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littlebrother - Piratenpartei Insel Usedom

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-----Ange und ich sprachen vier Tage lang nicht miteinander, das Wochenende inbegriffen, und dann wares wieder Zeit, in die Schule zu gehen. Eine Million Mal hatte ich sie fast angerufen, eintausend E-Mails und Instant Messages nicht versendet.Jetzt war ich zurück im Gesellschaftskunde-Kurs, Mrs. Andersen begrüßte mich mit wortreichsarkastischerHöflichkeit und fragte mich zuckersüß, wie denn mein „Urlaub“ gewesen sei. Ich setztemich hin und murmelte irgendwas. Dabei konnte ich Charles kichern hören.In dieser Stunde ging es um Manifest Destiny, den Gedanken, dass Amerikaner dazu auserwählt seien,die ganze Welt zu erobern (zumindest klang es in ihrer Darstellung so), und sie schien mir zuversuchen, mich zu irgendwelchen Reaktionen zu provozieren, um mich wieder rauswerfen zukönnen.Ich spürte die Blicke der ganzen Klasse auf mir, und das erinnerte mich an M1k3y und die Leute, diezu ihm aufschauten. Ich hatte es satt, dass man zu mir aufschaute. Ich vermisste Ange.Ich brachte den Rest des Tages hinter mich, ohne mir irgendwelche Kainszeichen einzuhandeln.Schätzungsweise sagte ich keine acht Worte.Endlich war es vorbei, und ich sauste zur Tür, zum Tor, raus zur blöden Mission und zu meinemdämlichen Zuhause.Ich war kaum zum Tor raus, als jemand in mich reinrannte. Es war ein junger Obdachloser, vielleichtmein Alter oder ein bisschen älter. Er trug einen langen, speckigen Mantel, Jeans wie Kartoffelsäckeund verwarzte Turnschuhe, die aussahen wie einmal durch den Häcksler gelaufen. Sein langes Haarhing ihm ins Gesicht, und ein Zottelbart hing ihm bis runter in den Kragen eines völlig verblichenenStrickpullis.Das alles realisierte ich, während wir nebeneinander auf dem Bürgersteig lagen und die Leute an unsvorbeihasteten und komisch guckten. Sah so aus, als sei er in mich reingerannt, während er Valenciarunterhastete, vermutlich von der Last seines Rucksacks gebeugt, der neben ihm auf dem Gehsteiglag, eng bedeckt mit geometrischen Kritzeleien mit Filzstift.Er setzte sich auf die Knie und wippte vor und zurück, als ob er betrunken war oder seinen Kopfgestoßen hatte.„Sorry, Kumpel“, sagte er. „Hab dich nicht gesehen. Biste verletzt?“ Ich setzte mich ebenfalls auf.Nichts fühlte sich verletzt an.„Hm, nein, alles OK.“Er stand auf und lächelte. Seine Zähne waren erschreckend weiß und ebenmäßig, die hätten auch eineAnzeige für eine kieferorthopädische Klinik zieren können. Er streckte mir seine Hand entgegen, undsein Griff war kräftig und bestimmt.„Tut mir echt Leid.“ Auch seine Stimme war klar und aufgeweckt. Ich hätte erwartet, dass er klangwie einer dieser Besoffenen, die mit sich selbst sprachen, wenn sie nachts durch die Straßen derMission wankten, aber er klang eher wie ein gut informierter Buchhändler.„Kein Problem“, sagte ich.Er streckte nochmals die Hand aus.„Zeb.“„Marcus.“„Ein Vergnügen, Marcus,“ sagte er. „Hoffe, ich renne mal wieder in dich rein!“ Lachend schnappte erseinen Rucksack, machte auf dem Absatz kehrt und eilte davon.-----133

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