Bis zu diesem Moment war sie in unserer Beziehung die Sexuelle gewesen. Ich hatte es ihrüberlassen, das Tempo vorzugeben und zu kontrollieren. Ich empfand es als unglaublich erotisch, sienach mir greifen, sie mein Shirt ausziehen, sie mein Gesicht an das ihre heranziehen zu lassen.Aber heute Nacht konnte ich mich nicht zurückhalten. Und ich wollte mich nicht zurückhalten.Mit dem Klicken der Tür hinter uns griff ich nach dem Saum ihres T-Shirts und zog; ließ ihr kaum dieZeit, die Arme zu heben, während ich es ihr über den Kopf zerrte. Dann riss ich mir mein Shirt überden Kopf und hörte das Knistern der Baumwolle, als die Nähte platzten.Ihre Augen leuchteten, ihr Mund war offen, ihr Atem schnell und flach. Meiner ebenfalls, und meinAtem und mein Herz und mein Blut pochten, nein, brüllten in meinen Ohren.Dem Rest unserer Kleidung widmete ich mich mit demselben Eifer, warf ihn zu den Haufenschmutziger und sauberer Wäsche auf dem Boden. Überall auf dem Bett lagen Bücher und Zettelverstreut, die ich einfach beiseite fegte. Wir landeten auf dem ungemachten Bett, Arme umeinandergeschlungen, so fest, als ob wir einander durchdringen wollten. Sie stöhnte in meinen Mund, und ichgab den Ton zurück; ich fühlte ihre Stimme in meinen Stimmbändern vibrieren, ein Gefühl intimer alsalles, was ich jemals gefühlt hatte.Sie machte sich los und langte hinüber zu ihrem Nachttisch, zog die Schublade auf und warf einenweißen Kulturbeutel vor mir aufs Bett. Ich schaute hinein: Kondome – Trojans, ein Dutzendspermizide, noch verschweißt. Ich lächelte sie an, sie lächelte zurück, und ich öffnete die Schachtel.Wie es sein würde, darüber hatte ich seit Jahren nachgedacht. Hundert Mal am Tag hatte ich es mirvorgestellt. Es hatte Tage gegeben, da hatte ich praktisch an nichts anderes gedacht.Und es war kein Stück so, wie ich es erwartet hatte. Manches daran war besser. Manches war vielschlimmer. Während es andauerte, empfand ich es als eine Ewigkeit. Und hinterher hatte ich dasGefühl, es habe nur einen einzigen Augenblick lang gedauert.-----Hinterher fühlte ich mich wie zuvor. Und doch anders. Irgend etwas war anders geworden zwischenuns.Es war ziemlich schräg. Verschämt zogen wir uns wieder an, stapften durchs Zimmer, vermieden es,dem Blick des Anderen zu begegnen. Ich wickelte das Kondom in ein Kleenex aus einer Schachtelneben dem Bett, trug es ins Bad, umwickelte es mit Klopapier und steckte es tief unten in denMülleimer.Als ich zurückkam, saß Ange auf dem Bett und spielte mit ihrer Xbox. Ich setzte mich zaghaft nebensie und nahm sie bei der Hand. Sie wandte mir das Gesicht zu und lächelte. Wir waren beideausgelaugt und zitterten.„Danke“, sagte ich.Sie sagte kein Wort und drehte mir wieder den Kopf zu. Sie lächelte übers ganze Gesicht, während ihrdicke Tränen über die Wangen liefen.Ich umarmte sie, und sie klammerte sich fest an mich. „Du bist ein guter Mensch, Marcus Yallow“,flüsterte sie. „Danke.“Ich wusste darauf nichts zu entgegnen, aber ich erwiderte ihre Umklammerung. Sie weinte nun nichtmehr, aber sie lächelte noch.Sie wies auf meine Xbox auf dem Boden neben dem Bett. Ich verstand den Wink, nahm sie hoch,stöpselte sie ein und loggte mich ein.Immer dasselbe: Berge von E-Mail. Die neuen Einträge der Blogs, die ich las, trudelten ein. UndSpam. Oh Mann, bekam ich Spam. Meine schwedische Mailadresse war schon mehrfach vonSpammern gehijackt worden, um sie als Antwortadresse für hundertmillionenfach versandte148
Werbemails zu missbrauchen, und deshalb bekam ich automatische Rückläufer und auch wütendeAntworten. Keine Ahnung, wer dahintersteckte – ob nun das DHS, um meine Mailbox zu fluten, oderauch nur Leute, die sich einen Spaß erlaubten. Immerhin hatte die <strong>Piratenpartei</strong> ziemlich gute Filter,und sie gaben jedem, der wollte, 500 Gigabyte Speicherplatz für Mails, also stand nicht zu befürchten,dass mein Postfach demnächst erstickte.Ich hämmerte auf die Löschtaste und filterte alles raus. Für alles Zeug, das mit meinem öffentlichenSchlüssel verschlüsselt war, hatte ich ein separates Postfach, weil das mit einiger Wahrscheinlichkeitmit dem Xnet zu tun hatte und vertraulich war. Bisher waren die Spammer noch nichtdahintergekommen, dass die Verwendung öffentlicher Schlüssel ihrem Müll einen seriöseren Anstrichgeben würde; das funktionierte also noch ganz gut.Ich hatte ein paar Dutzend verschlüsselte Nachrichten von Leuten in meinem Netz des Vertrauens. Ichüberflog sie – Links zu Videos und Fotos mit neuen Übergriffen des DHS, Horrorgeschichten übersEntkommen um Haaresbreite, Kommentare zu meinen Blog-Texten. Das Übliche.Dann kam eine, die nur mit meinem öffentlichen Schlüssel verschlüsselt war. Das bedeutete, dassniemand außer mir die Nachricht lesen konnte, aber ich hatte keine Ahnung, wer sie geschriebenhatte. Als Absender stand da „Masha“ – das konnte ein Nick sein oder auch ein Realname, ich wusstees nicht.> M1k3y> Du kennst mich nicht, aber ich kenne dich.> Ich wurde an dem Tag festgenommen, an dem die Brücke hochging. Sie befragten mich und kamenzu dem Ergebnis, dass ich unschuldig sei. Sie haben mir einen Job angeboten: Ich sollte ihnen helfen,die Terroristen zu jagen, die meine Nachbarn getötet hatten.> Damals klang das wie eine gute Idee. Ich habe erst später gemerkt, dass mein eigentlicher Jobdarin besteht, Kids auszuspionieren, die sich dagegen wehren, dass ihre Stadt in einen Polizeistaatverwandelt wird.> Ich habe das Xnet am Tag seiner Entstehung infiltriert. Ich bin in deinem Netz des Vertrauens.Wenn ich meine Identität preisgeben wollte, könnte ich dir eine Mail von einer Adresse schicken, derdu vertraust. Drei Adressen, um genau zu sein. Ich bin so weit drin in deinem Netzwerk, wie dasüberhaupt nur einer 17-Jährigen möglich ist. Einige der Mails, die du bekommen hast, enthieltensorgfältig ausgewählte Fehlinformationen von mir und meinen Auftraggebern.> Sie wissen noch nicht, wer du bist, aber sie kommen dir näher. Sie drehen immer mehr Leute aufihre Seite um. Sie grasen die sozialen Netzwerke ab und machen Kids mithilfe von Drohungen zuInformanten. Mittlerweile arbeiten mehrere hundert Leute im Xnet für das DHS. Ich habe ihreNamen, Nicks und Schlüssel. Die privaten und die öffentlichen.> Kurz nach dem Start des Xnets haben wir begonnen, ParanoidLinux zu hacken. Bisher haben wirnur kleine, unbedeutende Lücken aufgetan, aber der eigentliche Hack steht unmittelbar bevor. Undsobald wir den haben, bist du tot.> Ich glaube, es dürfte klar sein, dass ich in Gitmo-an-der-Bay alt und grau werde, wenn meineAuftraggeber herausfinden, dass ich das hier tippe.> Selbst wenn sie ParanoidLinux nicht knacken: Es sind schon verseuchte Distros im Umlauf. Beidenen stimmen die Prüfsummen nicht, aber wer außer dir und mir schaut sich schon die Prüfsummenan? Eine Menge Kids sind schon tot, sie wissen es nur noch nicht.> Das Einzige, worauf meine Auftraggeber jetzt noch warten, ist der beste Zeitpunkt, dich hochgehenzu lassen, damit die Aufmerksamkeit der Medien am größten ist. Und das wird eher früher als spätersein, glaub mir.> Vielleicht fragst du dich jetzt, warum ich dir das erzähle.149
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Cory DoctorowLittle BrotherDeutsch
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Bona, Heimatort Petaluma) ist ne ga
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werden konnten. Man musste bloß hi
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Aber es gibt ne Menge Leute, die ir
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Kapitel 2Dieses Kapitel ist Amazon.
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sind, die auf seinen Befehl warten.
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Die physische Komponente des heutig
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Kapitel 3Dieses Kapitel ist Borderl
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des Telefonnetzes. Solche Sachen h
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Das Licht im Raum war so grell, das
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Desinfektionslösung, auf der in kl
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Wenn du mit den Bullen sprichst, oh
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Wärter brüllten uns zu, wir sollt
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Die Wahrheit lautet: Ich hatte alle
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Dann zurück in die Zelle; aber sie
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„Warten Sie!“, schrie ich. „B
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Kapitel 5Dieses Kapitel ist Secret
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Gegend gabs schon seit Jahren keine
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Ich verstand den Wink und ging weit
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Ich fand mein Bild und sah, dass es
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Ich wälzte mich aus dem Bett. Inzw
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Hacker gehen durch solche Sperren g
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Meine Kinnlade klappte runter.„De
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Deshalb geben sich Rasierklingen-Fi
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Und tatsächlich ist ziemlich genau
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mit vollem Magen. Außerdem nahm ic
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„Also folgen Sie jedem, der mit e
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„Mom setzte ihren Teebecher ab.
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unnormal warst. Und ich konnte das
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Pigspleens Gründerin hatte die Ant
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Kapitel 8Dieses Kapitel ist Borders
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Sie lag zurückgelehnt in der Sonne
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hat. Damit meine ich, er liefert in
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man machte die Pseudo-Sicherheitsma
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(Klingen kreuzen, um auszufechten,
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dass sie mich abgefangen haben, ist
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Und die Überwachung in Großbritan
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Jetzt konnte ich wirklich nicht meh
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Das würde absolut klappen! Jolu, d
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Du willst ihnen eine Nachricht schi
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„Tja, was machen wir? Mann, ich w
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„Was?“, fragte ich, obgleich ic
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„Was ich heute Nacht von euch mö
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jemanden erkennt, dem man vertrauen
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Zuerst fand der Vorschlag keinen Zu
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Die planen einen Riesengig und habe
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Das gab den Startschuss für die Be
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Risikokapitalgeber saßen, um eine
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Nachwort des ÜbersetzersIm 13. Kap