„Hat er. Ja, er hat mir von ihr erzählt. Meinst du nicht, die beobachten sie auch? Euch alle, die siefestgenommen haben?“„Ich denke schon. Trotzdem: Ich glaube, sie beobachten sie nicht ganz so genau. Und Van hat einetotal weiße Weste. Sie hat nie bei einem meiner ...“, ich schluckte, „... meiner Projekte mitgewirkt.Deshalb sind sie mit ihr vielleicht ein bisschen entspannter. Wenn sie den Bay Guardian anruft, umeinen Termin zu machen, um zu berichten, was für ein Mistkerl ich eigentlich bin, dann lassen sie esihr vielleicht durchgehen.“Er starrte die Tür an. Ziemlich lange.„Du weißt, was passiert, wenn sie uns noch mal schnappen.“ Es war keine Frage.Ich nickte.„Bist du sicher? Ein paar von den Leuten, die mit uns auf Treasure Island waren, sind mitHubschraubern weggebracht worden. Außer Landes. Es gibt ein paar Länder, in die Amerika seineFolter auslagern kann. Länder, in denen du auf ewig versauerst. Länder, in denen du dir irgendwannwünschen wirst, dass sie es einfach nur zu Ende bringen; dass sie dich einen Graben ausheben lassenund dich ins Genick schießen, während du dich drüberbeugst.“Ich schluckte und nickte.„Ist es das Risiko wert? Wir könnten für sehr, sehr lange Zeit im Untergrund verschwinden. Undvielleicht bekommen wir unser Land eines Tages zurück. Wir können das aussitzen.“Ich schüttelte den Kopf. „Du kannst nichts bewegen, indem du nichts tust. Es ist unser Land. Und siehaben es uns weggenommen. Die Terroristen, die uns angegriffen haben, sind immer noch frei – aberwir nicht. Ich kann nicht für ein Jahr, zehn Jahre, mein ganzes Leben im Untergrund verschwindenund darauf warten, dass mir die Freiheit gegeben wird. Freiheit ist etwas, das du dir nehmen musst.“-----An diesem Nachmittag verließ Van die Schule wie üblich, saß inmitten eines dichten Knäuels ihrerFreundinnen hinten im Bus, lachend und scherzend wie immer. Die anderen Passagiere im Busschenkten ihr besondere Beachtung, weil sie so laut war und weil sie außerdem diesen blöden,riesigen Schlapphut trug, der aussah wie aus einem Schultheaterstück über Renaissance-Schwertkämpfer. Zu einem bestimmten Zeitpunkt gluckten sie alle aufeinander, schauten dann hintenaus dem Bus raus, gestikulierend und gickelnd. Das Mädchen, das jetzt den Hut trug, hatte annähernddieselbe Größe wie Van, und von hinten würde sie als Van durchgehen.Niemand achtete auf das kleine asiatische Mädchen, das ein paar Haltestellen vor der BART ausstieg.Sie war in eine ganz gewöhnliche Schuluniform gekleidet und schaute schüchtern zu Boden, als sieausstieg. Außerdem gab just in diesem Moment die laute Koreanerin einen Aufschrei von sich, denihre Freundinnen aufgriffen und so laut lachten, dass selbst der Busfahrer langsamer wurde, sich imSitz umdrehte und ihnen einen schmutzigen Blick zuwarf.Van eilte mit gesenktem Kopf die Straße hinunter, das Haar zurückgebunden und über den Kragenihrer altmodischen Ballonjacke fallend. Sie trug Einlagen in ihren Schuhen, die sie fünf wackligeZentimeter größer machten, sie hatte ihre Kontaktlinsen herausgenommen und gegen ihremeistgehasste Brille getauscht, deren riesige Gläser ihr halbes Gesicht einnahmen. Obwohl ich an derBushaltestelle auf sie gewartet und gewusst hatte, wann ich sie zu erwarten hatte, hätte ich sie fastnicht erkannt. Ich stand auf und folgte ihr mit einem halben Block Abstand über die Straße.Die Leute, die mir begegneten, schauten so schnell wie möglich weg. Ich sah aus wie ein jungerObdachloser mit meinem schmuddeligen Pappschild, dem speckigen Mantel und dem riesigenRanzen, der an den Kanten mit Ducktape geflickt war. Niemand will einen Straßenjungen anschauen,denn wenn du seinem Blick begegnest, bettelt er dich womöglich um Kleingeld an. Ich war denganzen Nachmittag in Oakland rumgestromert, und die einzigen Leute, die mich angesprochen hatten,182
waren ein Zeuge Jehovas und ein Scientologe gewesen, die mich beide hatten bekehren wollten. Dasfühlte sich eklig an, wie von einem Perversen angebaggert zu werden.Van folgte den Anweisungen, die ich aufgeschrieben hatte, sehr sorgfältig. Zeb hatte sie ihr aufdemselben Wege zukommen lassen wie mir damals vor der Schule – er war in sie reingerannt undhatte sich überschwänglich entschuldigt. Ich hatte die Nachricht kurz und knapp gehalten, nur kurzumrissen, was ich wollte: Ich weiß, du bist nicht damit einverstanden. Ich verstehe das. Aber das istes nun mal, es ist der wichtigste Gefallen, den ich jemals von dir erbeten habe. Bitte. Bitte.Sie war gekommen. Ich hatte gewusst, dass sie kommen würde. Wir beide hatten eine Mengegemeinsamer Geschichte. Und sie mochte es auch nicht, was mit der Welt passiert war. Und imÜbrigen sagte mir eine böse, hämisch glucksende Stimme in meinem Kopf, dass auch sie jetzt, daBarbaras Artikel erschienen war, unter Verdacht stand.So gingen wir sechs, sieben Blöcke weit, achteten darauf, wer in unserer Nähe war, welche Autosvorbeifuhren. Zeb hatte mir von Fünferketten erzählt, bei denen fünf verschiedene Verdeckte sichdabei abwechselten, dir zu folgen, was es nahezu unmöglich machte, sie zu bemerken. Du musstestschon in eine völlig verlassene Gegend gehen, wo einfach jeder einzelne Mensch klar zu erkennenwar.Die Überführung für die 880 war nur ein paar Blöcke weit von der BART-Station Coliseum entfernt,und selbst wenn man so viele Schlenker machte wie Van, hatte man sie schnell erreicht. Der Lärm vonoben war ohrenbetäubend. Niemand sonst war hier, soweit ich das erkennen konnte. Ich war hiergewesen, bevor ich die Location in meiner Nachricht an Van vorgeschlagen hatte, um zu checken, obes Ecken gäbe, in denen sich jemand verstecken konnte. Es gab keine.Sobald sie am vereinbarten Platz stehengeblieben war, ging ich schneller, um zu ihr zu gelangen. Sieblinzelte mich mit großen Augen hinter der Brille an.„Marcus“, wisperte sie, und Tränen schimmerten in ihren Augen. Ich bemerkte, dass ich ebenfallsweinte. Mann, ich gab einen lausigen Flüchtling ab. Zu sentimental.Sie umarmte mich so stürmisch, dass ich keine Luft mehr bekam, und ich umarmte sie noch heftiger.Dann küsste sie mich.Nicht auf die Wange, nicht wie eine Schwester. Voll auf die Lippen, ein heißer, feuchter, dampfenderKuss, der nie mehr zu enden schien. Ich war von meinen Gefühlen so übermannt ...Ach Quatsch. Ich wusste genau, was ich tat. Ich erwiderte den Kuss.Dann hörte ich auf und trat zurück, fast schubste ich sie zurück. „Van“, keuchte ich.„Ups“, sagte sie.„Van“, begann ich nochmals.„Sorry“, sagte sie, „ich ...“Und in diesem Moment wurde mir etwas bewusst, das ich vermutlich schon sehr viel länger hättebemerken müssen.„Du magst mich, stimmts?“Sie nickte jämmerlich. „Seit Jahren.“Oh Gott. Darryl war all die Jahre so sehr in sie verliebt, und die ganze Zeit hatte sie nur Augen fürmich und war insgeheim scharf auf mich. Und dann kam ich mit Ange an. Ange hatte gesagt, dass sieimmer schon Streit mit Van hatte. Und ich lief hier rum und hatte nichts als Ärger.„Van, es tut mir so Leid.“„Vergiss es“, sagte sie und blickte zur Seite. „Ich weiß, dass es nicht sein kann. Ich wollte das nurdieses eine Mal, nur für den Fall, dass ich dich nie ...“ Sie verkniff sich den Rest.183
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Cory DoctorowLittle BrotherDeutsch
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Bona, Heimatort Petaluma) ist ne ga
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werden konnten. Man musste bloß hi
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Aber es gibt ne Menge Leute, die ir
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Kapitel 2Dieses Kapitel ist Amazon.
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sind, die auf seinen Befehl warten.
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Die physische Komponente des heutig
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Kapitel 3Dieses Kapitel ist Borderl
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des Telefonnetzes. Solche Sachen h
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Das Licht im Raum war so grell, das
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Desinfektionslösung, auf der in kl
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Wenn du mit den Bullen sprichst, oh
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Wärter brüllten uns zu, wir sollt
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Die Wahrheit lautet: Ich hatte alle
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Dann zurück in die Zelle; aber sie
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„Warten Sie!“, schrie ich. „B
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Kapitel 5Dieses Kapitel ist Secret
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Gegend gabs schon seit Jahren keine
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Ich verstand den Wink und ging weit
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Ich fand mein Bild und sah, dass es
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Ich wälzte mich aus dem Bett. Inzw
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Hacker gehen durch solche Sperren g
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Meine Kinnlade klappte runter.„De
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Deshalb geben sich Rasierklingen-Fi
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Und tatsächlich ist ziemlich genau
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mit vollem Magen. Außerdem nahm ic
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„Also folgen Sie jedem, der mit e
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„Mom setzte ihren Teebecher ab.
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unnormal warst. Und ich konnte das
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Pigspleens Gründerin hatte die Ant
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Kapitel 8Dieses Kapitel ist Borders
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Sie lag zurückgelehnt in der Sonne
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hat. Damit meine ich, er liefert in
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man machte die Pseudo-Sicherheitsma
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(Klingen kreuzen, um auszufechten,
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dass sie mich abgefangen haben, ist
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Und die Überwachung in Großbritan
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Jetzt konnte ich wirklich nicht meh
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Das würde absolut klappen! Jolu, d
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„Tja, was machen wir? Mann, ich w
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„Was?“, fragte ich, obgleich ic
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„Was ich heute Nacht von euch mö
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jemanden erkennt, dem man vertrauen
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Zuerst fand der Vorschlag keinen Zu
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Die planen einen Riesengig und habe
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Das gab den Startschuss für die Be
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Kapitel 12Dieses Kapitel ist Forbid
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Moment hätte ich schwören können
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Tabasco. Das ist verdammt höllensc
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„Traut keinem über 25!“Sie sch
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Und dann fiel der Nebel vom Himmel.
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„Heilige Scheiße!“ Das war wir
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meinten wir, holt euch Amerika zur
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verliert eure Freiheit und eure Fre
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Kapitel 14Dieses Kapitel ist der un
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edroht ist. Wir sitzen jetzt im Ret
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ennen, brennen, brennen wie sagenha
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mit Schraubenziehern auseinananderg
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Angelegenheit, als gestern abend Na
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Kapitel 15Dieses Kapitel ist Chapte
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zurechtzufinden, und gelegentlich d
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Gegen elf Uhr hatte ich genug. Auß
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