woran ich denken konnte, war, mich dorthin zu bewegen, wo diese Person hinter mir mich habenwollte. Dann wurde ich umgedreht und sah der Person ins Gesicht.Es war ein Mädchen mit kantigem Nagetiergesicht, halb verborgen hinter einer riesigen Sonnenbrille.Über den Gläsern stand ein Schopf strahlend pinkfarbener Haare in alle Richtungen ab.„Du!“, sagte ich. Ich kannte sie. Sie hatte ein Foto von mir gemacht und gedroht, mich damit beimSchwänzerblog zu verpfeifen. Das war fünf Minuten vor den Sirenen gewesen. Das war sie gewesen,rücksichtslos und gerissen. Wir waren beide von diesem Platz im Tenderloin weggerannt, als hinteruns die Huperei begonnen hatte, und wir waren beide von den Bullen aufgegriffen worden. Ich hattemich feindselig benommen, und sie hatten entschieden, dass ich ein Feind sei.Sie – Masha – wurde ihre Verbündete.„Hallo, M1k3y“, zischte sie mir ins Ohr, so nah wie eine Liebhaberin. Ein Zittern kroch mir denNacken hoch. Sie ließ meinen Arm los, und ich schüttelte ihn.„O Gott“, sagte ich. „Du!“„Ja, ich. Das Gas kommt in zirka zwei Minuten runter. Zeit, unsern Arsch zu retten.“„Ange – meine Freundin – ist bei der Gründerstatue.“Masha blickte über die Menge. „Keine Chance“, sagte sie. „Wenn wir versuchen, dahin zu kommen,sind wir geliefert. Das Gas kommt in zwei Minuten runter, falls dus beim ersten Mal nicht gehörthast.“Ich blieb stehen. „Ohne Ange gehe ich nicht“, sagte ich.Sie zuckte die Achseln. „Wie du willst“, rief sie mir ins Ohr. „Es ist deine Beerdigung.“Sie fing an, sich durch die Menge zu drängen, weg, nach Norden, Richtung Downtown. Ich drängteweiter zur Gründerstatue. Einen Augenblick später war mein Arm wieder in dem grässlichenHaltegriff, und ich wurde herumgestoßen und vorwärtsgetrieben.„Du weißt zuviel, Schwachkopf. Du hast mein Gesicht gesehen. Du kommst mit mir.“Ich brüllte sie an, zappelte, bis ich dachte, gleich müsse mein Arm brechen, aber sie trieb mich weiter.Mein verletzter Fuß peinigte mich bei jedem Schritt, und meine Schulter fühlte sich an wie kurz vormAbbrechen.Indem sie mich als ihren Rammbock benutzte, kamen wir in der Menge ganz gut voran. Das Jaulender Helikopter veränderte sich, und sie schubste mich noch fester. „RENN!“, schrie sie. „Jetzt kommtdas Gas!“Der Lärm der Menge änderte sich ebenfalls. Die erstickten Geräusche und das Brüllen wurden sehrviel lauter. Ich hatte dieses Anschwellen des Lärms schon mal gehört. Wir waren wieder im Park. DasGas regnete herab. Ich hielt die Luft an und RANNTE.Wir schoben uns aus der Masse heraus, und sie ließ meinen Arm los. Ich humpelte, so schnell ichkonnte, auf den Bürgersteig, während die Menge sich mehr und mehr zerstreute. Wir liefen auf eineGruppe von DHS-Bullen mit Schutzschilden, Helmen und Masken zu. Als wir näher kamen,versuchten sie uns den Weg zu versperren, aber Masha hielt eine Marke hoch, und sie wichen zurück,als sei sie Obi Wan Kenobi, wenn er sagt, „Das sind nicht die Droiden, die ihr sucht“.„Du gottverdammtes Miststück“, sagte ich, als wir Market Street raufhetzten. „Wir müssenzurückgehen, um Ange zu holen.“Sie spitzte die Lippen und schüttelte den Kopf. „Tut mir echt Leid für dich, Kumpel. Ich hab meinenFreund jetzt schon Monate nicht gesehen. Der denkt wahrscheinlich, ich bin tot. Kriegsschicksale.Wenn wir für deine Ange zurückgehen, sind wir tot. Wenn wir weiterlaufen, haben wir eine Chance.Und wenn wir eine Chance haben, hat sie auch eine. Diese Kids kommen nicht alle nach Gitmo. Diewerden wohl ein paar Hundert zum Befragen dabehalten und den Rest heimschicken.“170
Wir liefen weiter Market Street hoch und kamen jetzt an den Strip-Lokalen vorbei, wo auch diePenner und Junkies ihre kleinen Lager aufgeschlagen hatten, die wie offene Klohäuschen stanken.Masha führte mich zu einer Nische im verschlossenen Eingang einer dieser Striptease-Höhlen. Siezog ihre Jacke aus und wendete sie – das Futter war ein gedämpftes Streifenmuster, und durch dieumgedrehten Nähte fiel die Jacke jetzt auch anders. Aus der Tasche zog sie eine Wollmütze hervor,die sie so über ihr Haar zog, dass es eine kecke seitliche Ausbuchtung ergab. Dann holte sie ein paarAbschmink-Tücher heraus und bearbeitete ihr Gesicht und die Fingernägel. Einen Moment später warsie eine andere Frau.„Kleidung wechseln“, sagte sie. „Jetzt du. Schuhe aus, Jacke aus, Mütze aus.“ Ich verstand, was siemeinte. Die Bullen würden ziemlich sorgfältig nach jedem Ausschau halten, der aussah, als könnte erbeim VampMob dabeigewesen sein. Die Mütze warf ich gleich weg – diese Sorte Caps hatte ich ehnie leiden können. Dann stopfte ich die Jacke in meine Tasche und holte ein Langarmshirt mit Rosa-Luxemburg-Aufdruck heraus, das ich über mein schwarzes T-Shirt zog. Ich ließ Masha mein Makeupund den Nagellack abwischen, und ruckzuck war ich sauber.„Schalt dein Handy aus“, sagte sie. „Irgendwelche RFIDs dabei?“ Ich hatte meinen Studentenausweis,meine Geldautomatenkarte und den Fast Pass. Alles wanderte in einen silbernen Beutel, den sie mirhinhielt und den ich als strahlendichten Faraday-Beutel erkannte. Aber als sies in ihre Tasche steckte,dämmerte mir, dass ich ihr gerade meine gesamte Identifikation anvertraut hatte. Wenn sie nun auf dergegnerischen Seite war?Allmählich wurde mir auch die Tragweite dessen bewusst, was gerade passiert war. Ich hatte mirausgemalt, dass Ange in diesem Moment bei mir sein würde. Mit Ange wären wir zwei gegen eine.Ange würde mir helfen, zu merken, ob irgendwas faul war. Ob Masha nicht die war, als die sie sichausgab.„Steck diese Kiesel in deine Schuhe, bevor du sie wieder anziehst.“„Nicht nötig. Ich hab mir den Fuß verstaucht. Kein Schritterkennungsprogramm wird mich jetzterkennen.“Sie nickte einmal, zwei Profis unter sich, und schleuderte ihre Tasche über. Ich schnappte mir meine,und weiter gings. Gesamtzeit für den Wechsel war weniger als eine Minute gewesen, und wir sahenaus und liefen wie zwei andere Menschen.Sie schaute auf die Uhr und schüttelte den Kopf. „Komm schon“, sagte sie, „wir müssen zu unseremTreffpunkt. Komm aber ja nicht auf die Idee, wegzurennen. Du hast jetzt die Wahl zwischen mir unddem Knast. Die werden ein paar Tage brauchen, um die Aufzeichnungen vom Mob zu analysieren,aber wenn sie damit durch sind, wandert jedes Gesicht in eine Datenbank. Unser Verschwinden wirdbemerkt werden. Wir sind jetzt beide gesuchte Kriminelle.“Am nächsten Block bogen wir von Market Street ab und liefen Richtung Tenderloin zurück. DieseEcke kannte ich. Hier war es, wo wir das offene WLAN gesucht hatten, an diesem Tag, als wirHarajuku Fun Madness spielten.„Wohin gehen wir?“, fragte ich.-----„Wir trampen. Halt die Klappe, ich muss mich konzentrieren.“ Wir hatten Tempo drauf, und Schweißfloss mir übers Gesicht, den Rücken runter, durch die Po-Ritze und über die Schenkel. Mein Fuß tatheftig weh, und die Straßen von San Francisco rauschten an mir vorbei, vielleicht zum letzten Mal fürimmer.Es machte die Sache auch nicht besser, dass wir ständig bergauf stampften, dorthin, wo das schäbigeTenderloin den Luxusimmobilien von Nob Hill weicht. Ich atmete in abgerissenen Japsern. Sie lotsteuns zumeist durch schmale Gässchen und benutzte die großen Straßen nur, um von einemSchleichpfad zum nächsten zu gelangen.171
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Cory DoctorowLittle BrotherDeutsch
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Bona, Heimatort Petaluma) ist ne ga
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werden konnten. Man musste bloß hi
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Aber es gibt ne Menge Leute, die ir
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Kapitel 2Dieses Kapitel ist Amazon.
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sind, die auf seinen Befehl warten.
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Die physische Komponente des heutig
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Kapitel 3Dieses Kapitel ist Borderl
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des Telefonnetzes. Solche Sachen h
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Das Licht im Raum war so grell, das
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Desinfektionslösung, auf der in kl
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Wenn du mit den Bullen sprichst, oh
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Wärter brüllten uns zu, wir sollt
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Die Wahrheit lautet: Ich hatte alle
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Dann zurück in die Zelle; aber sie
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„Warten Sie!“, schrie ich. „B
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Kapitel 5Dieses Kapitel ist Secret
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Gegend gabs schon seit Jahren keine
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Ich verstand den Wink und ging weit
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Ich fand mein Bild und sah, dass es
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Ich wälzte mich aus dem Bett. Inzw
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Hacker gehen durch solche Sperren g
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Meine Kinnlade klappte runter.„De
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Deshalb geben sich Rasierklingen-Fi
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Und tatsächlich ist ziemlich genau
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mit vollem Magen. Außerdem nahm ic
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„Also folgen Sie jedem, der mit e
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„Mom setzte ihren Teebecher ab.
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unnormal warst. Und ich konnte das
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Pigspleens Gründerin hatte die Ant
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Kapitel 8Dieses Kapitel ist Borders
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Sie lag zurückgelehnt in der Sonne
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hat. Damit meine ich, er liefert in
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man machte die Pseudo-Sicherheitsma
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(Klingen kreuzen, um auszufechten,
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dass sie mich abgefangen haben, ist
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Und die Überwachung in Großbritan
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Jetzt konnte ich wirklich nicht meh
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Das würde absolut klappen! Jolu, d
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„Tja, was machen wir? Mann, ich w
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„Was?“, fragte ich, obgleich ic
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„Was ich heute Nacht von euch mö
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jemanden erkennt, dem man vertrauen
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Zuerst fand der Vorschlag keinen Zu
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Die planen einen Riesengig und habe
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Das gab den Startschuss für die Be
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Kapitel 12Dieses Kapitel ist Forbid
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Moment hätte ich schwören können
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Tabasco. Das ist verdammt höllensc
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„Traut keinem über 25!“Sie sch
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Und dann fiel der Nebel vom Himmel.
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Kapitel 13Dieses Kapitel ist Books-
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„Heilige Scheiße!“ Das war wir
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meinten wir, holt euch Amerika zur
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verliert eure Freiheit und eure Fre
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Kapitel 14Dieses Kapitel ist der un
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edroht ist. Wir sitzen jetzt im Ret
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