geschnappt und alles rundum auf gut einen Zentimeter Länge getrimmt; das war völlig pflegeleicht,und außerdem war es hilfreich, beim Jammen und RFID-Klonen unauffällig auszusehen.Ich öffnete die Augen und blickte in ihre großen, braunen Augen hinter der Brille. Sie waren rund,feucht und sehr ausdrucksstark. Sie konnte sie hervorpoppen lassen, um mich zum Lachen zu bringen,sie konnte sie weich und traurig wirken lassen, aber auch träge und schläfrig auf eine Weise, die michvor Geilheit fast zerfließen ließ.Und genau das tat sie gerade jetzt.Ich setzte mich langsam auf und umarmte sie. Sie erwiderte die Umarmung. Wir küssten uns. Sieküsste unglaublich. Ich weiß, ich sagte es schon, aber das kann man nicht oft genug wiederholen. Wirküssten uns ziemlich oft, aber irgendwie hörten wir immer auf, bevor es zu heftig zur Sache ging.Jetzt wollte ich einen Schritt weiter gehen. Ich fand den Saum ihres T-Shirts und zog. Sie hob ihreHände übern Kopf und rutschte ein kleines Stück zurück. Ich hatte gewusst, dass sie das tun würde;ich hatte es seit der Nacht im Park gewusst. Vielleicht waren wir deshalb nie weiter gegangen. Ichwusste, ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass sie rechtzeitig die Notbremse zog, und dasmachte mir ein wenig Angst.Aber dieses Mal hatte ich keine Angst. Die bevorstehende Pressekonferenz, die Querelen mit meinenEltern, die internationale Aufmerksamkeit, dieses Gefühl, dass es da eine Bewegung gab, die sichüber die Stadt ausbreitete wie eine wildgewordene Flipperkugel – das alles prickelte auf meiner Hautund ließ mein Herz singen.Und sie war wunderschön, klug und lustig, und ich verliebte mich mehr und mehr in sie.Ihr Shirt rutschte heraus, mit einer Biegung ihres Rückens half sie mir, es über ihre Schultern zuziehen. Dann griff sie hinter sich, hantierte etwas, und ihr BH fiel aufs Bett. Ich konnte sie nursprachlos, bewegungslos anstarren, und dann griff sie nach meinem Shirt, zerrte es mir über den Kopfund zog mich an sich heran, Brust an nackte Brust.Wir wälzten uns übers Bett, berührten einander, vernestelten unsere Körper ineinander und stöhnten.Sie bedeckte meine Brust mit Küssen, und ich ihre ebenso. Ich konnte nicht atmen, nicht denken; ichkonnte mich nur bewegen und küssen und lecken und berühren.Dann trauten wir uns noch einen Schritt weiter. Ich knöpfte ihre Jeans auf, sie öffnete meine. Ich zogihren Reißverschluss auf, sie meinen, dann zog sie mir die Jeans aus und ich ihre. Einen Augenblickspäter waren wir beide nackt, mit Ausnahme meiner Socken, die ich mit den Zehen abstreifte.Und genau in diesem Moment erhaschte ich einen Blick auf ihren Wecker, der schon vor langer Zeitauf den Boden gerollt war und uns von dort unten entgegenleuchtete.„Verdammt!“, schrie ich. „Es geht in zwei Minuten los!“ Ich konnte es selbst nicht fassen, dass ich imBegriff war, damit aufzuhören, wo ich doch gerade erst damit aufgehört hatte, vorher aufzuhören. Ichmein, hätte man mich gefragt, „Marcus, du wirst gleich zum allerersten Mal in deinem Leben miteinem Mädchen ins Bett gehen; würde es dich stören, wenn ich im gleichen Raum diese Atombombezündete?“, dann wäre meine Antwort ein beherztes, eindeutiges „NEIN“ gewesen.Und doch: Dafür hörten wir auf.Sie zog mich zu sich heran, mein Gesicht eng an das ihre, und küsste mich, bis ich dachte, gleichohnmächtig werden zu müssen; dann schnappten wir uns unsere Klamotten, hockten uns mehr oderweniger angezogen hinter unsere Tastaturen und Mäuse und machten uns auf den Weg zu PatcheyePete.Die Presseleute konnte man leicht erkennen. Das waren die Anfänger, die ihre Charaktere wiestolpernde Besoffskis spielten, hin- und her-, rauf- und runterwankend versuchten, sich irgendwie-----126
zurechtzufinden, und gelegentlich die falsche Taste drückten, was dann dazu führte, dass sie Fremdenihre Ausrüstung ganz oder teilweise zum Tausch anboten oder sie versehentlich umarmten oder traten.Auch die Xnetter waren leicht zu erkennen. Wir spielten alle Clockwork Plunder, sooft wir etwasFreizeit hatten (oder keine Lust auf Hausaufgaben), und wir hatten ziemlich ausgefuchste Charakteremit coolen Waffen und Sprengsätzen an den Schlüsseln hinten am Rücken, die jedem eine Ladungverpassen würden, der versuchte, uns die Schlüssel zu mopsen und uns leerlaufen zu lassen.Als ich auftauchte, erschien eine Systemstatusmeldung M1K3Y HAT PATCHEYE PETE‘SBETRETEN – WILLKOMMEN, SWABBIE, HIER GIBT ES GUTE WARE FÜR FETTE BEUTE. AlleSpieler auf dem Monitor erstarrten, dann scharten sie sich um mich. Der Chat explodierte. Ich dachtekurz daran, auf Sprachsteuerung umzuschalten und mir ein Headset zu nehmen, aber angesichtsdessen, wie viele Leute hier gleichzeitig zu reden versuchten, wurde mir klar, wie verwirrend das seinwürde. Texte waren viel leichter zu erfassen, und dann konnten sie mich auch nicht falsch zitieren(hehe).Ich hatte die Örtlichkeiten vorher mit Ange ausgekundschaftet – es war super, mit ihr zusammen imSpiel loszuziehen, weil wir unsere Figuren gegenseitig aufziehen konnten. Es gab da einen erhöhtenPunkt auf einem Stapel von Packungen mit Salzrationen; wenn ich mich dort raufstellte, konnte ichaus jedem Winkel des Marktes gesehen werden.> Guten Abend und herzlichen Dank Ihnen allen fürs Erscheinen. Mein Name ist M1k3y, und ich binnicht der Anführer von was-auch-immer. Überall um Sie herum sind andere Xnetter, die ebenso vielwie ich darüber zu sagen haben, warum wir hier sind. Ich benutze das Xnet, weil ich an die Freiheitglaube und an die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika. Ich benutze das Xnet, weil dasDHS meine Stadt in einen Polizeistaat verwandelt hat, in dem wir alle terrorismusverdächtig sind. Ichbenutze das Xnet, weil ich denke, dass man die Freiheit nicht verteidigen kann, indem man die Bill ofRights zerreißt. Was ich über die Verfassung weiß, habe ich an einer Schule in Kalifornien gelernt,und ich bin aufgewachsen in einem Land, das ich um seiner Freiheit willen liebe. Wenn ich einePhilosophie habe, dann diese:> daß, um diese Rechte zu sichern, Regierungen eingesetzt sein müssen, deren volle Gewalten vonder Zustimmung der Regierten herkommen; daß zu jeder Zeit, wenn irgend eine Regierungsformzerstörend auf diese Endzwecke einwirkt, das Volk das Recht hat, jene zu ändern oder abzuschaffen,eine neue Regierung einzusetzen, und diese auf solche Grundsätze zu gründen, und deren Gewalten insolcher Form zu ordnen, wie es ihm zu seiner Sicherheit und seinem Glücke am zweckmäßigstenerscheint.> Ich habe das nicht geschrieben, aber ich glaube daran. Das DHS regiert nicht mit meinerZustimmung.> Vielen Dank.Ich hatte das am Tag zuvor geschrieben und immer wieder Entwürfe mit Ange ausgetauscht. Den Texteinzufügen dauerte bloß eine Sekunde, aber jeder im Spiel brauchte einen Moment, um ihn zu lesen.Eine Menge Xnetter jubelten, wilde exaltierte Piraten-Hurras mit emporgereckten Säbeln undPapageien, die ihnen krächzend um die Köpfe flatterten.Nach und nach verdauten auch die Journalisten das Gelesene. Der Chat raste nur so an uns vorbei, soschnell, dass es kaum zu lesen war; etliche Xnetter schrieben Sachen wie „Auf gehts“, „Amerika:Wenn du es nicht liebst, dann verschwinde“, „Weg mit dem DHS“ und „Amerika raus aus SanFrancisco“, alles Slogans, die in der Xnet-Blogosphäre angesagt waren.> M1k3y, ich bin Priya Rajneesh von der BBC. Sie sagen, sie sind nicht der Führer einer Bewegung,aber würden Sie sagen, dass es eine Bewegung gibt? Nennt sie sich Xnet?Jede Menge Antworten. Manche Leute sagten nein, es gebe keine Bewegung, andere sagten ja, esgebe eine, und viele Leute kamen mit Vorschlägen dafür, wie sie sich nannte: Xnetter, Kleine Brüder,Kleine Schwestern, und mein persönlicher Favorit, Vereinigte Staaten von Amerika.127
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Cory DoctorowLittle BrotherDeutsch
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Bona, Heimatort Petaluma) ist ne ga
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werden konnten. Man musste bloß hi
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Aber es gibt ne Menge Leute, die ir
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Kapitel 2Dieses Kapitel ist Amazon.
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sind, die auf seinen Befehl warten.
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Die physische Komponente des heutig
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Kapitel 3Dieses Kapitel ist Borderl
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des Telefonnetzes. Solche Sachen h
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Das Licht im Raum war so grell, das
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Desinfektionslösung, auf der in kl
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Wenn du mit den Bullen sprichst, oh
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Wärter brüllten uns zu, wir sollt
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Die Wahrheit lautet: Ich hatte alle
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Dann zurück in die Zelle; aber sie
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„Warten Sie!“, schrie ich. „B
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Kapitel 5Dieses Kapitel ist Secret
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Gegend gabs schon seit Jahren keine
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Ich verstand den Wink und ging weit
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Ich fand mein Bild und sah, dass es
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Ich wälzte mich aus dem Bett. Inzw
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Hacker gehen durch solche Sperren g
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Meine Kinnlade klappte runter.„De
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Deshalb geben sich Rasierklingen-Fi
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Und tatsächlich ist ziemlich genau
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mit vollem Magen. Außerdem nahm ic
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„Also folgen Sie jedem, der mit e
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„Mom setzte ihren Teebecher ab.
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unnormal warst. Und ich konnte das
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Pigspleens Gründerin hatte die Ant
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Kapitel 8Dieses Kapitel ist Borders
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Sie lag zurückgelehnt in der Sonne
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hat. Damit meine ich, er liefert in
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man machte die Pseudo-Sicherheitsma
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(Klingen kreuzen, um auszufechten,
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dass sie mich abgefangen haben, ist
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Quarter aus meiner Tasche und polie
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„Hört mal, ich muss jetzt sofort
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gemeldet, zu meiner Armee. Ich war
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waren ein Zeuge Jehovas und ein Sci
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Jetzt sah sie mich mit blanker Wut
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Und da geschah es. Eine unglaublich
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Dieses Mal war es ein Eimer voll Wa
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Endlich eine Frage, die ich beantwo
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Alles, woran ich denken konnte, war
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„Er schläft“, sagte er. „Vor
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Der Gouverneur breitete die Arme au
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Risikokapitalgeber saßen, um eine
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Nachwort des ÜbersetzersIm 13. Kap