel 14Dieses Kapitel ist der un
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edroht ist. Wir sitzen jetzt im Ret
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ennen, brennen, brennen wie sagenha
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mit Schraubenziehern auseinananderg
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